Der im Juli verlangsamte Anstieg der Inflation in den USA ließ zuletzt Hoffnung aufkeimen, die Federal Reserve könnte beim Tempo der Zinserhöhungen etwas auf die Bremse treten. Gleichzeitig warnten einige Analysten jedoch, größere Zinsschritte der Fed in den kommenden Monaten bereits abzuhaken. Es bedürfe sicherlich noch ein oder zwei weiterer erfreulicher Inflationsberichte, um sicher zu sein, dass der Höhepunkt bei der Teuerung überschritten sei, sagte Elliot Clarke, Volkswirt beim Finanzhaus Westpac. Der Dax schwankte um seinen Vortags-Schlusskurs von 13.700 Punkten, der EuroStoxx50 trat bei 3751 Zählern auf der Stelle.

Nach den am Mittwoch veröffentlichten US-Inflationsdaten meldeten sich auch einige Fed-Vertreter mit mahnenden Einschätzungen zu Wort. Mary Daly, die Präsidentin des Notenbank-Bezirks von San Franciscon, sagte der "Financial Times", es sei viel zu früh, bereits den Sieg über die Inflation auszurufen. "Es gibt gute Nachrichten, was die monatlichen Daten angeht, dass Verbraucher und Unternehmen etwas Erleichterung bekommen. Aber die Inflation bleibt viel zu hoch und nicht in der Nähe unseres Preisstabilitätsziels." Die Fed hatte die ausufernde Inflation zuletzt mit ungewöhnlich großen Zinsschritten bekämpft. Sie will nächsten Monat nachlegen. Der Leitzins liegt aktuell in der Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.

ZINSSPEKULATIONEN SETZEN DOLLAR ZU


Am Devisenmarkt musste der Dollar angesichts der Spekulationen auf eine langsamere Gangart beim Zinserhöhungstempo Federn lassen. Händler gingen nun davon aus, dass die Fed die Zinssätze im September um 0,5 Prozentpunkte und nicht ein drittes Mal um 0,75 Prozentpunkte anhebt. Der Dollar-Index verlor 0,2 Prozent auf 104,99 Punkte. Der Eurolegte um 0,3 Prozent auf 1,0324 Dollar zu.

Unter den Einzelwerten hielt die Anleger vor allem eine Flut von Unternehmensbilanzen auf Trab. Für lange Gesichter sorgte Siemens, wo die Aktien nach dem ersten Quartalsverlust seit fast zwölf Jahren zeitweise um 2,2 Prozent abrutschten. Auch die Gewinnprognose für 2021/22 (Ende September) strich der Konzern zusammen. Mehr als ein Prozent bergab ging es für die Aktien von Daimler Truck, obwohl der LkW-Bauer den Gewinn im zweiten Quartal kräftig gesteigert hat. Einige Börsianer hätten angesichts der Zahlen wohl mit einer Erhöhung von Prognosen gerechnet, sagte ein Händler. Diese blieb aber aus. Der Dax-Konzern bestätigte seine Jahresprognose eines Umsatzes von 48 bis 50 Milliarden Euro (Vorjahr: 40 Milliarden Euro) und einer Umsatzrendite von sieben bis neun Prozent nach sechs Prozent im Vorjahr.

STRÖER ZÜNDEN KURSFEUERWERK


Im MDax griffen die Investoren vor allem bei Ströer zu. Der Werbeflächenvermarkter Ströer ist im zweiten Quartal erneut kräftig gewachsen, die Aktien legten in der Spitze mehr als 16 Prozent auf 45,98 Euro zu. Das war der höchste Stand seit zwei Monaten.

An der Kopenhagener Börse konnte der Windpark-Betreiber Orsted trotz eines höheren Jahresausblicks nicht punkten. Den Anlegern missfiel, dass der Konzern mit einem operativen Gewinn von 3,6 Milliarden Kronen im zweiten Quartal die durchschnittliche Analystenprognose von 4,9 Milliarden Kronen verfehlte. Die Aktien verloren knapp fünf Prozent.

rtr