Am Mittwoch hatte der DAX ein neues Rekordhoch bei 14.197 Punkten erreicht, wurde aber schon am Nachmittag vom Renditeanstieg am Anleihemarkt ausgebremst. Erneut belastet von der Entwicklung an den Anleihemärkten und dem Ausverkauf im Technologiesektor hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag die jüngsten Gewinne wieder abgegeben. Die US-Börsen, wo am Vortag erneut die Technologiewerte abgestoßen wurden, eröffneten am Donnerstag ebenfalls schwächer. Etwa gaben die Aktien von Marvell Technology nach, nachdem der Halbleiter-Hersteller auch für 2022 eine angespannte Situation bei Chip-Lieferungen vorausgesagt hatte.
Anleihen werden bei steigenden Zinsen zu einer Alternative für Anleger. Geld aus dem Aktienmarkt könnte dann abfließen. "Steigende Zinsen sind effektiv eine Art der geldpolitischen Straffung und das spielt dem ans Gegenteil gewöhnten Aktienmarkt derzeit überhaupt nicht in die Karten", sagte Stanzl. Mit Spannung wird in diesem Zusammenhang eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell auf einer Konferenz am frühen Abend (MEZ) erwartet.
Im Fokus standen am Donnerstag außerdem die Beratungen der Ländergruppe Opec+ zu den Ölförderquoten. Insidern zufolge wird über eine Verlängerung der aktuellen Förderbremse beraten, weil die Erholung der Nachfrage noch auf wackligen Beinen stehe. Bislang waren Analysten davon ausgegangen, dass die Quoten um 500.000 Barrel pro Tag angehoben wurden. Uneins waren sie sich aber, ob Saudi-Arabien seine freiwilligen zusätzlichen Kürzungen von einer Million Barrel auslaufen lassen wird. Die Ölsorte Brent legte leicht zu.
Unter den Einzelwerten ging es für die Aktie von ProSiebenSat.1 um bis zu acht Prozent abwärts. Experten der Citigroup bemängelten einen schwachen Ausblick. Lesen Sie hier unsere Aktien-Einschätzung zu ProSiebenSat.1. Außerdem gewährte Henkel Einblick in seine Bücher. Lesen Sie hier unsere Aktien-Einschätzung zum Konsumgüterhersteller.
Im deutschen Leitindex stand zum Handelsschluss RWE an der Spitze. Der Energieversorger profitierte von einer Kaufempfehlung der Société Générale. Gefolgt wurde RWE von Volkswagen und HeidelbergCement. Am DAX-Ende mit mehr als fünf Prozent Minus notierten die Papiere des Chipkonzerns Infineon im Einklang mit dem schwachen Techsektor.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Schwieriger Neustart für die Lufthansa nach Corona-Horrorjahr 2020
Nach einem milliardenschweren Rekordverlust will die vom Staat gerettete Lufthansa 2021 durchstarten und Corona überwinden. "Wir sind fest entschlossen, diese einzigartige Krise als Chance für unser Unternehmen zu nutzen", sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Das Unternehmen werde nach der Krise beweglicher, digitaler und nachhaltiger sein. Notwendig seien Einsparungen beim Personal und in der Flotte.
Merck trotzt Corona-Jahr und rechnet 2021 mit kräftiger Erholung
Die in der Corona-Pandemie brummende Laborsparte hat Umsatz und Gewinn des Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck KGaA 2020 kräftig angetrieben. Aber auch neue Medikamente und die Milliarden-Übernahme des US-Halbleiterzulieferers Versum Materials aus dem Jahr 2019 lieferten Rückenwind. Im neuen Jahr erwartet Merck noch bessere Zeiten. Die Erholung von der Pandemie soll sich fortsetzen.
Henkel will 2021 auf Wachstumspfad zurückkehren
Der Konsumgüterhersteller Henkel will im laufenden Jahr nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang wieder zu Wachstum zurückkehren. Dabei bestehe zu Beginn des Jahres weiter eine hohe Unsicherheit darüber, wie sich die Corona-Pandemie weiterentwickeln werde, erklärte Vorstandschef Carsten Knobel am Donnerstag bei der Vorlage der Jahreszahlen in Düsseldorf. Er geht jedoch davon aus, dass sich insbesondere das Geschäft mit Industrieklebstoffen und das von den Beschränkungen besonders betroffene Friseurgeschäft wieder erholen werden.
Vonovia verdient trotz Corona-Krise mehr
Für Deutschlands größten Immobilienkonzern Vonovia laufen die Geschäfte auch während der Corona-Pandemie dank steigender Mieten weiterhin glänzend. Zudem profitiert das Unternehmen von seinem Zukauf der schwedischen Hembla sowie Neubauten. "2020 war für uns wirtschaftlich ein stabiles Jahr", sagte Unternehmenschef Rolf Buch am Donnerstag bei Vorlage der Jahreszahlen. Investoren würden dies oft "langweilige Stabilität" nennen. "Aber natürlich hat Corona auch bei uns im Unternehmen vieles verändert und viel Flexibilität und Umdenken erfordert."
Das bisschen Öffnung reicht den meisten Händlern nicht
Der Besuch in der Modeboutique, beim Möbelhändler oder im Autohaus nach vorheriger Terminvergabe: Für so manchen Verbraucher ist diese auf dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern für die kommende Woche in Aussicht gestellte Öffnungsperspektive eine gute Nachricht. Im Einzelhandel stößt das bisschen Öffnung, dass die Politik wagen will, aber auf Kritik.
Gea wird etwas optimistischer für Gewinnmarge - Aktie stark gefragt
Der Maschinen- und Anlagenbauer Gea traut sich angesichts der Fortschritte bei der Restrukturierung mittelfristig eine etwas höhere Profitabilität zu. Auch kurzfristig zeigt sich das Unternehmen trotz der Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zuversichtlich und kündigte am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen für das vergangene Jahr für 2021 ein Wachstum für Umsatz und Ergebnis an. Die Aktien legten am Donnerstag kräftig zu.
Evonik will 2021 wieder wachsen - Dividende stabil, Aktie fällt
Nach dem von der Corona-Krise geprägten 2020 geht der Spezialchemiekonzern Evonik verhalten optimistisch ins neue Jahr. Rückenwind soll der fortgesetzte Fokus auf die Spezialchemie liefern, die oftmals profitabler und in konjunkturell schwierigen Zeiten weniger schwankungsanfällig ist als das Geschäft mit Standard- und Massenware. "In der Krise hat sich unsere Transformation hin zu mehr Spezialchemie ausgezahlt", sagte Evonik-Chef Christian Kullmann am Donnerstag laut Mitteilung. "Wir sind mitten in diesem Transformationsprozess, den wir konsequent weiter vorantreiben und der uns 2021 und darüber hinaus neues Wachstum bescheren wird."
Schaeffler enttäuscht mit verhaltenem Ausblick - Aktie sackt ab
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler will nach der Corona-Delle im vergangenen Jahr 2021 wieder zulegen. Der Umsatz soll im laufenden Jahr bereinigt um Währungseffekte um mehr als sieben Prozent zulegen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Herzogenaurach mit. "Der untere Grenzwert basiert auf einer konservativen Markteinschätzung für das globale Wachstum der Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen." Bei der Marge basierend auf dem um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern werde ein Wert von sechs bis acht (2019: 6,4) Prozent erwartet. Experten stuften den Ausblick als enttäuschend ein.
ProSiebenSat.1 setzt nach Corona-Jahr auf besseren Werbemarkt
Für ProSiebenSat.1-Vorstandschef Rainer Beaujean hätte das erste Jahr im Amt angesichts der Corona-Pandemie deutlich schlechter laufen können: Trotz der Krise schaffte es der Konzern 2020, den Umsatz in etwa stabil zu halten. Das operative Ergebnis sackte aber um ein Fünftel ab. Davon unbeirrt will der Fernsehkonzern im neuen Jahr wieder zulegen. So hofft Beaujean darauf, dass sich der Werbemarkt ab dem zweiten Quartal wieder schneller erholt. Bei Anlegern konnte ProSiebenSat.1 mit diesem Ausblick nicht punkten - die Aktie verlor deutlich. Für das laufende Jahr peilt der Konzern ein Umsatzplus von zwei bis sieben Prozent auf 4,15 bis 4,35 Milliarden Euro an, wie das Unternehmen am Donnerstag in Unterföhring mitteilte.
Knorr-Bremse erwartet bessere Geschäfte - China macht Sorgen
Nach einem von der Corona-Krise geprägten Jahr blickt der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse wieder etwas optimistischer nach vorne. Umsatz und Gewinn dürften im laufenden Jahr zulegen, aber noch nicht ganz das Niveau der Zeit vor der Krise erreichen, sagte der neue Vorstandschef Jan Mrosik, der erst im Januar von Siemens zu Knorr-Bremse kam. Hoffnung mache die Green-Deal-Politik der EU - aber Sorge mache die chinesische Autonomiepolitik, die zunehmend chinesische Lieferanten bevorzuge.
Vivendi kommt mit Musik- und Fernsehsparte robust durch Corona-Krise
Der französische Medienkonzern Vivendi ist dank gestiegener Erlöse im Musik- und Fernsehbereich robust durch die Krise gekommen. Die Umsätze stiegen 2020 um etwas mehr als ein Prozent auf rund 16 Milliarden Euro, wie der im EuroStoxx 50 notierte Konzern am Mittwoch in Paris nach Börsenschluss mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita), eine wichtige Kennziffer für das operative Geschäft, kletterte um knapp sieben Prozent auf 1,6 Milliarden Euro.
Uniper und Fortum noch uneinig über Dividendenpolitik - Mehr Gewinn
Die Corona-Pandemie hat beim Energieversorger Uniper im vergangenen Jahr kaum eine Rolle gespielt. Das Unternehmen konnte den Gewinn ordentlich steigern. Dies dürfte sich im neuen Jahr jedoch so nicht wiederholen: Der Vorstand geht für 2021 von einem Rückgang aus. 2020 hatte Uniper noch von einem außergewöhnlich guten Gasgeschäft profitiert. Noch offen ist dabei die Dividendenpolitik für das laufende Jahr: Hier herrscht Uneinigkeit mit dem finnischen Großaktionär Fortum, wie Uniper bereits am Mittwochabend mitgeteilt hatte.
rtr/dpa-AFX/iw