Dax und EuroStoxx50 stiegen am Mittwoch um jeweils ein Prozent auf 12.526 beziehungsweise 3397 Punkte. "Die Stimmung bleibt aber pessimistisch, da weiterhin die Gefahr eines wirtschaftlichen Abschwungs droht", warnte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Sein Kollege Neil Wilson vom Online-Broker Markets.com bezeichnete die aktuelle Rally als "Dead Cat Bounce". Mit dem Bild der wieder hochspringenden toten Katze beschreiben Börsianer kurzzeitige Kurserholungen in einem längerfristigen Abwärtstrend.

Aufwärts geht es auch wieder mit dem Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,3 Prozent auf 105,09 Dollar je Barrel (159 Liter), nachdem ihr Kurs am Dienstag wegen der Konjunktursorgen um fast zehn Prozent abgeschmiert war. "Dieser Ausverkauf war überzogen", sagte John Kilduff, Partner beim Vermögensberater Again Capital. Denn das Angebot sei weiterhin knapp.

KUPFERPREIS AUF TALFAHRT - EURO NAHE 20-JAHRES-TIEF


Bei Kupfer ging die Talfahrt dagegen weiter. Das Industriemetall verlor zeitweise fünf Prozent und war mit 7291,50 Dollar je Tonne so billig wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. Damit summiert sich das Minus der vergangenen Wochen auf rund 25 Prozent. Zuletzt ging es vor elf Jahren so stark bergab. Auf die Stimmung drückten die Corona-Lockdowns in China und die Zinserhöhungen der großen Notenbanken, die eine Rezession auszulösen drohten, schrieben die Analysten der Bank Standard Chartered.

Der Euro fiel um 0,4 Prozent und markierte mit 1,0224 Dollar den zweiten Tag in Folge ein 20-Jahres-Tief. "Zum einen belasten die offensichtlichen Rahmenbedingungen aus steigender Inflation und geopolitischen und wirtschaftlichen Verwerfungen durch den Krieg in der Ukraine, inklusive der drohenden Energiekrise", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Zum anderen sind die hohen Zinsdifferenzen zwischen Europa und der USA ausschlaggebend. In den USA wurden die Zinsen durch die Fed bereits mehrfach angehoben, in der Eurozone noch nicht."

INDUSTRIE-AUFTRÄGE GESTIEGEN - ENTSPANNUNG BEIM GASPREIS


Der überraschende Anstieg bei den Auftragseingängen für die deutsche Industrie hellte die Stimmung kaum auf. "Das hauchdünne Plus ist alleine den volatilen Großaufträgen zu verdanken", gab Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank zu bedenken. "So hart es klingt, an einer Rezession führt vermutlich kein Weg vorbei."

Am Erdgas-Markt machten einige Investoren unterdessen Kasse. Der europäische Future fiel um acht Prozent auf 159,60 Euro je Megawattstunde. Auslöser hierfür sei die Intervention der norwegischen Regierung, um den Streik der dortigen Öl- und Gasarbeiter zu beenden, schrieben die Analysten des Branchendienstes Engie EnergyScan. Dennoch konnten sich Uniper-Titel nicht von ihrem jüngsten Rekordtief lösen. Der Versorger will wegen der verringerten Gaslieferungen aus Russland und eines drohenden Lieferstopps unter einen staatlichen Schutzschirm schlüpfen.

Daneben stach Just Eat Takeaway mit einem Kursplus von zeitweise 20 Prozent heraus. Das ist der größte Sprung seit dreieinhalb Jahren. GrubHub, die US-Tochter des Essenslieferanten geht eine Partnerschaft mit Amazon ein, die eine Beteiligung des amerikanischen Online-Händlers einschließt. Die Analysten der Credit Suisse sehen in dem Deal eine Stärkung von GrubHub und die Chance für weitere Gemeinschaftsprojekte.

rtr