"Die Inflationssorgen sind allgegenwärtig und die Renditen an den US-Anleihemärkten steigen weiter", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Allerdings ist die Berichtssaison gut angelaufen und die Anleger verdrängen die genannten Belastungsfaktoren." Wegen Spekulationen auf eine baldige Drosselung der Wertpapierkäufe durch die Notenbank Fed rentierten die richtungweisenden zehnjährigen T-Bonds mit 1,673 Prozent zeitweise so hoch wie zuletzt vor fünf Monaten. So lange die Zentralbanken aber nicht an der Zinsschraube drehen müssten, um der Inflation Herr zu werden, bleibe der Anlagenotstand bestehen, der Aktien favorisiere, warf Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets ein.
ENERGIEPREISE GEBEN NACH - CHINA WILL EINSCHREITEN
Mit Erleichterung registrierten Börsianer die Entspannung bei den Energiepreisen. Die chinesische Regierung will am heimischen Kohlemarkt einschreiten, um dem dortigen Preisanstieg Herr zu werden. Dies brockte den chinesischen Terminkontrakten auf Kokskohle Kursverluste von jeweils neun Prozent ein. Es sei aber fraglich, ob dies der Auftakt zu einer Trendumkehr sei, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Bisherige Maßnahmen wie die Freigabe staatlicher Reserven hätten kaum gefruchtet.
Gleiches gelte für die Industriemetalle, fügte Briesemann hinzu. Die Versorgungslange werde sich in den kommenden Monaten eher verschlechtern, da viele Erzverarbeiter ihre Produktion wegen der hohen Energiekosten drosselten. Kupfer und Aluminium büßten am Mittwoch jeweils etwa 1,5 Prozent auf 9986 beziehungsweise 3069 Dollar je Tonne ein, nachdem beide in den vergangenen Tagen neue Rekordhochs knapp verfehlt hatten.
In Sog des Kohlepreis-Verfalls verbilligte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um ein Prozent auf 84,25 Dollar je Barrel (159 Liter). Kursrücksetzer seien aber nur von kurzer Dauer, warnte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Schließlich hinke das Angebot der Nachfrage weiter hinterher.
Am Kryptowährungsmarkt stand Bitcoin mit einem Kurs von 63.808 Dollar vor dem Sprung auf einen neuen Bestwert. Unterstützung erhielt die Cyber-Devise vom Debüt des ersten börsennotierten US-Fonds (ETF) für Bitcoin am Dienstag. Wer nach einer liquiden und relativ günstigen Möglichkeit für Investitionen in Kryptowährungen suche, sei mit derartigen Produkten recht gut bedient, sagte Lindsey Bell, Chef-Anlagestrategin des Vermögensverwalters Ally.
NESTLE ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN - AKZO ENTTÄUSCHT
Zu den Favoriten am europäischen Aktienmarkt zählte Nestle mit einem Kursplus von 3,5 Prozent. Der Schweizer Lebensmittel-Konzern hatte ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vorgelegt und seine Gesamtjahresziele hochgeschraubt. Das Unternehmen habe die Preise für seine Produkte so stark angehoben wie zuletzt 2015, sagte Analyst Jon Cox vom Vermögensberater Kepler Cheuvreux. Im Aktienkurs spiegele sich dies aber noch nicht angemessen wider.
Die Titel von Akzo Nobel fielen in Amsterdam dagegen um zwei Prozent. Der Anbieter von "Dulux"-Wandfarben verdiente wegen steigender Rohstoffkosten im abgelaufenen Quartal überraschend wenig. Außerdem warnte das Unternehmen, dass der Preisdruck bis ins kommende Jahr anhalten könnte. Die Belastungen seien aber nur vorübergehend, prognostizierten die Experten der Investmentbank KBC. Akzo werde sie sicher aus eigener Kraft abfedern können.
rtr