Aus Furcht vor einer erneuten Corona-Infektionswelle war der DAX am Montag um 4,4 Prozent abgerutscht. Experten hatten am Montag den Markt als angeschlagen bezeichnet. Vor allem in Großbritannien nehme die Angst vor einem neuen Lockdown in der Corona-Krise wieder zu. "Es besteht die Sorge, dass weitere Länder dem Beispiel folgen werden und die Wirtschaft erneut zum Stillstand kommt", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Chartexperte Andreas Büchler von Index-Radar zeigte sich ebenfalls skeptisch: "Ein schwacher Tag macht noch keinen Bärenmarkt, doch auf der kurzfristigen Zeitebene häufen sich inzwischen die negativen Signale wieder."
Die Sorgen vor einem erneuten Lockdown in Großbritannien schickten das Pfund Sterling auf Achterbahnfahrt. Am Rohölmarkt ließ der Verkaufsdruck derweil etwas nach. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich. "Der Weg in die neue Normalität wird zwar hindernisreicher", sagte Norbert Rücker, Chef-Analyst der Bank Julius Bär. "Die Nachfrage wird das Angebot aber weiterhin übertreffen und der Überschuss langsam schwinden."
Bei der angeschlagenen Aktie von Grenke ging es wieder etwas aufwärts: Die zuletzt wegen Vorwürfen eines Leerverkäufers unter Druck geratenen Anteilsscheine des Leasinganbieters stiegen um gut sechs Prozent. Wie bekannt wurde, prüft Grenke aktuell die Integration seines viel kritisierten Franchisesystems.
Unter den Einzelwerten profitierten wegen der wieder zunehmenden Corona-Sorgen am Dienstag unter anderem die vermeintlichen Gewinner der Krise. Die Aktien des Essenslieferdienstes Delivery Hero kletterten deshalb an die DAX-Spitze. Gefolgt wurde Das Unternehmen von den Aktien der Deutschen Börse und HeidelbergCement. Als DAX-Schlusslicht ging Allianz aus dem Handelstag.
Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war
Tui dampft Winterangebot noch stärker ein - Hoffen auf Sommer 2021
Bei Tui müssen sich die Kunden angesichts neuer Corona-Reisewarnungen und hoher Unsicherheit in der weiteren Planung auf ein deutlich eingeschränktes Winter-Programm einstellen. Der weltgrößte Touristikkonzern aus Hannover strich für die bevorstehende Saison rund ein Fünftel des Angebots. Wie Tui am Dienstag mitteilte, können Urlauber in den kommenden Monaten damit noch etwa 40 Prozent der ursprünglichen Kapazitäten nutzen. Zuletzt sei das reduzierte Programm zu 30 Prozent gebucht gewesen, berichtete das Unternehmen.
Deutsche Bank will Filialnetz auf 400 Standorte verkleinern
Die Deutsche Bank will jede fünfte ihrer Filialen in Deutschland schließen. "Wir planen, das Filialnetz im Laufe des kommenden Jahres möglichst rasch auf die Zielgröße von 400 zurückzubauen", sagte ein Sprecher des größten deutschen Geldhauses am Dienstag in Frankfurt und bestätigte damit entsprechende Medienberichte.
EuGH bestätigt französische Auflagen für Airbnb-Vermietung
Dort brauchen Wohnungsbesitzer in Großstädten mit über 200 000 Einwohnern und in der Nähe von Paris eine Genehmigung, wenn sie regelmäßig möblierte Wohnungen kurzfristig vermieten. Zwei Anbieter taten dies ohne die geforderte Lizenz und wurden deshalb mit einem Bußgeld belegt und zur Rückumwandlung der Räume in Wohnungen zur längerfristigen Vermietung verpflichtet. Sie klagen dagegen in Frankreich.
Milliardenauftrag: Hochtief-Töchter bauen neuen Terminal in San Diego
Zwei US-Töchter des Baukonzerns Hochtief haben den Zuschlag für den Bau eines neuen Terminals am Flughafen San Diego erhalten. Das Projekt habe einen Umfang von 2,265 Milliarden US-Dollar (1,93 Mrd Euro) und soll das in den 1960ern errichtete alte Terminal ersetzen, teilten die Unternehmen Flatiron und Turner in einer gemeinsamen Mitteilung am Dienstag in San Diego mit. Der Bau soll gegen Ende des Jahres 2021 beginnen, sobald alle Umweltauflagen erfüllt sind, hieß es weiter. Laut den Planungen wollen die Firmen den ersten Teilabschnitt im ersten Quartal 2025 für den Betrieb freigeben, der Rest des Terminals könnte dann bis zum Frühjahr 2027 für die Nutzung bereitstehen.
Trotz Corona-Krise rechnet Handelsverband mit Wachstum
Trotz der Corona-Krise rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) für das laufende Jahr mit einem Umsatz im Einzelhandel von knapp 552 Milliarden Euro - und damit mit rund 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr. "Das Wachstum darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass wir in vielen Bereichen noch deutlich unter den Normalfrequenzen liegen", sagte Verbands-Geschäftsführer Stefan Genth am Dienstag in Berlin. "Wir haben gut laufende Branchen, aber wir haben auch die Situation, dass besondere Branchen sehr negativ betroffen sind."
Bauindustrie sieht sich nach Krise gut aufgestellt
Trotz einer geringeren Zahl an neuen Aufträgen sieht sich die Bauindustrie in Deutschland auf einem guten Kurs. "Wir sind bislang gut durch die Krise gekommen, und wir werden in diesem Jahr keine großen Einschläge haben", sagte der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, der Deutschen Presse-Agentur. "Die Auftragslage ist immer noch sehr gut. Der Auftragsbestand ist historisch hoch."
Santander will 2021 Dividende von 10 Cent zahlen
Die spanische Großbank Santander will im kommenden Jahr eine Dividende von 10 Cent pro Aktie bezahlen. Über diesen Vorschlag sollen die Aktionäre am 27. Oktober auf einer Hauptversammlung abstimmen, teilte das Geldhaus am Montagabend in Madrid mit.
1&1 Drillisch ruft Bundesnetzagentur an wegen 'National Roaming'
Der Mobilfunkanbieter 1&1 Drillisch will die Netzbetreiber Deutsche Telekom und Vodafone mithilfe der Regulierungsbehörden zu neuen Verhandlungen rund um die Mitnutzung von deren Netzen bewegen. 1&1 Drillisch habe die Bundesnetzagentur in ihrer Rolle als Schiedsrichter angerufen, weil die Gespräche mit den beiden Unternehmen zu einem sogenannten "National Roaming" bisher zu keinem Ergebnis geführt hätten, teilte die Tochter von United Internet am Montag in Maintal mit. Bereits am Freitag habe Drillisch die Behörde formell in die Verhandlungen einbezogen, hieß es. Gegen den dritten deutschen Mobilfunknetzbetreiber Telefonica Deutschland behält sich Drillisch einen solchen Schritt ebenfalls vor, die Verhandlungen mit den Münchenern laufen aber noch.
Ex-Wirecard-Chef Braun legt Haftbeschwerde ein
Der seit zwei Monaten hinter Gittern sitzende frühere Wirecard-Chef Markus Braun will auf freien Fuß gesetzt werden. Seine Anwälte haben Haftbeschwerde eingelegt, wie es am Dienstag in informierten Kreisen hieß. Zuvor hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet. Eine offizielle Bestätigung oder eine Stellungnahme der Anwälte gab es nicht. Das Münchner Amtsgericht hatte den österreichischen Manager am 22. Juli auf Antrag der Staatsanwaltschaft hinter Schloss und Riegel gesetzt. Haftbeschwerden können Untersuchungshäftlinge jederzeit einlegen. Braun hatte sich und das Unternehmen bei seinem Rücktritt Ende Juni zunächst als Opfer eines gigantischen Betrugs dargestellt.
rtr/dpa-AFX/iw