Die Hoffnung auf behutsamere Zinserhöhungen der großen Notenbanken lockt Investoren an die Börsen zurück. Die Wall Street legte am Montag vor, Japan und Europa folgen. Auch der Deutsche Aktienindex Dax ist zu neuem Leben erwacht. Am Dienstag-Mittag steht das Aktien-Barometer mehr als drei Prozent über Vortag. Auch charttechnisch hellt sich die Lage auf.

Schwache US-Konjunkturdaten vom Montag sorgen für Kauflaune. Die Stimmung in der US-Industrie hat sich im September deutlich eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex ISM fiel auf den tiefsten Stand seit Mai 2020. Der Wert deute darauf hin, dass die Wirtschaft ins Stocken geraten könnte, was die Dringlichkeit aggressiverer Zinserhöhungen der Fed verringern würde, kommentierte ein Börsianer. Notenbanken könnten nun generell bei nachlassendem Wirtschaftsschwung die Geldpolitik nicht mehr ganz so straff gestalten wie zuletzt, zum Vorteil für die Aktienmärkte, hieß es unter Marktbeobachtern.

Der Dax liegt am Mittag fast 400 Punkte über Montagsschluss bei nun 12.605 Zählern. Am Tag der Deutschen Einheit hatte der Index im Tagesverlauf bereits zugelegt und bei 12.209 Punkten geschlossen. In der Vorwoche war der Dax noch mit 11.862 Punkten auf den tiefsten Stand seit November 2020 gefallen. Auf überverkauftem Niveau hatten jüngst viele Börsianer auf eine nahe Stabilisierung hingewiesen.

Charttechnisch hellt sich die Dax-Lage mit dem jüngsten Anstieg auf. Bei knapp 12.200 Punkten wurde ein kurzfristiger Abwärtstrend nach oben verlassen.

TradingView
Neun-Monats-Chart Dax (Xetra)

Wird auch die Hürde bei 12.600 Punkten nachhaltig übersprungen hätte der Leitindex weiteres Potenzial bis zum übergeordneten Abwärtstrend, der seit den Rekordhöhen im Januar intakt ist. Entsprechende Ziele lägen bei über 13.000 Zählern.

Allerdings hat der Dax zwischen dem Montags-Schluss und dem Dienstags-Start bei 12.360 ein Gap hinterlassen. Der Charttheorie folgend müsste dieses geschlossen werden, bevor eine nachhaltige Erholung einsetzt. Der Zeitpunkt ist ungewiss, wann das geschieht. Es kann in wenigen Tagen oder erst in mehreren Wochen passieren.

Der Chef-Marktstratege bei Miller Tabak & Co, Matt Maley, warnt zudem mit Blick auf die US-Börsen: "Wir gehen davon aus, dass die Talsohle des Bärenmarkts noch nicht erreicht ist, da der Aktienmarkt eine Rezession noch nicht vollständig eingepreist hat."

Auch BÖRSE ONLINE rechnet mit einer Fortsetzung hoher Kursschwankungen in beide Richtungen. Stock Picking bleibt gefordert, um längerfristig erfolgreich zu agieren.