Dax und EuroStoxx50 fielen am Donnerstag jeweils etwa drei Prozent auf 13.442,10 beziehungsweise 3.646,90 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 1,3 Prozent ein. Europäische Staatsanleihen flogen ebenfalls aus den Depots, wodurch die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 0,27 Prozent stieg. Der Euro konnte von der Aussicht auf eine straffere Geldpolitik nur kurz profitieren und verbilligte sich bis zum Abend auf 1,1005 Dollar.

Im Gegensatz zur US-Notenbank Fed oder der Bank von England (BoE) unternehme die EZB nur Mini-Schritte im Kampf gegen die Inflation, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Bei diesen beiden Zentralbanken rechnen Börsianer fest mit Zinserhöhungen in der kommenden Woche. In den USA untermauerte ein Anstieg der Inflation auf den höchsten Stand seit 40 Jahren diese Erwartung.

Unabhängig davon reagierten Anleger enttäuscht, dass es bei den russisch-ukrainischen Gesprächen im türkischen Antalya keinen Durchbruch gab. Die Gespräche sollen aber fortgesetzt werden. "Die Aussicht auf Frieden, eine unmittelbare Deeskalation ist reines Wunschdenken", gab Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets zu bedenken.

ÖLPREIS ZIEHT WIEDER KRÄFTIG AN - GAS BILLIGER


Unterdessen zog der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 2,5 Prozent auf 113,71 Dollar je Barrel (159 Liter) an, nachdem er am Mittwoch wegen Spekulationen auf eine Ausweitung der Produktion einiger Opec-Staaten und der USA um rund 13 Prozent eingebrochen war. Das seien aber lediglich Gewinnmitnahmen gewesen, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Die US-Produktion könne nicht von heute auf morgen hochgefahren werden. Gleichzeitig schienen die meisten großen Exportländer wenig gewillt, ihre Fördermengen anzuheben.

Bei Erdgas entspannte sich die Lage dagegen weiter. Der europäische Future fiel um 13 Prozent auf 129 Euro je Megawattstunde, nachdem er am Mittwoch bereits 30 Prozent eingebrochen war. Börsianern zufolge machten weitere Anleger Kasse, da Russland vorerst wie gewohnt Gas nach Europa liefere.

Aluminium verteuerte sich wieder um vier Prozent auf 3476 Dollar je Tonne. Das größte Risiko sei ein mögliches russisches Ausfuhrverbot als Reaktion auf die Sanktionen des Westens, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Sollte es dazu kommen, müsse mit weiteren Preissprüngen gerechnet werden.

BMW TROTZ REKORDGEWINN AUF TALFAHRT - AMAZON GEFRAGT


Am Aktienmarkt konnte BMW einen Rekord-Jahresgewinn nicht in Kursgewinne ummünzen.Read full story Die Anleger hätten bereits mit einem guten Ergebnis gerechnet, sagte ein Börsianer. Die Titel des Autobauers rutschten um 5,5 Prozent ab.

In Kopenhagen fielen die Aktien von Carlsberg um ebenfalls 5,5 Prozent, nachdem die Brauerei wegen der Unwägbarkeiten für sein großes Russland-Geschäft auf einen Gewinnausblick verzichtet hatte. "Russland und die Ukraine stehen für neun Prozent des Konzerngewinns", rechnete Analyst Edward Mundy von der Investmentbank Jefferies vor. Außerdem werde das Geschäft von steigenden Rohstoff- und Energiepreisen beeinträchtigt.

Gefragt waren dagegen die Papiere von Amazon, die an der Wall Street rund fünf Prozent zulegten. Der Online-Händler will durch einen Aktiensplit für Kleinanleger attraktiver werden und eigene Aktien im Volumen von zehn Milliarden Dollar zurückkaufen.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


BMW vervielfacht Gewinn - Marge im Schlussquartal unerwartet schwach
MÜNCHEN - Der Autobauer BMW hat im vergangenen Jahr den Gewinn wie erwartet deutlich gesteigert und will die Dividende kräftig erhöhen. Im Schlussquartal machten sich aber Bremsspuren im Automobilgeschäft bemerkbar: Die Auslieferungen gingen deutlich zurück und wegen hoher Investitionen lief es auch bei den Finanzen nicht so rund wie von Experten gedacht. Obwohl das Management den Anlegern neben einer deutlich erhöhten Dividende auch verstärkt Aktienrückkäufe in Aussicht stellte, kam die Aktie mit den Zahlen unter Druck.

K+S bestätigt Jahresziele trotz Ukraine-Krieg - zahlt Dividende
KASSEL/FRANKFURT - Der Düngerkonzern K+S hält trotz des rasanten Anstiegs der Energiepreise an seinen Anfang Februar ausgegebenen Jahreszielen fest. So dürften die Preise für Kalidünger weiter steigen, sorgen hohe Preise für Ackerfrüchte doch für eine starke Nachfrage nach Dünger, der im Zuge der westlichen Sanktionen gegen die wichtigen Förderländer Russland und Belarus noch knapper werden dürfte.

Hugo Boss erwartet Rekordumsatz - Läden in Russland geschlossen
METZINGEN - Der Modekonzern Hugo Boss erwartet trotz der derzeitigen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten ein Rekordjahr. So will das für seine Herrenanzüge bekannte Unternehmen 2022 die Drei-Milliardenmarke beim Umsatz knacken. Das Management um den seit vergangenem Juni amtierenden Chef Daniel Grieder hat dem Konzern zuletzt eine Runderneuerung verordnet, die bereits erste Früchte trägt. "Wir werden liefern", kündigte Grieder auf der Onlinekonferenz am Donnerstag in Metzingen an.

Deutsche Bank setzt sich höhere Ziele für die nächsten Jahre
FRANKFURT - Die Deutsche Bank setzt sich trotz aktuell wachsender Unsicherheiten höhere Ziele für die nächsten Jahre. "Alle unsere Geschäftsbereiche sind gut ins Jahr gestartet", sagte Finanzvorstand James von Moltke anlässlich einer Investorenveranstaltung am Donnerstag in Frankfurt. "Der Krieg in der Ukraine führt zu Unsicherheiten an den Märkten. Unser Engagement in Russland ist aber begrenzt, und wir haben die Risiken unter Kontrolle."

Bayer: Geschäft mit Profi-Schädlingsbekämpfung für Milliarden verkauft
LEVERKUSEN - Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer verkauft seinen Geschäftsbereich "Environmental Science Professional" (ESP) für einen Milliardenbetrag an den Finanzinvestor Cinven. Der Verkaufspreis beträgt 2,6 Milliarden US-Dollar (2,4 Mrd Euro), wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Leverkusen mitteilte. Der Bereich stand seit rund einem Jahr im Schaufenster. Der erzielte Preis liege über seiner Schätzung sowie über dem zuletzt in den Medien genannten Wert, schrieb Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion.

Hannover Rück zahlt Rekorddividende - Anleger dennoch enttäuscht
HANNOVER - Der drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück will nach einem Gewinnsprung im zweiten Corona-Jahr deutlich mehr Geld an seine Aktionäre ausschütten. Die Dividende soll von 4,50 Euro auf den Rekordwert von insgesamt 5,75 Euro je Aktie steigen, teilte das Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage der Jahresbilanz in Hannover mit. Im laufenden Jahr will Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz auch beim Gewinn wieder einen Rekord aufstellen - auch wenn er die Folgen des Ukraine-Kriegs und der Russland-Sanktionen noch schwer einschätzen kann.

Amazon kündigt Aktiensplit und Rückkaufprogramm an - Kurs legt deutlich zu
SEATTLE - Der weltgrößte Einzelhändler Amazon will seine Aktien für Kleinanleger erschwinglicher machen. Der Verwaltungsrat habe einen 20-für-1-Aktiensplit beschlossen, teilte das Unternehmen am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit. Diesem Schritt muss noch die für den 25. Mai geplante Jahresversammlung der Aktionäre zustimmen. Bei Erfolg bekäme dann jeder Amazon-Aktionär für einen am 27. Mai nach Geschäftsschluss gehaltenen Anteilschein am oder um den 3. Juni 19 weitere Papiere in sein Depot gebucht. Der Handel mit splitbereinigten Kursen soll drei Tage später starten.

rtr/dpa-AFX