Halten konnten die Börsen die Gewinne aber nicht, der Dax bröckelte im Handelsverlauf um 0,1 Prozent auf 16.242 Punkte ab. Der EuroStoxx50 notierte unverändert bei 4400 Zählern. An der Wall Street deuteten die Futures auf Kursgewinne hin, besonders beim Technologieindex Nasdaq.
"Anleger schichten mehr in den europäischen Markt um", sagte Graham Secker, Aktienstratege bei Morgan Stanley. Die Sorgen über eine konjunkturelle Verlangsamung in den USA und China, die die Sommermonate über dominiert habe, ließen langsam nach, Aktien hätten das Potenzial für weitere Zuwächse. Auch nach Meinung von Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets ist der Aufwärtstrend intakt. "Unterstützt wird die Aufwärtsbewegung weiter von einem schwächeren Euro, der den Export begünstigt, und einem schwächeren Ölpreis, der die Importkosten für Energie senkt und dem jüngsten Preisauftrieb ein wenig den Wind aus den Segeln nimmt."
Der Euro war zuletzt auf ein 16-Monats-Tief gefallen, weil Anleger angesichts einer bald möglichen Zinserhöhung in den USA vermehrt auf den Dollar setzen. Am Donnerstag gewann der Euro wieder leicht auf 1,13 Dollar. Am Devisenmarkt geriet die türkische Lira unter Druck, nachdem die Zentralbank des Landes den Leitzins weiter gesenkt hatte, um der steigenden Inflation entgegenzuwirken. Ein Dollar kostete mit 11,3 Lira so viel wie noch nie. Seit Jahresanfang hat die Lira mehr als ein Drittel verloren.
ÖLPREISE FALLEN NACH BERICHT ZU ÖLRESERVEN
Die Debatte um eine Freigabe der strategischen Ölreserven setzte die Ölpreise unter Druck. Ein Barrel der Nordseesorte Brent verbilligte sich zeitweise um mehr als ein Prozent auf 79,28 Dollar. Das war der tiefste Stand seit sechs Wochen. Einem Reuters-Bericht zufolge wollen die USA andere wichtige Verbrauchsländer wie Japan, Südkorea, Indien und China dazu bringen, ihre Notfallreserven anzuzapfen. "Eine koordinierte Aktion hätte sicher einen größeren Einfluss auf den Ölmarkt als wenn nur die USA alleine diesen Weg gehen würden", erklärte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.
Die Ölpreise waren im Oktober auf den höchsten Stand seit sieben Jahren geklettert, dies gilt als ein Grund für den Inflationsanstieg in vielen westlichen Ländern.
WIRBEL UM CONTINENTAL - BÖRSIANER VERUNSICHERT
Zu den größten Verlierern im Dax zählten die Papiere von Continental mit einem Minus von drei Prozent. Der Autozulieferer zog Konsequenzen aus dem Diesel-Skandal und setzte den langjährigen Finanzchef Wolfgang Schäfer vor die Tür. Die Staatsanwaltschaft Hannover erklärte, ihre Ermittlungen unter anderem auf Schäfter und Ex-Chef Elmar Degenhart ausgeweitet zu haben. Die Vorwürfe lauteten auf Beihilfe zum Betrug und Untreue sowie vorsätzliche Verletzung der Aufsichtspflicht.
Im MDax legten die Aktien von Thyssenkrupp um 6,3 Prozent zu. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Konzern sein Ergebnis verbessert und peilt nun einen Gewinnschub an. Das operative Ergebnis soll sich im Geschäftsjahr 2021/22 auf 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro verdoppeln.
An der Londoner Börse deckten sich Anleger mit Titel von Royal Mail ein. Die Titel stiegen um 8,2 Prozent auf 474 Pence und waren größter Gewinner im Footsie. Der Paket-Zusteller hat mehr verdient als erwartet und will Investoren mit einer Sonderausschüttung von 400 Millionen Pfund belohnen.
An der Wall Street gerieten die Aktien des Amazon-Rivalen Alibaba unter Druck. Sie rutschen vorbörslich um mehr als vier Prozent ab. Der Internet-Händler verfehlte mit seinen Ergebnissen im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 die Erwartungen von Analysten.
rtr