Nach Angaben des Kreml laufen die Gespräche inmitten der Kämpfe über ein eventuelles Friedensabkommen auf Hochtouren, Darstellungen über deutliche Fortschritte seien aber nicht wahr. Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj betonte, dieser habe seine zentrale Position nicht geändert. Die Freude der Anleger über angebliche Fortschritte sei verfrüht gewesen, sagte Marktanalyst Fawad Razaqzada vom Broker ThinkMarkets. "Die Märkte waren heiß darauf, bei positiven Nachrichten nach oben zu laufen. Der Ausverkauf kam dann, als die Anleger erkannten, dass die beiden Seiten in bezug auf einen Waffenstillstand und ein Ende des Kriegs weit voneinander entfernt sind."
An den US-Börsen kehrte nach ersten Zinserhöhung der Notenbank Fed seit 2018 ebenfalls Ernüchterung ein. Die Indizes starteten im Minus, nachdem die Börsen am Mittwoch mit deutlichen Gewinnen reagiert hatten. Wie erwartet hievte die Fed den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation um einen Viertel Punkt auf die neue Zielspanne von 0,25 bis 0,50 Prozent an und signalisierte einen aggressiveren Zinserhöhungszyklus, als es viele Experten erwartet hatten. Read full story "Während die erhöhten Inflationsrisiken eine straffere Geldpolitik rechtfertigen, dürfte ein schnelleres Tempo der Zinserhöhungen das Wachstum im Laufe der Zeit belasten, da sich die finanziellen Bedingungen abrupter verschärfen", sagte Allison Boxer, US-Ökonomin beim Anleihespezialist Pimco.
BOE TRITT AUFS BREMSPEDAL - KRIEG TRÜBT KONJUNKTURAUSSICHTEN
Auch die Bank of England (BoE) hob am Donnerstag wie erwartet den Schlüsselsatz um einen Viertel Prozentpunkt auf 0,75 Prozent an. Die Notenbanker deuteten für die kommenden Monate aber behutsamere Erhöhungen als bislang erwartet an. Das drückte das Pfund Sterling um jeweils ein knappes halbes Prozent auf 1,3100 Dollar und 1,1859 Euro. Der Krieg verkompliziere auch für die BoE die eigentlich immer noch fest angestrebte und notwendige rasche geldpolitische Neuausrichtung, urteilten die Analysten der NordLB. "Lieferkettenengpässe und ein Energiepreisschub erhöhen zwar den Preisdruck nochmals, doch die konjunkturellen Perspektiven verdüstern sich durch eine inflationsbedingte Verringerung der Kaufkraft, die zuletzt deutlich gestiegenen Zinsen, ein starkes Pfund sowie die Nachwehen des Brexit."
Am Ölmarkt bestimmte die Angst vor Versorgungsengpässen durch den Ukraine-Krieg das Marktgeschehen. Die Warnung der Internationalen Energieagentur IEA vor Ausfällen russischer Lieferungen trieb den Preis für das Nordseeöl Brent wieder über die 100-Dollar-Marke. Es verteuerte sich um bis zu 6,8 Prozent auf 104,46 Dollar.
AUSSICHT AUF AUFTRAGSBOOM TREIBT RHEINMETALL
Am deutschen Aktienmarkt gingen ThyssenKrupp um 11,2 Prozent auf ein Acht-Tages-Tief von 8,37 Euro in die Knie. Der Industriekonzern setzte wegen der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs sein Jahresziel für die Kennziffer Free Cashflow vor M&A aus. Das sei ein negativer Aspekt, komme aber angesichts eines sehr schwachen Jahresstarts mit Blick auf die Free Cashflow-Entwicklung und angesichts der volatilen Rohstoffmärkte nicht überraschend, sagte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp.
Vor dem Hintergrund wachsender Wehretats in Deutschland und anderen Ländern erwartet Rheinmetall indes einen Auftragsboom. Die Aktien des Rüstungskonzerns kletterten um bis zu fünf Prozent auf einen Rekordwert von 164,10 Euro. Seit Jahresbeginn haben sie bereits rund 88 Prozent an Wert zugelegt.
Spekulationen auf ein Interesse von Airbus trieben die Aktien von Atos um bis zu 7,4 Prozent. Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern ist einem Medienbericht zufolge an dem Cybersicherheitsgeschäft des französischen Softwareunternehmens interessiert.
rtr