Kein sonderlich fröhlicher Tag für den deutschen Leitindex. Zunehmende Inflationsangst drückte den DAX im Tagesverlauf sogar unter 15.000 Punkte. Bis zum Börsenschluss konnte das Börsenbarometer die Verluste zwar ein wenig eindampfen, geht aber dennoch mit deutlichen Minus aus dem Handelstag. Der DAX schließt erstmals seit Mai unter 15.000 Punkte.
Analyst Christian Henke vom Broker IG sieht mehrere Belastungsfaktoren für die Börsen: Die finanzielle Schieflage des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande, den US-Haushaltsstreit mit einem drohenden Zahlungsausfall der US-Regierung und vor allem die zunehmenden Inflationssorgen.
Im DAX gab es am Mittwoch fast nur Verlierer. Am stärksten unter Druck gerieten die Aktien der Deutschen Telekom, die mehr als fünf Prozent einbüßten. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge platzierte die US-Investmentbank Goldman Sachs über Nacht rund 90 Millionen Telekom-Aktien beziehungsweise entsprechende Optionen auf die Anteile bei Investoren. Dies erfolgte im Rahmen eines Finanzierungsgeschäfts des japanischen Technologieinvestors und Telekom-Großaktionärs Softbank.
Aber auch weitere Aktien standen negativ im Fokus. So setzte sich die steile Talfahrt der Grenke-Aktie am Mittwoch mit minus zehn Prozent weiter fort. Tags zuvor hatte der IT-Leasinganbieter nach einem Einbruch im dritten Quartal seine Prognose für das Neugeschäft im laufenden Jahr gesenkt. Darauf reagierten einige Analystenhäuser am Mittwoch mit negativen Kommentaren und Abstufungen.
Nur Bitcoin-Fans hatten am Mittwoch Grund zu Freude. Die älteste und nach Marktwert größte Kryptoanlage Bitcoin stieg am Mittwoch erstmals seit Mai über 55.000 US-Dollar. "Das Krypto-Fieber hat Anleger offensichtlich wieder gepackt", kommentierte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Die Furcht eines Krypto-Verbots in den USA befindet sich aus den Augen und damit aus dem Sinn von Börsianern." Das Thema Regulierung bestimmt seit einiger Zeit den Kryptomarkt.
Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war
Softbank-Finanzdeal mit Telekom-Anteilen - T-Aktie verliert
Der japanische Technologieinvestor Softbank hat die vor rund einem Monat erhaltenen Aktien der Deutschen Telekom zu einem Deal mit der US-Investmentbank Goldman Sachs genutzt. In einem Finanzierungsgeschäft bot Goldman Sachs über Nacht rund 90 Millionen Telekom-Anteile der Japaner zu je 16,95 Euro an, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf ihr vorliegende Unterlagen. Ein Telekom-Sprecher betonte, die für Softbank geltende Haltefrist für die Papiere sei nicht aufgehoben und Softbank mithin weiterhin Eigentümer der Aktien.
Softwareanbieter Teamviewer senkt Prognose nach schwachem Quartal
Der Softwareanbieter Teamviewer hat nach einem unerwartet schwachen dritten Quartal seine Jahresprognose deutlich gesenkt. Die in Rechnung gestellten Umsätze sollen im Gesamtjahr nun zwischen 535 und 555 Millionen Euro liegen, wie das MDax-Unternehmen am Mittwoch in Göppingen überraschend mitteilte. Zuletzt hatte das Management um Chef Oliver Steil das untere Ende der Spanne von 585 bis 605 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Nach vorläufigen Zahlen fielen die Rechnungsstellungen im abgelaufenen dritten Quartal mit einem Wachstum von 18 Prozent im Jahresvergleich schwächer aus als angepeilt.
Bayer gewinnt Glyphosat-Prozess - Supreme Court aber wichtiger
Der seit Jahren mit milliardenteuren Glyphosat-Rechtstreitigkeiten ringende Bayer-Konzern hat in den Vereinigten Staaten erstmals einen Prozess um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters gewonnen. Die Geschworenen befanden am Dienstag (Ortszeit) in Los Angeles, dass die Erkrankung eines Jungen mit dem Non-Hodgkin-Lymphom nicht auf die Verwendung des glyphosathaltigen Pestizids Roundup zurückgeht. Die arg gebeutelten Aktien der Leverkusener legten am Mittwoch um knapp ein halbes Prozent zu, was den ersten Platz in einem sehr schwachen deutschen Leitindex Dax bedeutete.
Chipkrise sorgt bei Daimler für heftigen Einbruch der Mercedes-Pkw-Verkäufe
Der Autobauer Daimler hat im abgelaufenen Quartal wegen des Halbleitermangels einen deutlichen Einbruch bei den Pkw-Verkäufen hinnehmen müssen. So lieferte die Stammmarke Mercedes-Benz von Juli bis Ende September weltweit 428 361 Autos an die Kunden aus - das waren 30,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie Daimler am Mittwoch in Stuttgart mitteilte.
Synlab hebt dank Sars-CoV-2-Testaktivitäten Jahresziele an
Der Laborspezialist Synlab hat dank überraschend starker Sars-CoV-2-Testaktivitäten von Juli bis September seinen Ausblick erhöht. Der Umsatz dürfte 2021 bei 3,5 Milliarden Euro liegen, teilte das seit Kurzem im SDax notierte Unternehmen am Dienstagabend in München mit. Im Vergleich zum Vorjahr stelle die neue Prognose ein Wachstum von 34 Prozent dar. Zuvor war das Münchener Unternehmen, das erst Ende April an die Börse gegangen ist, von 3,2 bis 3,3 Milliarden Euro ausgegangen und damit von einem Wachstum zwischen 22 und 25 Prozent. Es ist bereits das zweite Mal, dass Synlab seine Prognose für dieses Jahr anhebt.
Reisekonzern Tui erhöht Kapital - Buchungen deutlich verbessert
Der in der Pandemie staatlich gestützte Reisekonzern Tui will seinen finanziellen Spielraum weiter erhöhen. Geplant sei die Ausgabe neuer Aktien für 1,1 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Der russische Investor Alexej Mordaschow, der im Moment 32 Prozent der Aktien hält, will sich demnach an dem Schritt beteiligen und seine Beteiligung konstant halten. Zugleich berichtete der in Hannover ansässige Konzern von einer verbesserten Buchungslage: Das Vertrauen der Urlauber in europäische Reiseziele kehre zurück.
Höheres Briefporto: Versand von Standardbrief soll 85 Cent kosten
Das Briefporto wird teurer. Der Versand eines Standardbriefs im Inland soll ab Januar 85 Cent kosten und damit 5 Cent mehr als bisher, wie die Deutsche Post am Mittwoch in Bonn mitteilte. Andere Briefprodukte sollen ebenfalls 5 Cent teurer werden, etwa der Maxibrief. Das Unternehmen begründete dies mit höheren Kosten. Zuletzt hatte die Post das Porto Mitte 2019 angehoben, damals verteuerte sich ein Standardbrief um 10 Cent auf 80 Cent.
Kreise: Deutsche-Bank-Tochter DWS lässt Greenwashing-Vorwürfe intern prüfen
Die DWS will Kreisen zufolge die gegen ihre nachhaltigen Investmentprodukte erhobenen Vorwürfe intern genauer unter die Lupe nehmen. Die Fondstochter der Deutschen Bank habe die US-Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell beauftragt, sie sowohl in den USA bei den Ermittlungen der US-Wertpapierbehörde SEC juristisch zu vertreten als auch den Sachverhalt intern zu überprüfen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch mit Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Ein Sprecher des Unternehmens habe die Informationen nicht kommentiert, hieß es in dem Bericht weiter. Die DWS weist die Green-Washing-Vorwürfe, die eine ehemalige Mitarbeiterin erhoben hatte, bislang zurück.
rtr/dpa-AFX/ak