Der DAX hat sich am Donnerstag an die Marke von 14.000 Punkten herangekämpft. Für gute Stimmung sorgten positive Konjunkturdaten aus China. Die Exporte legten in Dollar im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent zu. Börsianer werteten dies als Zeichen einer fortgesetzten wirtschaftlichen Erholung interpretierten. Mit Blick auf Deutschland brach hierzulande das Bruttoinlandsprodukt 2020 zwar ersten Berechnungen zufolge um 5 Prozent ein. "Das Jahr 2020 sollte nun aber zügig abgehakt werden", sagte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. "Der Blick geht nach vorne. Das laufende Jahr verspricht Besserung".
Auch die Aussicht auf ein erneutes US-Konjunkturpaket gab den Börsen Schub. "Trotz der anhaltenden Proteste in den USA, die den Wahlausgang in Frage stellen wollen, werden die Demokraten nun den US-Senat kontrollieren", fasste Analyst Evan Brown von UBS Asset Management zusammen. "Damit steigen die Aussichten auf noch mehr fiskalische Erleichterungen und weitere Konjunkturprogramme, um den Aufschwung zu verstärken." Nach Informationen des Nachrichtensenders CNN will der designierte US-Präsident Joe Biden dem Kongress ein zwei Billionen Dollar schweres wirtschaftliches Hilfspaket vorschlagen. Ähnliches hatte auch die Nachrichtenagentur Bloomberg am Vorabend berichtet.
In Erwartung von Details zum geplanten Konjunkturpaket des künftigen Präsidenten Joe Biden für die US-Wirtschaft tasten sich Anleger an die Wall Street zurück. Der US-Standardwerteindex Dow Jones stieg zur Eröffnung um 0,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 31.223,78 Punkten. Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq legten ebenfalls leicht zu, blieben allerdings knapp unter ihren Bestmarken.
Vor größeren Käufen schreckten Investoren zurück, weil sie fürchteten, dass die Hilfen zur Abfederung der Coronavirus-Folgen kleiner ausfallen könnten als erhofft, sagte Rick Meckler, Partner beim Vermögensverwalter Cherry Lane. "Oder der Markt wird sich darauf konzentrieren, wer das alles bezahlen soll." Börsianer erwarten, dass Biden im Tagesverlauf ein zwei Billionen Dollar schweres Hilfspaket vorstellt. Dieses werde vor dem Hintergrund wieder steigender Arbeitslosenzahlen sicher auch zusätzliche direkte Zahlungen an die Bürger beinhalten. In der vergangenen Woche beantragten fast eine Million Amerikaner Arbeitslosenhilfe, deutlich mehr als vorhergesagt.
Die Gefahr, die wegen der Regierungskrise in Italien droht, findet an den Börsen indes momentan kaum größere Beachtung, ebensowenig wie die trotz begonnener Impfungen weiter beunruhigende Corona-Lage mit zunehmend schärferen und längeren Lockdowns.
Bei den Einzelwerten standen die exportabhängigen Unternehmen im Fokus. So legte die VW-Aktie mehr als vier Prozent zu. Hier dürften auch die positiven Wirtschaftssignale aus China Rückenwind geliefert haben, denn das Land ist ein wichtiger Absatzmarkt für Pkw-Hersteller.
Das Papier der Deutschen Bank stieg zeitweise um knapp vier Prozent und damit erstmals seit fast einem Jahr über die Marke von zehn Euro.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Corona-Krise trifft Wirtschaft mit Wucht
Deutschland stürzt im Corona-Jahr 2020 in eine der schwersten Konjunkturkrisen der Nachkriegszeit, im Staatshaushalt klaffen erstmals seit 2011 wieder tiefe Löcher. Doch gemessen an den Befürchtungen ist Europas größte Volkswirtschaft noch vergleichsweise glimpflich davongekommen. In diesem Jahr trauen die Bundesregierung und Volkswirte der deutschen Wirtschaft ein kräftiges Comeback zu.
Kartellamt kann schärfer gegen Digitalkonzerne vorgehen
Die Kartellbehörden in Deutschland können künftig schärfer gegen Wettbewerbsverstöße der großen Digitalkonzerne wie Amazon , Google und Facebook vorgehen. Der Bundestag stimmte am Donnerstag in dritter Lesung der seit Monaten diskutierten Reform des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) zu. Demnach kann das Bundeskartellamt künftig leichter gegen Wettbewerbsverzerrungen vorgehen, wenn marktbeherrschende Digitalunternehmen ihre Position ausnutzen.
Geschäftsbelebung bei Hella - Aktie mit neuem Schwung
Der Licht- und Elektronikspezialist Hella ist nach einer Marktbelebung im zweiten Quartal wieder im Aufwind. "Auch wenn die Rahmenbedingungen nicht zuletzt aufgrund der Covid-19-Pandemie weiterhin herausfordernd sind, hat sich das Marktumfeld in den letzten Monaten etwas aufgehellt. Das hat uns zusätzlichen Rückenwind verliehen", sagte Konzernchef Rolf Breidenbach am Donnerstag bei der Vorlage der endgültigen Zahlen für das abgelaufene Quartal. Er warnte jedoch, die vollständigen Folgen der Corona-Pandemie seien noch lange nicht absehbar. Zudem sehe der Konzern "verstärkt Risiken, die aus möglichen Materialengpässen in globalen Lieferketten resultieren können".
Corona-Krise treibt Drägerwerk stärker an als gedacht - Aktie legt zu
Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk hat dank der Corona-Pandemie im abgelaufenen Jahr kräftig zugelegt. Nach vorläufigen Zahlen wuchs der Umsatz noch stärker als vom Management zuletzt in Aussicht gestellt. Zudem blieb voraussichtlich ein größerer Teil der Erlöse als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) beim Unternehmen hängen, wie Dräger am Mittwochabend in Lübeck mitteilte. Die Neuaufträge legten sogar um mehr als ein Drittel zu.
Renault will mehr sparen und wieder profitabel werden
Der krisenbelastete Autobauer Renault will noch mehr sparen als bisher angekündigt und rasch wieder profitabel werden. Das Sparprogramm laufe nun bis 2025 und habe einen Umfang von drei Milliarden Euro, teilte Renault am Donnerstag in Boulogne-Billancourt bei Paris mit. Bisher war von zwei Milliarden Euro Einsparungen bis 2022 die Rede gewesen.
rtr/dpa-AFX/fh