Vor wegweisenden geldpolitischen Signalen der US-Notenbank Fed ist der Handel am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch praktisch zum Erliegen gekommen. Am Abend werden die US-Währungshüter ihre nächsten Schritte bekanntgeben. In den kommenden Tagen folgen dann die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England und die Bank of Japan.

Experten rechnen damit, dass die Fed ihr Wertpapierkäufe schneller drosseln könnte als bisher. Es gehe darum, ob die US-Notenbank mit diesem beschleunigten sogenannten Tapering sich selbst in die Lage versetzen wird, schon im ersten Halbjahr 2022 die Zinsen zu erhöhen, so die Devisenexperten der Commerzbank. Auf jeden Fall stehe US-Notenbankchef Jerome Powell vor einer schwierigen Gratwanderung, warnte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Überzieht die Fed mit ihren Maßnahmen, dürfte dies negativ aufgenommen werden. Sollte andererseits Entschlossenheit fehlen, die Teuerung zu bekämpfen, wäre dies auch ein negatives Signal, da die Inflationsangst die Oberhand behalten würde."

Bei den Devisen fiel die türkische Lira derweil erneut auf Rekordtiefs. Dollar und Euro legten im Gegenzug zu. Der Leitindex der Istanbuler Börse markierte vor diesem Hintergrund erneut einen Höchstwert. Er wird von exportorientierten Unternehmen dominiert, deren Produkte durch den Lira-Verfall im Ausland wettbewerbsfähiger werden.

Im DAX führte zum Handelsschluss nach dem jüngsten Rückschlag Sartorius gefolgt von Qiagen und Infineon. Die Investmentbank Kepler Cheuvreux hatte zuvor den Technologie-Bereich ihrer deutschen Empfehlungsliste mit Infineon-Papieren besetzt. Als Schlusslicht ging Zalando aus dem Handel.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


Inditex und H&M weiter auf Erholungskurs - Omikron als Gefahr
Mit Inditex und H&M befinden sich zwei der weltgrößten Textilhändler weiter auf Erholungskurs vom Corona-Schock des vergangenen Jahres. Der spanische Konzern Inditex mit den Ketten Zara, Bershka und Massimo Dutti kommt dabei etwas besser voran als sein schwedischer Konkurrent und hat ein Rekordquartal hinter sich. An der Börse half das allerdings nicht weiter. Da bei den Investoren die Sorgen steigen, dass die neue Virusvariante Omikron die Erholung gefährdet, verloren die Aktien beider Unternehmen am Mittwoch deutlich an Wert.

Neuer Vertrag für Telekom-Chef Höttges - Amtszeit nun bis 2026
Tim Höttges bleibt noch lange Chef der Deutschen Telekom. Der 59-Jährige hat einen neuen, bis Ende 2026 laufenden Vertrag bekommen, wie das Unternehmen nach einer Sitzung des Aufsichtsrats am Mittwoch mitteilte. Der vorige Vertrag des seit 2014 amtierenden Vorstandsvorsitzenden wäre Ende 2023 ausgelaufen. Zugleich stellte das Kontrollgremium die Weichen für die Nachfolge des langjährigen Aufsichtsratschefs Ulrich Lehner (75). Ihm soll der bisherige Post-Vorstandsvorsitzende Frank Appel (60) folgen - er soll bei der Telekom-Hauptversammlung im April in den Aufsichtsrat gewählt werden und dann an dessen Spitze rücken.

Südzucker konkretisiert nach Gewinnsprung Ausblick für das Gesamtjahr
Eine Erholung der Zuckersparte und eine starke Biospritnachfrage bei der Tochter Cropenergies haben Südzucker im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal einen Gewinnsprung beschwert. Den Ausblick für das Gesamtjahr (bis Ende Februar) konkretisierten die Mannheimer. Laut einer Mitteilung vom Mittwoch erwarten sie einen Umsatz von 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro, nach bislang bestenfalls 7,3 Milliarden. Das operative Konzernergebnis soll sich auf 320 bis 380 Millionen Euro verbessern, womit das Management die Bandbreite am oberen und unteren Ende jeweils um 20 Millionen Euro einengte. Die durchschnittliche Analystenschätzung liegt in etwa in der Mitte der Spanne. Im vergangene Geschäftsjahr hatte der SDax-Konzern einen Umsatz von 6,7 Milliarden Euro sowie ein operatives Ergebnis von 236 Millionen Euro erwirtschaftet.

Großauftrag für Daimler Truck: Schweden bestellen 120 Mercedes-E-Lkw
Der bislang größte Auftrag für elektrische Mercedes-Benz-Schwerlastwagen kommt aus Schweden. Wie der Hersteller Daimler Truck am Mittwoch mitteilte, bestellte das schwedische Transportunternehmen Einride über 120 E-Actros.

Reederei Hyundai Glovis und BLG Logistics schließen Joint Venture
Der Bremer Hafen- und Logistikdienstleister BLG Logistics und die südkoreanische Reederei Hyundai Glovis wollen beim Autoumschlag enger zusammenarbeiten. Dazu vereinbarten sie eine strategische Partnerschaft, wie BLG am Mittwoch mitteilte. Hyundai Glovis werde ab 2022 das BLG-Autoterminal in Bremerhaven verstärkt als Drehscheibe für seine Autotransporte zwischen Asien und Europa einsetzen.

British-Airways-Mutter IAG kurz vor Absage von Air Europa-Übernahme
Die geplante Übernahme der spanischen Fluggesellschaft Air Europa durch die British-Airways-Mutter IAG steht wohl kurz vor dem Aus. Die Gespräche über eine Aufhebung der Übernahme-Vereinbarung seien in einem fortgeschrittenen Stadium, teilte der IAG-Konzern am Mittwoch mit. Weitere Angaben machte IAG nicht. Die 500 Millionen Euro schwere Übernahme von Air Europa war zwischen der spanischen Tourismus-Gruppe Globalia und IAG bereits seit November 2019 vereinbart, doch Ende Juni hatte die EU-Kommission wettbewerbsrechtliche Bedenken angemeldet. Außerdem hatte sich das Umfeld für Airlines mit Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020 massiv geändert.

rtr/dpa-AFX/iw