Dax und EuroStoxx50 fielen am Donnerstag um jeweils rund 2,6 Prozent auf 12.664 beziehungsweise 3427 Punkte. Damit summierte sich das Minus des deutschen Leitindex seit Monatsbeginn auf gut zwölf Prozent. Niemals zuvor hatte er in einem Juni so stark verloren. Sein pan-europäisches Pendant steuerte mit einem Minus von knapp zehn Prozent auf den größten Juni-Verlust seit 14 Jahren zu.

"Investoren beginnen angesichts der steigenden Zahl von einkassierten Ergebnisprognosen durch die Unternehmen damit, ihre Kaufmarken für Kurse, die sie als wieder günstig erachten, deutlich nach unten zu korrigieren", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Unter diesem Gesichtspunkt seien Aktien selbst nach den jüngsten Kursverlusten nicht günstig.

INFLATIONSBEKÄMPFUNG FÜR NOTENBANKEN OBERSTE PRIORITÄT


Sorgen bereiteten Börsianern bekräftigte Bekenntnisse zum Kampf gegen die Inflation durch die Chefs der US-Notenbank Fed, der EZB und der Bank von England (BoE). "Jerome Powell, Christine Lagarde und Andrew Bailey sind im Augenblick das Trio der schlechten Laune und haben die Hoffnung, dass die Notenbanken auf die zinspolitischen Bremse treten werden, zunichte gemacht", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG.

Geschürt wurden die Zinserhöhungsspekulationen von den jüngsten Inflationsdaten europäischer Staaten. In Frankreich erreichte die Teuerungsrate vorläufigen Zahlen zufolge im Juni mit 6,5 Prozent ein Rekordhoch. In Spanien übersprang sie erstmals seit 1985 wieder die Marke von zehn Prozent.

ROHSTOFFPREISE FALLEN - "SICHERE HÄFEN" GEFRAGT


Die Rezessionsängste spiegelten sich auch in fallenden Rohstoffpreisen wider. Spekulationen auf eine sinkende Nachfrage drückten die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,7 Prozent auf 115,48 Dollar je Barrel (159 Liter) und Kupfer um 1,9 Prozent auf 8239 Dollar je Tonne.

Gefragt waren dagegen "sichere Häfen" wie die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,4 Prozent auf 105,48 Punkte. Die Nachfrage nach Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,394 Prozent. Gold konnte nicht profitieren und verlor 0,7 Prozent auf 1804 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Steigende Zinsen und die Aufwertung des Dollar machten das Edelmetall unattraktiver, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.

GASPREIS ZIEHT AN - UNIPER RUFT UM HILFE


Gleichzeitig stieg der europäische Erdgas-Future um gut sechs Prozent auf 145,25 Euro je Megawattstunde, weil Investoren einen kompletten Lieferstopp Russlands befürchteten. "Dann würde es schwierig werden, die Gasvorräte für den Winter weiter aufzufüllen", warnte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.

Vor diesem Hintergrund kassierte Uniper seine Geschäftsziele und will unter einen staatlichen Schutzschirm schlüpfen. Mehr Infos dazu erhalten Sie von BÖRSE ONLINE hier. Der Versorger ist der größte ausländische Kunde des russischen GazpromKonzerns. Wegen des Ausfalls von Lieferungen müsse sich Uniper zu höheren Preisen anderweitig mit Erdgas eindecken, schreiben die Analysten der Citigroup. Die dadurch auflaufenden Verluste taxierten sie auf 30 Millionen Euro täglich. Dies brockte Uniper-Aktien einen Rekord-Kurssturz von zeitweise 23 Prozent ein. Mit 12,76 Euro waren die Titel so billig wie zuletzt vor fünfeinhalb Jahren. Papiere der Uniper-Mutter Fortum fielen in Helsinki um bis zu 12,7 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief 14,44 Euro. RWE und E.ON rutschten um bis zu 5,5 Prozent ab.

Gazprom-Titeln drohte in Moskau mit einem Minus von zeitweise 33 Prozent der größte Tagesverlust ihrer Geschichte. Das Unternehmen streicht erstmals seit 1998 die Dividende. Ursprünglich war eine Rekord-Ausschüttung geplant. Mehr dazu lesen Sie hier bei BÖRSE ONLINE.

rtr