Liebe Anlegerinnen und Anleger,
entsprechend der Wettervorhersage soll nun leider das herrliche Sommerwetter von herbstlichen Tiefausläufern vertrieben werden. Und nur zur Sicherheit, damit meine ich nicht den Fahrplan für die kommenden Tage an der Börse. Für einige Marktbeobachter ist es schon so gut wie abgemacht, daß es dem Aufwärtstrend an den Börsen "an den Kragen" geht und uns Anlegern ein stürmischer Herbst bevorsteht.
Dabei wurde es an den Börsen bereits in den vergangenen Tagen deutlich ungemütlicher, nachdem erneut Zinssorgen die Märkte durcheinander wirbelten und die außergewöhnlich enge Bandbreite der Kurse an den globalen Märkten beendete. Kein Wunder, dass uns die Medien deutlich daran erinnern, daß der September zu den unbeliebtesten Monaten der Anleger zählt und dem DAX im Durchschnitt der letzten beiden Jahrzehnte Verluste von knapp 2% eingebracht hat.
Trotzdem ist es gar nicht so einfach festzustellen, wer oder was die Kurse unter Druck gebracht hat. Denn an die "verbalen Zinsgefechte" der Notenbankdirektoren, die abwechselnd auf einen unerwartet schnellen Zinsschritt und dann wieder auf Stagnation deuten, sollten sich die Investoren allmählich gewöhnt haben. Ebenfalls an die wechselnden konjunkturellen Nachrichten und die globalen Bedrohungen. Auffällig ist aber, wie sehr die Märkte seit der Sitzung der EZB am vergangenen Donnerstag in Unruhe sind. Die steigende Nervosität der Marktteilnehmer zeigt Ihnen sehr gut der innere Markt.
DAX kämpft auf wichtigem Niveau
Sehr zeigt Ihnen der besonnene Point & Figure Chart des DAX, wie deutlich sich in den vergangenen Tagen das Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären verschoben hat. Ohne größere Gegenwehr haben die Verkäufer den DAX unter die sehr wichtige Zone zwischen 10.500 und 10.400 Punkten gedrückt. Unterhalb von 10.450 bildete sich ein bedeutendes Verkaufssignal, als sich dort die aktuelle negative 0-Spalte unter die vorhergehende schob. Diese Region ist sehr bedeutend, da sich hier das lange dominierende April-Hoch befindet und eine vermeintlich sehr hartnäckige Widerstandszone, die in den vergangenen Wochen die Bullen eigentlich schon für sich als neue Unterstützung reklamiert hatten. Von Bedeutung ist ebenfalls die aufsteigende 50-Tage-Linie (die hier zwar nicht zu erkennen ist), die der DAX heute bei etwa 10.380 Punkten testet.
In den vergangenen Tagen hat sich eine erneute positive X-Spalte gebildet die das Kaufinteresse signalisiert. Bisher war dies aber nicht ausreichend, ein neues Kaufsignal zu generieren oder wenigstens die stark umkämpfte Demarkationslinie bei 10.450 zurück zu erobern.
Trotzdem gibt es aber noch keinen Grund für die Bullen, den Kopf in den Sand zu stecken. Denn immerhin handeln wir noch komfortabel oberhalb der aufsteigenden Unterstützungsgerade. Der mittelfristige Aufwärtstrend ist dementsprechend noch vollkommen intakt. Bitte beachten Sie auch, dass Verkaufssignale oberhalb dieser Gerade, die häufige getestet wird, nicht so gravierend sind wie Verkaufssignale unterhalb. Trotzdem verläuft der aktuelle Impuls natürlich nach unten und auf gegenwärtigem Niveau ist das Angebot stärker als die Nachfrage. Mit einem Test der Unterstützung bei 10.100 sollten Sie rechnen. Da der Markt aber kurzfristig bereits abgekühlt ist und auch ein wichtiger kurzfristiger Risikoindikator der US Börse ein interessantes Niveau erreicht hat, gibt es aus heutiger Sicht wenig Anlass, sich über einen übergeordneten Trendwechsel zu sorgen. Erst unterhalb der aufsteigenden Unterstützungsgerade sehe ich größeres Rückschlagspotenzial.
Innerer Markt erreicht die untere Wendezone
Die folgende Grafik zeigt Ihnen den Prozentsatz der im S&P 500 Index gelisteten Aktien, die oberhalb ihrer wichtigen 50-Tage-Linie handeln- heute als Linienchart, um einen längeren Zeitraum betrachten zu können.
Kurze Erläuterung: Oberhalb von 70% ist die Marktbreite zwar sehr positiv, der wichtigste US- Aktienindex tritt dort aber in eine Überhitzungsphase. Der Indikator kann zwar wochenlang in diesem überdehnten Zustand verharren, gute Einstiegsgelegenheiten in der Breite des Marktes finden wir hier aber nicht. Ganz im Gegenteil nehmen die Rückschlagsrisiken zu. Genau umgekehrt verhält es sich in der unteren extremen Zone unterhalb von 30 %, hier finden Sie gute und systematische Einstiegsgelegenheiten - obwohl dann natürlich die Medien sehr skeptisch sind.
Wie Sie sehen, handelten im April noch 90% der Index-Mitglieder oberhalb ihrer wichtigsten Unterstützung, der 50-Tage-Linie. Seither hat sich diese Relation kontinuierlich verschlechtert und heute werden nur noch etwa 50% der notierten Titel eindeutig von der Nachfrage gelenkt. Dies ist natürlich eine Verschlechterung der Marktbreite, die wir nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. Zu deutlich ist der aktuelle Impuls der großen Investoren, sich von Aktien zu trennen.
Leider gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, ob und wie lange dieser Trend anhalten wird. Es ist aber wichtig zu wissen, daß der innere Markt die äußeren Indizes lenkt und im Augenblick wird der Markt vom Angebot bestimmt.
Interessant ist aber, dass der 50-Tage-Indikator, der übrigens kein Timing sondern ein Risikoindikator ist, gestern in seiner unteren extremen Zone angekommen ist. Natürlich kann der Indikator weiter fallen und noch mehr Aktien können unter ihre wichtigste Unterstützung tauchen. Auf dem aktuellen Niveau aber verzögert sich traditionell die Fallgeschwindigkeit der Indizes und es wird interessant sich nach attraktiven Kaufkandidaten umzusehen. Zuschlagen sollten Sie aber erst, wenn sich dieser Indikator wieder stabilisiert und die wichtige Marke von 30 % erneut übersteigt.
Falls Sie sich für die Philosophie des inneren Marktes und der Point & Figure Technik interessieren, beachten Sie bitte auch meinen Gratis-Börsenbrief.
Nun wünsche ich Ihnen einen schönen Tag und viel Erfolg mit ihren Positionen
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".