Der Dax legte am Vormittag 1,7 Prozent auf 12.727 Punkte zu, der EuroStoxx50 stand 1,1 Prozent höher bei 3433 Zählern.
Börsianer wetten mittlerweise darauf, dass die Fed im Kampf gegen die Inflation die Zinsen diesen Monat um einen vollen Prozentpunkt anheben könnte. Die Fed-Mitglieder Christopher Waller und James Bullard nahmen jedoch etwas Wind aus den Segeln und betonten, dass sie eine Bewegung um 75 Basispunkte bevorzugen würden. Dies habe an den US-Börsen für Erleichterung gesorgt und auch die Ölpreise gestützt, sagten Börsianer. Die Nordsee-Sorte Brent notierte 0,6 Prozent fester bei 99,68 Dollar je Fass.
Mit Spannung erwarteten Marktteilnehmer am Nachmittag die US-Einzelhandelsumsätze, die ein weiterer wichtiger Indikator für die Fed sein dürften. Nach den enttäuschenden Zahlen von JP Morgan und Morgan Stanley stehen zum Wochenausklang die Zahlen der Geldhäuser Wells Fargo und Citigroup im Fokus.
CHINA-SORGEN DRÜCKEN METALLPREISE
Die Konjunktursorgen der Anleger verschärfte ein strauchelndes Wirtschaftswachstum in China. Vor allem wegen der harten Corona-Lockdowns brach das Bruttoinlandsprodukt binnen Jahresfrist ein und legte nur um magere 0,4 Prozent zu. Damit sei die Regierung in Peking "Lichtjahre entfernt von den für 2022 angepeilten 5,5 Prozent", kommentierte von der Ökonom Bernd Krampen von der NordLB. Es sei fraglich, ob die bislang beschlossenen Zinssenkungen der Zentralbank ausreichten, um der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen.
An den Rohstoffmärkten knickten die Metallpreise angesichts der Sorge um eine schwindende Nachfrage Chinas ein. Kupfer steuerte auf seinen größten Wochenverlust seit mehr als zwei Jahren zu. Der Preis für das Industriemetall fiel erstmals seit November 2020 unter 7000 Dollar je Tonne. Nickel rutschte um 2,4 Prozent auf 18.935 Dollar je Tonne ab, Zink um ein Prozent auf 1845 Dollar je Tonne.
SPREADS UND EURO WEGEN REGIERUNGSKRISE IN ITALIEN ANGEZÄHLT
Mit Argusaugen verfolgten die Anleger auch die Krise der Regierungskoalition in Italien. Diese gipfelte am Donnerstagabend in einem Rücktrittsgesuch von Ministerpräsident Mario Draghi gipfelte, was von Präsident Sergio Mattarella allerdings abgelehnt wurde. Nach den herben Verlusten am Donnerstag erholte sich der Mailänder Aktienindex, auch die gebeutelten Bankenwerte zogen um rund zwei Prozent an. Zwar seien diese weiterhin anfällig, hätten ihre Bilanzen und Liquiditätslagen allerdings massiv verbessert, sagten die Analysten von Citi.
Infolge der politischen Unsicherheit weiteten sich die Renditeabstände zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen indes weiter aus. Der Spread zwischen den zehnjährigen Titeln markierte bei 228,1 Basispunkten den höchsten Stand seit einem Monat. "Die EZB sorgt sich um ein zu starkes Auseinanderdriften der Spreads in der Eurozone", sagten die Devisenanalysten der Commerzbank. "Denn damit würden sich die Finanzierungsbedingungen einiger Länder, unter anderem eben Italiens, aus Sicht der Notenbank ungerechtfertigterweise, verschlechtern."
GELDSPRITZE AUS SAUDI-ARABIEN TREIBT ASTON MARTIN
Die Aussicht auf frische Barmittel trieb die Aktien von Aston Martin in London um 23 Prozent auf 458,3 Pence. Der Luxusautobauer will mittels einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten 653 Millionen Pfund (umgerechnet rund 771 Millionen Euro) einnehmen. Der saudische Staatsfonds soll im Zuge dessen zum zweitgrößten Eigner werden.
Anleger nahmen bei Drägerwerk Reißaus, nachdem der Medizintechnik-Konzern wegen gestörter Lieferketten und des erneuten Lockdowns in China einen operativen Verlust im ersten Halbjahr verbuchte. Die Titel hielten mit einem Minus von bis zu 7,5 Prozent die rote Laterne im SDax. Die dennoch bekräftigten Jahresziele mit einer angepeilten Ebit-Marge zwischen ein und vier Prozent erscheine nur schwer erreichbar, sagte ein Händler.
rtr