Auf der Stimmung an den Börsen lastete die Sitzung der US-Notenbank Fed am Vorabend. So verlor der Leitindex im frühen Handel um bis zu 1,7 Prozent. Im Laufe des Handelstages konnte der DAX die Verluste nur teilweise wieder aufholen. Die Fed will den Leitzins angesichts der Corona-Krise offenbar über Jahre hinweg an der Nulllinie belassen. Den neuen Wirtschaftsprojektionen zufolge dürften die Zinsen bis mindestens 2023 unverändert bleiben. Notenbankchef Jerome Powell bekräftigte außerdem seine Auffassung, dass der Staat seine finanzielle Unterstützung in der Corona- und Wirtschaftskrise ausweiten müsse. Am Devisenmarkt wertete der Dollar als Reaktion auf den Fed-Entscheid auf.

Abwärts ging es derweil für das Pfund Sterling. Die Bank von England (BoE) hält zwar an ihrer Geldpolitik fest, hat sich nach eigenen Angaben aber darüber informiert, wie ein negativer Zinssatz effektiv umgesetzt werden könnte. "Sollte es einen 'No-Deal'-Brexit geben, sind Negativ-Zinsen und weitere Wertpapierkäufe praktisch ausgemacht", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Unter den Einzelwerten machte erneut Grenke auf sich aufmerksam. Die Aktie erholte sich um bis zu 21 Prozent, nachdem sie an den Vortagen wegen einer sogenannten Short-Attacke um mehr als 50 Prozent eingebrochen war. Der selbsternannte Research-Dienst Viceroy hatte dem Leasing-Anbieter unter anderem Bilanzfälschung vorgeworfen - und vom darauffolgenden Kurseinbruch profitiert. Grenke weist die Vorwürfe zurück.

Gegen den schwachen Gesamtmarkt stieg der Kurs von Delivery Hero an die DAX-Spitze. Bei Börsianern kam gut an, dass das Unternehmen seine Expansion fortsetzt und für bis zu 230 Millionen Euro die lateinamerikanischen Aktivitäten des Konkurrenten Glovo übernimmt. Gefolgt wurde Delivery Hero von Fresenius und Fresenius Medical Care. Als DAX-Schlusslicht ging Continental aus dem Handel.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Delivery Hero kauft in Lateinamerika zu - Aktie dreht ins Plus
Der Essenslieferant Delivery Hero baut sein Geschäft in Lateinamerika mit einer Übernahme aus. Der Dax-Konzern kauft dem spanischen Online-Marktplatz Glovo für bis zu 230 Millionen Euro dessen Geschäftsteile in acht lateinamerikanischen Ländern ab, wie Delivery Hero am Mittwochabend in Berlin mitteilte. Bei Glovo können Kunden den Angaben zufolge jedes Produkt oder jeden Artikel innerhalb ihrer Stadt kaufen, empfangen und versenden. Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg sieht in Lateinamerika ein außergewöhnliches Wachstumspotenzial für Online-Lieferdienste.

Allianz muss nach Corona-Klagen Niederlagen fürchten
Deutschlands größter Versicherungskonzern Allianz muss vor Gericht bei seinen Auseinandersetzungen mit coronageschädigten Wirten schlagzeilenträchtige Niederlagen fürchten. Das Münchner Landgericht ließ bei einer mündlichen Verhandlung am Donnerstag durchblicken, dass die Betriebsschließungsversicherung der Allianz möglicherweise für die behördlich angeordnete Schließung von Gaststätten im Frühjahr zahlen muss, auch wenn der Covid-19-Erreger in den entsprechenden Policen nicht explizit genannt ist.

Vorstandsumbau bei der Commerzbank: Privatkundenchef Mandel geht
Mitten in der Diskussion um einen Kahlschlag im Filialnetz geht bei der Commerzbank Privatkundenchef Michael Mandel von Deck. Der Aufsichtsrat habe am Donnerstag die einvernehmliche Trennung beschlossen, teilte der Frankfurter MDax-Konzern mit. Mandels Vertrag ende somit zum 30. September 2020.

Finanzdienstleister Grenke kündigt Stellungnahme an - 'Vorwürfe unbegründet'
Nach der Attacke von Leerverkäufern und dem Vorwurf der Bilanzfälschung gegen den Leasinganbieter und Finanzdienstleister Grenke geht die MDax-Firma in die Offensive. Das Management mit Konzernchefin Antje Leminsky und der Aufsichtsrat wollen sich an diesem Freitagnachmittag schriftlich äußern, teilte Grenke am Donnerstag in Baden-Baden mit. Zudem soll es Investoren- und Analystencalls geben.

Biontech will Werk für mögliche Impfstoffproduktion übernehmen
Biontech treibt die Vorbereitungen für die Massenproduktion eines möglichen Corona-Impfstoffs nach einer Marktzulassung weiter voran. Zu diesem Zweck will das Mainzer Unternehmen von dem Schweizer Pharmakonzern Novartis dessen Werk in Marburg übernehmen. Das Geschäft soll noch vor Jahresende abgeschlossen werden, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Bei einem Erfolg der derzeit laufenden weltweiten Studie des Impfstoffkandidaten werde voraussichtlich Ende Oktober die Zulassung beantragt werden, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin.

Berlin: Volksbegehren zur Enteignung von Wohnungskonzernen zulässig
Nach monatelangen rechtlichen Prüfungen hat die Berliner Innenverwaltung ein geplantes Volksbegehren zur Enteignung großer Wohnungskonzerne für zulässig erklärt. Das teilte die Verwaltung am Donnerstag mit. Damit könnte eine großangelegte Unterschriftensammlung in wenigen Monaten beginnen. Wie schon beim jüngst beschlossenen Mietendeckel würde Berlin auch damit Neuland betreten.

Trump: 'Nicht glücklich', wenn Chinesen Mehrheit an Tiktok behalten
US-Präsident Donald Trump hat Aussichten für den Deal gedämpft, der die Video-App Tiktok in den USA retten soll. Nach bisherigen Ankündigungen soll der amerikanische Software-Konzern Oracle dabei die Rolle eines "Technologie-Partners" übernehmen, während nach Medienberichten der chinesische Tiktok-Besitzer Bytedance die Mehrheitsbeteiligung behalten will. Mit einer solchen Lösung wäre er "nicht glücklich", sagte Trump am Mittwoch. Er werde allerdings erst am Donnerstag über Einzelheiten des Plans informiert.

Deutsche Börse mit Mini-Zukauf - Nichts Neues zu Borsa Italiana
Die Deutsche Börse baut ihr Geschäft mal wieder mit einer kleineren Übernahme aus. Der Konzern habe sich die Mehrheit an Quantitative Brokers (QB) gesichert, teilte die im Dax notierte Deutsche Börse am Donnerstag in Frankfurt mit. Das New Yorker Unternehmen sei ein unabhängiger Anbieter von Handelsalgorithmen und datenbasierter Analyse für globale Futures-, Options- und Zinsmärkte. Einen Kaufpreis für die Mehrheit an dem New Yorker Fintech nannte der Konzern nicht.

Acea: Nachfrageeinbruch im europäischen Automarkt schwächt sich ab
Für Europas Automarkt hat der Sommer nach dem Einbruch in der Corona-Krise Zeichen einer Erholung gebracht. Nach den Lockerungen in vielen EU-Ländern und der Wiederöffnung der Autohäuser nach dem Lockdown fiel das Minus im Juli mit nur noch 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat relativ gering aus, wie der zuständige Branchenverband Acea am Donnerstag in Brüssel mitteilte. Im August folgte zwar ein weiterer Rückschlag mit einem Rückgang um 18,9 Prozent im Jahresvergleich. Allerdings war der Einbruch im Frühjahr noch deutlich schärfer gewesen.

Angeblich VW-Pläne für Bugatti-Verkauf - aber Luxusmarke verdient gut
Für die Sportwagen-Luxusmarke Bugatti soll es im Volkswagen-Konzern einem Bericht zufolge Verkaufspläne geben. Das französische Unternehmen bestätigte die Darstellung einer entsprechenden Meldung im britischen "Car Magazine" am Donnerstag allerdings nicht. "Wir äußern uns nicht zu Spekulationen über die Zukunft der Marke", hieß es am Firmensitz in Molsheim bei Straßburg. Ähnliches war aus der VW-Zentrale zu hören. Zu einem möglichen Abstoßen anderer Nobeltöchter wie Bentley und Lamborghini oder des Motorradherstellers Ducati hatte es ebenfalls schon Gerüchte gegeben. Nun soll das kroatische Unternehmen Rimac Interesse an Bugatti haben.

Kartellamt grübelt weiter über Verkauf von Real-Märkten an Edeka
Das Bundeskartellamt braucht mehr Zeit, um die Zerschlagung der SB-Warenhauskette Real unter die Lupe zu nehmen. Die Bonner Behörde teilte am Donnerstag mit, dass eine vertiefte Prüfung zum Verkauf von 72 Standorten an Edeka eingeleitet worden sei. Es seien weitere Ermittlungen zu den Absatz- und Beschaffungsmärkten erforderlich. Bei großen Übernahmen ist dieser Schritt üblich. Im Lebensmittel-Einzelhandel gibt es Branchenriesen, deren Position nach der Real-Zerschlagung noch stärker sein dürfte als zuvor - so eine Marktkonzentration ist dem Kartellamt generell ein Dorn im Auge.

Kreise: EU gegen Breitbandfusion in Italien - Telecom Italia unter Druck
Die EU-Kommission würde einem seit längerem diskutierten Zusammenschluss auf dem italienischen Breitbandmarkt laut Kreisen wohl Steine in den Weg legen. Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager und ihre Experten sorgten sich um den Wettbewerb, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf informierte Personen. Aktien von Telecom Italia fielen im Handelsverlauf um bis zu 7,4 Prozent, zuletzt lagen sie knapp 3 Prozent im Minus.

Bienenschädliche Insektizide: Bayer mit Erfolgschance vor dem EuGH
Es geht um die beiden von der Bayer-Gruppe produzierten Mittel Clothianidin und Imidacloprid. Die EU-Kommission hatte den Verkauf 2013 beschränkt, zusammen mit einem dritten Neonikotinoid - Thiamethoxam des Herstellers Syngenta. Das EU-Gericht bestätigte dies im Mai 2018. Bayer ging in die nächste Instanz, Syngenta nicht.

rtr/dpa-AFX/iw