US-Präsident Joe Biden erklärte, die Gefahr eines russischen Einmarsches in der Ukraine sei "sehr hoch" und es sei sein Gefühl, dass dies in den nächsten Tagen geschehen werde. Der Dax verlor 0,7 Prozent auf knapp 15.268 Punkte. Auch der EuroStoxx50 gab 0,7 Prozent nach auf 4110 Punkte. Die Wall Street zeigte sich im Verlauf ebenfalls schwächer.
Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in der Ukraine lastet seit Wochen auf den Aktienmärkten. "Das größere Risiko für die Märkte besteht darin, dass Präsident Putin schlicht den Großteil seiner Streitkräfte an der Grenze belässt und in den kommenden Wochen und Monaten einfach Katz und Maus spielt", sagte der Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.
Angesichts der unklaren Lage waren sichere Anlagehäfen gefragt. Der Goldpreis schwang sich zwischenzeitlich um 1,4 Prozent auf ein Achteinhalb-Monats-Hoch von 1895,32 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Auch die Kurse von Staatsanleihen zogen an, im Gegenzug fiel die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries und ihrer deutschen Pendants auf 1,967 und 0,33 Prozent.
Zwar befürchteten Rohstoff-Anleger, dass ein Krieg zu Sanktionen gegen russisches Öl führen und die weltweite Versorgung mit dem Rohstoff einschränken würde. Allerdings weckten positive Signale von den Verhandlungen über das Atomabkommen mit dem Iran die Hoffnung auf die Rückkehr iranischen Öls auf den Weltmarkt. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um zwei Prozent auf 92,95 Dollar je Fass (159 Liter).
DOORDASH LIEFERT - TRIPADVISOR STOLPERT
Bei den Einzelwerten erfreute die Commerzbank ihre Anleger mit einer Rückkehr in die schwarzen Zahlen im Jahr 2021. Die Papiere gewannen 3,2 Prozent auf 8,85 Euro. Zwischenzeitlich waren sie mit 9,17 Euro so teuer wie seit knapp dreieinhalb Jahren nicht mehr.
Abwärts ging des dagegen für Gerresheimer, dessen Ausblick die Anleger enttäuschte. Die Prognose des Spezialverpackungsherstellers für 2022 sei durchwachsen und impliziere ein verhaltenes Ergebniswachstum, monierten die Analysten von AlsterResearch. Die Aktien fielen 3,2 Prozent.
An der Wall Street machte insbesondere DoorDash mit einem Plus von 10,3 Prozent von sich reden. Der Essenslieferant - Mutter des deutschen Lieferdienstes "Wolt" - hatte einen überraschend großen Umsatzsprung vorgelegt.
Die Aktien von Tripadvisor fielen dagegen 1,7 Prozent. Die Hotel-Suchmaschine wies überraschend einen Verlust statt eines von Experten erwarteten Gewinnes aus.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
RWE erhöht Ergebnisprognose für laufendes Jahr - Aktie an Dax-Spitze
RWE wird dank der hohen Energiepreise optimistischer für das laufende Jahr. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) solle 2022 nun zwischen 3,6 und 4,0 Milliarden Euro liegen, teilte der Konzern überraschend am Donnerstag in Essen mit. Zuvor hatte RWE lediglich im besten Fall das untere Ende dieser Spanne prognostiziert. An der Börse kam das gut an. Die Aktien stiegen an der Dax-Spitze um fast fünf Prozent.
Airbus überrascht mit Rekordgewinn trotz Pandemie - Aktie verliert
Dem weltgrößten Flugzeugbauer Airbus ist ausgerechnet im zweiten Corona-Jahr 2021 der höchste Gewinn seiner Geschichte gelungen. Dank gestiegener Flugzeug-Auslieferungen, Einsparungen und positiver Sondereffekte übertraf der Überschuss mit 4,2 Milliarden Euro den bisherigen Rekordgewinn von 2018, wie der Dax-Konzern am Donnerstag im französischen Toulouse mitteilte. Im laufenden Jahr will Airbus-Chef Guillaume Faury die in der Krise gedrosselte Flugzeugproduktion wieder ein gutes Stück hochfahren. Der Gewinn im Tagesgeschäft soll weiter steigen. Doch Analysten hatten für 2022 noch mehr erwartet.
Nvidia mit Rekordzahlen dank hoher Chip-Nachfrage
Der Bedarf an Chips für künstliche Intelligenz und Grafikkarten treibt das Geschäft des Halbleiter-Spezialisten Nvidia auf Rekordhöhe. Der Umsatz stieg im Ende Januar abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal um 53 Prozent auf gut 7,6 Milliarden Dollar (6,7 Mrd Euro). Unterm Strich war der Gewinn mit drei Milliarden Dollar sogar etwas mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahresquartal.
'MM': Continental erwägt Aufspaltung in vier Teile
Beim Autozulieferer Continental gehen die Gedankenspiele zur Aufspaltung des Konzerns laut einem Pressebericht noch über jüngst kolportierte Ideen hinaus. Es gebe bereits einen Plan zur Aufspaltung des Konzerns in vier eigenständige Teilbereiche, berichtete das "Manager-Magazin" ("MM") am Donnerstag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Zuletzt hatte das "Handelsblatt" geschrieben, Conti trage sich mit dem Gedanken, die Geschäfte für das autonome Fahren zu verselbstständigen und teils an die Börse zu bringen.
Steigende Kosten drücken bei Nestle auf die Profitabilität
Nestle ist im vergangenen Jahr etwas stärker gewachsen als erwartet. Allerdings schlagen steigende Kosten etwa für Rohstoffe auch beim weltgrößten Nahrungsmittelkonzern auf die Marge. Für 2022 richten sich die Schweizer auf ein gemäßigteres Wachstumstempo und eine womöglich weiter rückläufige Profitabilität ein. Die Kosten dürften in diesem Jahr noch schneller steigen als 2021, sagte Konzernchef Mark Schneider am Donnerstag zur Vorstellung der Bilanz in Vevey. Das neue Jahr habe aber bereits gut begonnen, die Prognose bezeichnete er als vorsichtig.
Gucci begehrt: Kering übertrifft Vorkrisenniveau - Aktie mit Kurssprung
Die rege Nachfrage nach den Luxusmarken Gucci, Yves Saint Laurent und Bottega Veneta hat dem französischen Konzern Kering einen Umsatz- und Gewinnsprung beschert. Dabei profitierte er auch von Preiserhöhungen, etwa bei Gucci. Die Franzosen übertrafen 2021 nicht nur das durch Corona belastete Jahr 2020, sie toppten sogar die Entwicklung des Vorkrisenjahres 2019. Die Dividende soll nun kräftig angehoben werden. Anleger griffen bei den Aktien zu.
Reckitt Benckiser peilt höhere Marge an - Aktie gefragt
Beim britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser sind die Geschäfte im vergangenen Jahr trotz steigender Kosten letztlich besser gelaufen als gedacht. Obwohl die Rohstoffpreise hoch bleiben dürften und Lieferkettenprobleme weiter bestehen, will der Hersteller laut Mitteilung vom Donnerstag im laufenden Jahr wieder profitabler werden. Damit zeigt sich das Management um Konzernchef Laxman Narasimhan aktuell merklich zuversichtlicher als die Konkurrenz. An der Börse kamen die Nachrichten entsprechend gut an.
rtr/dpa-AFX