Die jüngsten Sitzungsprotokolle der US-Notenbank Fed haben die Anleger verunsichert. Die Geldschleusen seien zwar noch weit geöffnet, sollte sich der Arbeitsmarkt aber weiter erholen, dürfte die Notenbank ihre Anleihekäufe reduzieren, erwartet Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. Die Fed könnte bereits nach ihrer Sitzung am 21. und 22. September das Abschmelzen der Anleihenkäufe verkünden, gaben Analysten zu Bedenken.

Der Dollar-Index kletterte derweil auf rund 93 Punkte, den höchsten Stand seit November. Die Verunsicherung über die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus gebe dem Dollar Aufwind, sagte Commerzbank-Strategin Antje Praefcke.

Auf Unternehmensseite standen die Automobilhersteller im Vordergrund. Der japanische Autohersteller Toyota verkündete drastische Produktionskürzungen. Im September sollen rund 40 Prozent weniger Fahrzeuge produziert werden als geplant. Grund hierfür sind die Chip-Lieferengpässe. Die Meldung belastete die Automobil-Aktien in Deutschland. Die Aktienkurse von Daimler, VW und BMW fielen um mehr als drei Prozent.

Merck und RWE gingen als DAX-Gewinner aus dem Handel. Die Schlusslichter waren am Donnerstag BASF und Covestro.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war

Zahlungsabwickler Adyen profitiert vom Shopping-Boom - Aktie mit Rekord
Der durch die Corona-Pandemie verstärkte Trend zum Bezahlen mit Karte und Smartphone treibt den Zahlungsabwickler Adyen weiter kräftig an. Während der Boom des Online-Shopping dem niederländischen Unternehmen schon eine Weile Rückenwind verleiht, legten zuletzt auch die Geschäfte rund um Software für die Geschäftsabwicklung in Läden (POS) stark zu. Insgesamt wickelte der Konzern im ersten Halbjahr Zahlungen von 216 Milliarden Euro ab, ein Plus von zwei Dritteln im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Hella traut sich im neuen Geschäftsjahr moderates Wachstum zu
Der Autozulieferer Hella geht vor der geplanten Übernahme durch den französischen Branchenkollegen Faurecia verhalten zuversichtlich ins neue Geschäftsjahr. Der Umsatz soll etwas wachsen und die Profitabilität auf dem aktuellen Niveau gehalten werden. "Die Marktentwicklung ist weiterhin durch sehr hohe Unsicherheiten geprägt", sagte Hella-Chef Rolf Breidenbach laut einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Fahrzeugproduktion werde immer noch durch Engpässe in den Lieferketten beeinflusst. So bekommt die Branche schon seit Monaten vor allem einen Mangel an Computerchips zu spüren, Autohersteller setzen daher immer mal wieder ihre Produktion aus.

Cisco steigert Gewinn und Umsatz deutlich
Eine hohe Nachfrage nach Geräten für den Internet- und Datenverkehr hat dem US-Netzwerkspezialisten Cisco im jüngsten Quartal deutliche Geschäftszuwächse beschert. In den drei Monaten bis Ende Juli stieg der Gewinn verglichen mit dem Vorjahreswert um 14 Prozent auf 3,0 Milliarden Dollar (2,6 Mrd Euro), wie der Konzern am Mittwoch nach US-Börsenschluss im kalifornischen San Jose mitteilte. Die Erlöse legten um acht Prozent auf 13,1 Milliarden Dollar zu.

Goldman Sachs schnappt sich Vermögensverwaltung der NN Group
Die niederländische Versicherungsgruppe NN Group hat ihre Vermögensverwaltung an Goldman Sachs verkauft. Für 1,7 Milliarden Euro in bar habe die US-Bank den Zuschlag erhalten, teilten die Niederländer am Donnerstag in Den Haag mit. Mit dieser Entscheidung ist die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS leer ausgegangen, die laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg aus dem Juni ebenfalls Interesse gehabt haben soll.

Gaming- und Krypto-Boom beschert Nvidia Rekorderlöse
Die hohe Nachfrage nach Gaming-Ausrüstung wie Grafikkarten und Technik für Rechenzentren hat dem US-Chipkonzern Nvidia zu einem überraschend starken zweiten Quartal verholfen. In den drei Monaten bis Ende Juli erhöhte der Konzern den Umsatz im Jahresvergleich um 68 Prozent auf den Rekordwert von 6,5 Milliarden Dollar (5,6 Mrd Euro), wie er am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Gewinn stieg sogar um 282 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar. Die Aktie legte nachbörslich um knapp zwei Prozent zu.

Onlinehändler Global Fashion Group wächst weiter - Prognose bestätigt
Der Onlinemodehändler Global Fashion Group profitiert von einem anhaltenden Trend zum Internet-Shopping. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um 18,2 Prozent auf gut 397 Millionen Euro, wie der auf Onlineshops in Schwellenländern spezialisierte Konzern am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. Währungsbereinigt betrug das Wachstum rund 24 Prozent und lag damit fast auf dem Niveau des Vorquartals. Dabei wurden zwei Millionen neue Kunden über alle Plattformen hinweg gewonnen. Damit verfügt die Global Fashion Group über insgesamt 17 Millionen aktive Kunden, knapp 16 Prozent mehr als im Vorjahr.

Bayer-Aufsichtsratschef will keine Aufspaltung des Konzerns
Der Bayer -Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann hat einer Aufspaltung des Konzerns in ein Pharma- und ein Agrarunternehmen eine Absage erteilt. "Eine Teilung des Unternehmens würde keine Werte schaffen, sondern vernichten", sagte Winkeljohann in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview des "Manager Magazins". Bayer sei in attraktiven Wachstumsmärkten unterwegs und verfüge über alle Geschäfte hinweg über eine starke naturwissenschaftliche Basis.

'WSJ': Amazon will Kaufhäuser in den USA eröffnen
Der weltgrößte Onlinehändler Amazon will in den USA laut einem Medienbericht größere Ladengeschäfte im Stil von Kaufhäusern aufmachen. Die ersten Filialen sollen in Kalifornien und Ohio an den Start gehen, schrieb das "Wall Street Journal" am Donnerstag unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Amazon wollte dies auf Nachfrage allerdings nicht bestätigen. "Wir kommentieren Gerüchte und Spekulationen nicht", sagte eine Unternehmenssprecherin.

Nach Hochwasser nimmt Debatte über Versicherungspflicht Fahrt auf
Nach der Katastrophenflut des Juli kommt Bewegung in die jahrelange Debatte über eine Pflichtversicherung gegen zerstörerische Naturgewalten. Die Versicherer sprechen über ein Modell, demzufolge für sehr hohe und schwere Schäden eine Elementar-Pflichtversicherung denkbar wäre. "Wir diskutieren im Gesamtverband der Versicherungswirtschaft sehr aktiv, wie Lösungsmöglichkeiten aussehen können", sagte HUK-Coburg-Vorstandsmitglied Jörg Rheinländer der Deutschen Presse-Agentur. "Vielleicht kriegt man die Politik dahin, dass man ganz extreme Ereignisse verpflichtend absichert, also mit sehr hohen Selbstbehalten. Zwischen diesen sehr hohen Schäden und den niedrigen könnte man eine privatwirtschaftliche Lösung finden."

rtr/dpa-AFX/lb