Starke Firmenbilanzen stimmten Anleger zur Wochenmitte zuversichtlich. Außerdem rückte ein Belastungsfaktor der Vorwoche, das Gezerre zwischen professionellen Hedgefonds und in sozialen Netzwerken mehr oder weniger organisierten Privat-Tradern, zunehmend in den Hintergrund. Der spekulative Grabenkrieg hatte einen Hedgefonds in Schieflage gebracht und für enorme Kursausschläge einzelner Aktien gesorgt.
Amazon und die Google-Mutter Alphabet überraschten mit ihren Geschäftszahlen positiv, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. Der Führungswechsel beim Online-Händler sei kein Grund zur Besorgnis. Der Nachfolger des Firmengründers Jeff Bezos führe schließlich das boomende Cloud-Geschäft des Konzerns. Die Aktien der beiden Tech-Konzerne legten deutlich zu und gaben der Wall Street zum Handelsauftakt Rückenwind.
Derweil erhöhte der Technologiekonzern Siemens nach einem guten ersten Quartal die Ziele für das laufende Geschäftsjahr. Die vorgelegten detaillierten Geschäftszahlen lägen durch die Bank über den Markterwartungen, lobte Analyst Simon Toennessen von der Investmentbank Jefferies. Gleiches gelte für den angehobenen Ausblick. Die Siemens-Hauptversammlung an diesem Mittwoch war die letzte des langjährigen Konzernchefs Joe Kaeser. Der künftige Chef Roland Busch setzt derweil große Hoffnungen in das Geschäft mit der Digitalisierung.
Nach oben ging es auch für die Aktie von Daimler. Angetrieben wurde der Kurs von der Nachricht, dass sich der Autobauer noch in diesem Jahr aufspalten und das LKW-Geschäft an die Börse bringen will. Daimler ging deshalb als größter DAX-Gewinner aus dem Handel. Gefolgt wurde der Konzern von Volkswagen und Delivery Hero. Als größter Verlierer schlossen die Aktien der Deutschen Börse.
Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war
Siemens: Milliardengewinn, neuer Chef und ein gerührter Joe Kaeser
In den letzten Stunden als Siemens-Chef merkt man Joe Kaeser die Rührung dann doch noch an. Bevor er auf der Hauptversammlung seine Rede beginnt, muss sich der Manager mehrmals räuspern. Doch dann zieht er in gewohnter Manier im großen Bogen Bilanz des vergangenen Jahres und seiner ganzen Amtszeit - inklusive gesellschaftlicher Einordnung.
Amazon-Chef Bezos gibt Vorstandsvorsitz ab - Rekordzahlen für 2020
Vor rund 27 Jahren gründete Jeff Bezos in einer Garage bei Seattle einen Online-Buchladen. Aus seiner Faszination für das Internet und einer großen Vision entstand einer der wertvollsten Konzerne der Welt: Amazon. Nach über einem Vierteljahrhundert leitet der weltgrößte Onlinehändler nun den Wechsel an seiner Vorstandsspitze ein - Bezos wird den Vorsitz im dritten Quartal 2021 an Andy Jassy abgeben, den Leiter des boomenden Cloud-Geschäfts. Eine Ära endet damit aber noch nicht, Bezos will weiter mitmischen. Amazons am Dienstag nach US-Börsenschluss veröffentlichter Geschäftsbericht für 2020 wurde angesichts der großen Personalie zur Nebensache.
Google-Mutter Alphabet wächst mit Werbung bei Websuche und Youtube
Die Werbung bei der Google-Suchmaschine und der Videoplattform Youtube bleibt für die Konzernmutter Alphabet auch in der Corona-Pandemie ein lukratives Geschäft. Die Aktivität der Verbraucher verlagere sich immer mehr ins Internet, damit sei auch die zunächst gehemmte Online-Werbung wieder angesprungen, erklärte der Konzern bei Vorlage aktueller Zahlen am Dienstag.
Commerzbank-Aufsichtsrat berät Sparpläne des Vorstands
Stellenabbau und Filialschließungen - der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof verordnet dem Institut einen drastischen Sparkurs. Am Mittwochnachmittag hat der Aufsichtsrat des Frankfurter MDax-Konzerns mit seinen Beratungen über die Strategie begonnen. Die Eckpunkte des künftigen Kurses hatte die Commerzbank unter dem Druck von Medienberichten bereits in der vergangenen Woche öffentlich gemacht. Im Anschluss an die Sondersitzung des Kontrollgremiums will der Vorstand die Maßnahmen für die Jahre 2021 bis 2024 festzurren. Eine Entscheidung wurde für Mittwochabend erwartet.
Starkes Quartal für Sony dank Playstation
Sony kommt vor allem dank des Geschäfts mit seiner Spielekonsole Playstation weiter gut durch die Corona-Pandemie. Zugleich profitierte der japanische Elektronik-Riese im vergangenen Quartal von der Nachfrage nach teureren Fernsehgeräten - und in den Hollywood-Studios halfen TV-Produktionen über die Kinoflaute hinweg.
Spotify knackt Marke von 150 Millionen Abo-Kunden
Der Musikstreaming-Marktführer Spotify hat die Marke von 150 Millionen Abo-Kunden überschritten. Die schwedische Firma beendete das vergangene Quartal zugleich erneut mit roten Zahlen, während der durchschnittliche Erlös pro zahlendem Nutzer weiter zurückging. Die Aktie fiel im vorbörslichen US-Handel dennoch, weil der Ausblick für das neue Jahr enttäuschte.
Santander überrascht trotz Milliardenverlust positiv - Aktie legt zu
Drohende Kreditausfälle und Abschreibungen haben der spanischen Großbank Santander 2020 einen hohen Milliardenverlust eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Minus von fast 8,8 Milliarden Euro, wie das Geldhaus am Mittwoch in Madrid mitteilte. Ohne die bereits bekannten Abschreibungen etwa auf ihr Geschäft in Großbritannien, Polen und den Vereinigten Staaten hätte die Bank einen Gewinn von rund 5,1 Milliarden Euro eingefahren - 38 Prozent weniger als 2019, aber deutlich mehr als von Analysten erwartet.
Freenet kauft Aktien zurück und will deutlich höhere Dividende zahlen
Der Telekomkonzern Freenet will seine Aktionäre im laufenden Jahr wieder stärker mit Ausschüttungen bei Laune halten. Für das vergangene Jahr plant Freenet eine Dividende von 1,65 Euro pro Aktie, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in Büdelsdorf mit. Außerdem will Freenet Aktien für bis zu 135 Millionen Euro zurückkaufen.
Vodafone hält sich dank deutscher Kunden besser als gedacht
Solide Geschäfte in seinem wichtigsten Einzelmarkt Deutschland haben dem britischen Telekommunikationskonzern Vodafone ein besseres Quartal beschert als erwartet. Der von Analysten besonders beachtete Konzern-Serviceumsatz stieg im dritten Geschäftsquartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus eigener Kraft um 0,4 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in London mitteilte. Das Unternehmen habe ein weiteres Jahresviertel mit einem Rekord-Internetvolumen verzeichnet, sagte Vodafone-Chef Nick Read laut Mitteilung. So nutzen viele Menschen wegen andauernder Corona-Lockdowns ihre Smartphones intensiver.
rtr/dpa-AFX/iw