"Die Investoren können zum Jahresausklang getrost die Sektkorken knallen lassen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.
Der Dax berappelte sich in den vergangenen Wochen nach dem Schock über die neue Corona-Variante Omikron wieder und gewann auf Jahressicht rund 16 Prozent. Damit schloß er das neunte Mal in zehn Jahren mit einem Jahresgewinn ab. Von Reuters befragte Analysten sagen dem Index für 2022 neue Kursrekorde voraus. Dafür sind allerdings keine allzu großen Ausschläge nötig: Von seiner bisherigen Bestmarke von 16.290 Zählern ist der Dax nur noch rund 400 Punkte oder knapp drei Prozent entfernt.
Die Börse dürfte auch in den ersten Wochen des neuen Jahres "wie ein Seismograf auf die Erkenntnisse und Zahlen zur Omikron-Variante des Coronavirus reagieren", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Anleger hofften darauf, dass die wieder verschärften Pandemie-Beschränkungen nur vergleichsweise kurze Zeit in Kraft blieben.
In Asien legte der Tokioter Nikkei-Index auf Jahressicht 4,9 Prozent zu und steht damit so hoch wie seit 1989 nicht mehr. Im Vergleich zu den US-Börsen, wo die Tech-Börse Nasdaq auf ein Jahresplus von 22 Prozent zusteuert, ist der Zuwachs allerdings eher moderat. An den US-Börsen zogen die Aktienfutures am Donnerstag vorbörslich noch weiter an.
IMPORTQUOTEN AUS CHINA DÄMPFEN LAUNE AM ÖLMARKT
Am Ölmarkt trübte die Aussicht auf geringere Importquoten Chinas im nächsten Jahr die Stimmung. Die Nordseesorte Brent und das US-Leichtöl WTI verbilligten sich um je ein knappes halbes Prozent auf 78,96 beziehungsweise 76,21 Dollar je Barrel (159 Liter). Brancheninsidern zufolge liegen die ersten von China an Raffinerien übermittelten Importquoten für 2022 rund elf Prozent unter den Vergleichszahlen für 2021. Von den insgesamt 42 Unternehmen, die die garantierten Quoten betreffen, profitierten vor allem die großen privaten Raffinerien. Das nähre die Sorge an den Börsen, dass China strengere Maßnahmen gegen unabhängige Raffinerien durchsetzen wolle, sagte ein in Singapur ansässiger Analyst.
Bei den Edelmetallen steuerte Gold auf seine schwächste Jahresbilanz seit 2015 zu. Mit aktuell um die 1800 Dollar je Feinunze steht unter dem Strich ein Verlust von knapp fünf Prozent seit Jahresanfang. Als Belastungsfaktoren nannten Börsianer den stärkeren US-Dollar und festere Anleiherenditen. Sie machen Gold für Investoren unattraktiver.
Zu den Gewinnern zählten am Aktienmarkt europaweit am Donnerstag Technologiewerte mit einem Plus von rund einem Prozent. Wegen der Furcht vor weiteren Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr mussten Airlines Federn lassen. So verloren die Aktien der Lufthansa rund ein Prozent.
Mehrere europäische Börsen, darunter Deutschland, Italien und Spanien, bleiben am Freitag geschlossen. In Paris und London werden vor dem neuen Jahr für eine verkürzte Sitzung Aktien gehandelt.
rtr