Der DAXhat am Donnerstag etwas nachgegeben. Nach der fulminanten Erholung zu Wochenbeginn und dem schwächeren Vortag verläuft das Geschehen in recht ruhigen Bahnen. Es sei ein klar lustloser Handel, dem die Impulse fehlten, konstatierte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Auf Wochensicht steht beim DAX aktuell ein Plus von rund 3,2 Prozent zu Buche. Zu verdanken ist dies vor allem der letztlich etwas nachlassenden Furcht vor der Coronavirus-Variante Omikron.

In Übersee legten die US-Börsen nach drei Tagen mit Kursgewinnen eine Verschnaufpause ein. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 fielen zur Eröffnung am Donnerstag um bis zu 0,4 Prozent. In den vorangegangenen Tagen hatten sie unter dem Strich bis zu fünf Prozent zugelegt.

Potenzielle Störfeuer wie die Krise vieler Immobilienkonzerne in China sowie die hohe Inflation behalten die Anleger im Blick. Am morgigen Freitag werden die neuesten US-Verbraucherpreise veröffentlicht. Sollte die Inflation weiter steigen, sehen Marktexperten die US-Notenbank Fed unter Druck, ihre Anleihekäufe noch rascher zu reduzieren und die Zinsen früher anzuheben. Analysten rechnen mit einer konkreten Ansage der Fed auf ihrer Zinssitzung nächste Woche.

Auf Unternehmensseite belastete ein Medienbericht über offenbar neuen Ärger mit der US-Justiz die Deutsche Bank-Aktie. Der Wert verlor um mehr als drei Prozent und rangierte damit auf dem letzten Platz im DAX. Spitzenreiter war die Hellofresh-Aktie mit mehr als zwei Prozent im Plus.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Apple erreicht Aufschub bei Lockerung der App-Store-Regeln in den USA
Apple ist es in letzter Minute gelungen, eine per Gerichtsurteil verordnete Lockerung der App-Store-Regeln aufzuschieben. Ein US-Berufungsgericht entschied am Mittwoch, dass die Einwände von Apple ernsthafte Fragen aufwerfen und dem iPhone-Konzern bei einem Fehler erheblicher Schaden entstehen könne. Deshalb stoppte es für die Dauer des Verfahrens die Umsetzung der Änderungen, die am Donnerstag in Kraft treten sollten. Es könnte Jahre dauern, bis der Fall vor dem Berufungsgericht entschieden wird.

VW stockt Investitionen weiter auf: 159 Milliarden über fünf Jahre
Der Volkswagen -Konzern steckt im Wettstreit mit Tesla und Konkurrenten aus China noch einmal deutlich mehr Geld als bisher in die Entwicklung neuer Modelle, Antriebe und Technologien. Für die kommenden fünf Jahre veranschlagt der größte europäische Autohersteller Gesamtinvestitionen von 159 Milliarden Euro. Wie VW am Donnerstag nach einer Sitzung des Aufsichtsrats in Wolfsburg mitteilte, fließen 56 Prozent davon in Zukunftsthemen wie Elektromobilität, Vernetzung und Software.

Volkswagen-Konzern sieht in Mittelfrist deutlich profitablere Geschäfte
Der Volkswagen -Konzern sieht in den kommenden fünf Jahren eine deutliche Steigerung bei der Profitabilität. Das strategische Ziel für die operative Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern liege bei 8 bis 9 Prozent des Umsatzes in den Jahren 2025/2026, hieß es vom Dax -Schwergewicht am Donnerstag nach Beschlüssen des Aufsichtsrats in Wolfsburg. Dazu soll unter anderem der Anteil der Sachinvestitionen und Entwicklungskosten am Umsatz auf rund 11 Prozent gesenkt werden. Bisher hatte Volkswagen für das Jahr 2025 zwischen 7 und 8 Prozent angestrebt.

Diess soll VW-Konzernchef bleiben - aber neue Rolle im Vorstand
Nach einem mehrwöchigen Machtkampf mit Teilen des Aufsichtsrats soll VW-Konzernchef Herbert Diess sein Amt behalten. Zusätzlich wird im neuen Jahr jedoch der Leiter der Kernmarke Volkswagen , Ralf Brandstätter, in den Vorstand aufrücken, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Diess selbst kümmert sich demnach künftig in der größten europäischen Autogruppe vor allem um strategische Themen, etwa um die neue Software-Sparte Cariad.

Aareal-Bank-Aktionäre wählen drei Aufsichtsräte ab - Ersatzkandidaten scheitern
Die Aktionäre der Aareal Bank haben bei der außerordentlichen Hauptversammlung für einen Paukenschlag gesorgt. Auf Antrag des Großaktionärs Petrus Advisers beriefen sie mit einer Stimmenmehrheit von rund 55 Prozent die frühere Aufsichtsratschefin Marija Korsch sowie die Aufsichtsratsmitglieder Christof von Dryander und Dietrich Voigtländer aus dem Gremium ab, wie der Gewerbeimmobilien-Finanzierer zum Ende der Online-Veranstaltung am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Allerdings fanden die drei von Petrus genannten Ersatzkandidaten keine Mehrheit bei den Aktionären. Daher muss sich die Aareal Bank jetzt um eine gerichtliche Bestellung von Aufsichtsratsmitgliedern bemühen.

Großbank Unicredit peilt deutlich mehr Gewinn an - Kurssprung
Die italienische Hypovereinsbank-Mutter Unicredit will ihren Gewinn in den nächsten Jahren mithilfe von Einsparungen und höheren Erträgen deutlich steigern. Bis 2024 solle der Überschuss auf mehr als 4,5 Milliarden Euro klettern, teilte die Bank am Donnerstag vor einer Investorenkonferenz zur Strategie ihres neuen Chefs Andrea Orcel mit. Für das laufende Jahr rechnet die Unicredit-Führung mit etwas mehr als 3,3 Milliarden Euro Gewinn. Derweil spricht das Management mit Gewerkschaften über einen Stellenabbau.

Chinas Regierung will Immobilienriesen nicht retten - Herabstufung
Die hoch verschuldeten chinesischen Immobilienkonzerne Evergrande und Kaisa geraten weiter unter Druck. Chinas Regierung will nicht zur Rettung beitragen - und die Ratingagentur Fitch stufte die Kreditwürdigkeit der Konzerne am Donnerstag herunter und warnte vor einem Zahlungsausfall. Die Bonitätswächter verwiesen auf Berichte, wonach beide Konzerne jüngste Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt hätten. Evergrande hat Schulden von mehr als 300 Milliarden US-Dollar (etwa 265,29 Mrd Euro). Wegen der Unsicherheiten wurde die Aktie von Kaisa an der Hongkonger Börse weiter vom Handel ausgesetzt.

Italiens Kartellbehörde verhängt Milliardenstrafe gegen Amazon
Italienische Wettbewerbshüter haben eine Miliardenstrafe gegen Amazon verhängt. Der Vorwurf ist, der Handels-Gigant habe auf der Plattform aktive Händler zur Nutzung seiner Logistik-Dienste gedrängt. Das sei ein Missbrauch seiner Marktposition, den die Kartellbehörde AGCM mit einer Strafe von rund 1,129 Milliarden Euro ahnden will. Amazon wies den Vorwurf zurück und kündigte Widerspruch an.

Vorstandschef von Daimler Truck vor Börsengang zuversichtlich
Vor dem Börsengang des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck hat sich Vorstandschef Martin Daum zuversichtlich geäußert. "Wir sind bereit für die Unabhängigkeit", sagte Daum in Stuttgart. Daimler Truck soll am Freitag erstmals an der Frankfurter Börse notiert werden. Nach der Abspaltung von der Mercedes-Benz-Autosparte ist der große Hersteller von Lastwagen und Bussen seit Monatsbeginn selbstständig.

VW-Betriebsratschefin: Bei Chipmangel steht das Schlimmste noch bevor
VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo hat vor einer weiteren Verschärfung des Chipmangels bei Europas größtem Autobauer gewarnt. "Die kommenden Monate werden hart, vor uns liegt eine echte Durststrecke", sagte Cavallo am Donnerstag in Wolfsburg. Schließtage und wegfallende Schichten würden das Unternehmen noch eine Zeit lang begleiten, kündigte sie nach der Aufsichtsratssitzung des Konzerns zur Investitionsplanung der kommenden fünf Jahre an.

dpa-AFX/rtr/ak