Eine wirkliche Aufwärtsdynamik sei aber nicht zu beobachten, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Zu stark wiegt das vor allem europäische Problem einer drohenden Energiekrise, wenn aus Russland ab der kommenden Woche zunächst kein Gas mehr durch die Pipeline Nord Stream 1 fließt. Was nach den offiziellen Wartungsarbeiten kommt, ist ungewiss." Der europäische Erdgas-Future bewegte sich allerdings kaum und kostete 147,75 Euro je Megawattstunde.

"Ein weiteres Thema am Horizont ist das längst vergessen geglaubte Coronavirus", warnte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Eine erneute starke Welle im Herbst einschließlich ihrer Maßnahmen könnte endgültig die Rezession der deutschen Wirtschaft zementieren."

Die Furcht hiervor spiegelte sich in den Rohstoffpreisen wider. Das Industriemetall Kupfer verlor zeitweise 1,6 Prozent und war mit 7918 Dollar je Tonne so billig wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. In China rutschte der Terminkontrakt auf Eisenerz sogar um knapp sechs Prozent ab, nachdem die Regierung in Peking wegen steigender Corona-Fallzahlen neue Pandemie-Beschränkungen verkündet hatte. China ist der weltweit größte Abnehmer dieser Rohstoffe.

GEWINNMITNAHMEN BEI ANLEIHEN - ITALIEN IM BLICK


Parallel dazu machten Anleihe-Anleger Kasse, nachdem sie sich in den vergangenen Wochen aus Furcht vor einer Rezession in diesen "sicheren Hafen" geflüchtet hatten. Die aktuellen Verkäufe trieben die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 1,274 Prozent.

Noch größer war der Druck auf die vergleichbaren Papiere aus Italien, wodurch deren Renditeabstand(Spread) zu den Bundesanleihen wieder stieg. Börsianer warteten gespannt auf die Ergebnisse eines Krisentreffens zwischen Ministerpräsident Mario Draghi und Guiseppe Conte, dem Chef des Koalitionspartners 5-Sterne-Bewegung. "Der Ministerpräsident wird der 5-Sterne-Bewegung sicher weit entgegenkommen, um diese in der Koalition zu halten", prognostizierten die Analysten der Bank Unicredit.

VON GASKRISE GEBEUTELTER VERSORGER UNIPER WIEDER IM MINUS


Bei den Unternehmen stand erneut Uniper im Rampenlicht. Der Versorger ist wegen der Gaskrise in Not geraten. Seine Aktien fielen nach anfänglichen Gewinnen um drei Prozent, nachdem sie am Freitag dank möglicher staatlicher Hilfen gut zehn Prozent zugelegt hatten.

Gefragt waren dagegen die Papiere von Vitesco, die sich um fünf Prozent verteuerten. Die Familie Schaeffler stockte ihre Beteiligung an dem Autozulieferer auf und hält nun insgesamt knapp die Hälfte der Anteile. Angaben zum Kaufpreis machte sie nicht.

Insgesamt blieben die Umsätze an den europäischen Aktienmärkten allerdings dünn, weil keine Impulse aus den USA kamen. Die Wall Street blieb wegen des dortigen Unabhängigkeitstags geschlossen.

rtr