Der Dax lag am Freitag mit 13.230 Punkten 0,3 Prozent im Minus, der EuroStoxx50 kam kaum vom Fleck. Anleger rätseln derzeit, ob die Fed im September erneut einen sehr kräftigen Zinsschritt nach oben machen oder die Zinszügel etwas weniger stark anziehen wird. Aus Sicht von Commerzbank-Analystin Esther Reichelt dürfte Powell auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole darum bemüht sein, keinerlei Zweifel an der Entschlossenheit der Fed im Kampf gegen die Inflation aufkommen zu lassen. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass der Fed-Chef in seiner Rede für Klarheit sorgen werde, wie die Notenbank reagiere, sollte die US-Konjunktur deutlich abkühlen.

Unter Anlegern geht derzeit die Furcht um, dass die einflussreichste Notenbank der Welt mit einem zu aggressiven Kurs eine Rezession auslösen könnte. Seit der Zinswende im März hat die Fed das geldpolitische Niveau stetig erhöht. Es liegt aktuell in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.

Am Devisenmarkt blieben die Anleger vor der Rede von Powell ähnlich wie am Aktienmarkt auf der Hut. Der Dollar-Index notierte kaum verändert bei 108,4350 Punkten. Der Euro lag mit 0,9994 Dollar knapp unter der Parität zur US-Währung. Zu Wochenbeginn war er mit 0,9899 Dollar auf den niedrigsten Wert seit 20 Jahren gefallen. Neben dem wachsenden Zinsabstand zum Dollar lastet auf der Gemeinschaftswährung auch die Sorge, die Wirtschaft im Euro-Raum könnte aufgrund des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Energiekrise deutlich ins Wanken geraten. "Eine Rezession in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wird immer wahrscheinlicher", konstatierten die Analysten der LBBW in einem Kommentar.

KONSUMLAUNE SINKT AUF REKORDTIEF


Die Kauflaune in Deutschland fiel angesichts der steigenden Energiepreise und hohen Inflation auf ein Rekordtief. Das Barometer der Nürnberger GfK-Marktforscher signalisierte für September einen überraschend starken Rückgang um 5,6 Zähler auf minus 36,5 Punkte. Und ein Ende der galoppierenden Preise für Gas und Strom ist derzeit nicht in Sicht. Der europäische Gas-Future hatte zuletzt Kurs auf sein März-Rekordhoch von 335 Euro genommen. Am Freitag lag er in der Spitze bei 310 Euro je Megawattstunde. Anleger fürchten den Ausfall russischer Gaslieferungen, da Gazprom vergangene Woche angekündigt hatte, zum Monatsende erneut vorübergehend den Betrieb der Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten zu unterbrechen. Auch beim Strompreis ging es erneut aufwärts: Der Kontrakt zur Lieferung von einer Megawattstunde im Jahr 2023 stieg um 3,3 Prozent auf ein frisches Rekordhoch von 806 Euro.

TARIFPOKER BELASTET LUFTHANSA


Unter den Einzelwerten schauten die Investoren am deutschen Aktienmarkt auf die Lufthansa, da es im Tarifpoker der Fluggesellschaft mit ihren Piloten jederzeit zu Streik kommen kann. Die Aktien verloren im MDax rund ein Prozent. An der Londoner Börse sorgte die Aussicht auf eine Übernahme durch das kanadische Softwarehaus OpenText für ein Kursfeuerwerk bei Micro Focus. Die Aktien des Softwareunternehmens mit Sitz in Großbritannien schossen um mehr als 90 Prozent in die Höhe. OpenText hatte mitgeteilt, es wolle Micro Focus für 532 Pence je Aktie übernehmen. Die Aktien von Micro Focus waren am Donnerstag mit 267,80 Pence aus dem Handel gegangen.

rtr