"Die Berichtssaison dies- und jenseits des Atlantiks kann die Marktteilnehmer überzeugen", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Von steigenden Renditen am US-Anleihemarkt und den zuletzt oft genannten Leitzinserhöhungen möchten die Börsianer nichts hören."

"Man kann aber nicht sagen, dass die Märkte das Thema Inflation und Zinswende sowie das Risiko eines Kriegs in der Ukraine bereits abgehakt haben", warnte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Die aktuelle Erholung sei lediglich eine Reaktion auf vorangegangene Verluste. Außerdem sei der Markt inzwischen wieder anfällig für Gewinnmitnahmen.

Eine Bewährungsprobe für die europäischen Aktienmärkte sind die anstehenden Inflationsdaten. Experten erwarten für Januar einen Rückgang der Teuerungsrate in der Euro-Zone auf 4,4 von fünf Prozent im Jahresvergleich. Sollte der Preisdruck höher ausfallen, gerät die Europäische Zentralbank (EZB) Börsianern unter Zugzwang. Eine unmittelbare Änderung der Geldpolitik gilt zwar als ausgeschlossen. Die Währungshüter würden im Rahmen ihrer Beratungen am Donnerstag aber anerkennen müssen, dass die Inflation stärker steigt als bislang angenommen, sagte Volkswirt Andreas Billmeier vom Vermögensverwalter Western Asset Management.

GOOGLE-MUTTER ALPHABET HELLT ANLEGERSTIMMUNG AUF


In Kauflaune versetzten Aktienanleger der Umsatz- und Gewinnsprung der Google-Mutter Alphabet. Diese Steigerungen im zweiten Jahr der Pandemie seien beeindruckend, lobte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Derzeit ist Alphabet einer der absoluten Gewinner der Pandemie. Die Frage ist nur, ob und zu welchem Teil die durch Corona erhöhten Einnahmen und Nutzer nachhaltig sind." Die in Frankfurt notierten Aktien von Alphabet stiegen um gut 14 Prozent auf ein Rekordhoch von 2688 Euro.

Unter den deutschen Technologiewerten legte Teamviewer Zahlen vor. Der Ausblick liege zwar leicht unter den Erwartungen, aber insgesamt sei der Quartalsbericht solide, sagte ein Börsianer. "Der nicht ganz unerwartete Aktienrückkauf gibt den Aktien Auftrieb." Die Titel der Softwarefirma steuerten mit einem Plus von zeitweise fast 18 Prozent auf den größten Tagesgewinn der Firmengeschichte zu.

In Wien gehörte Raiffeisen Bank dank eines überraschend starken Quartalsergebnisses mit einem Kursplus von 5,1 Prozent zu den Favoriten. Zins- und Gebühren-Einnahmen hätten über den Erwartungen gelegen, kommentierten die Analysten der Bank JPMorgan. Gleiches gelte für die geplante Dividende.

ANSPANNUNG AM ÖLMARKT WÄCHST WEGEN OPEC+-BERATUNGEN


Unterdessen blickt Investoren gespannt auf die Beratungen der großen Erdöl-Exporteuere zur Förderpolitik. Sie rechneten mehrheitlich damit, dass die "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, die Quoten wie in den vorangegangenen Monaten um 400.000 Barrel pro Tag anheben wird.

In diesem Fall werde der Ölpreis wohl weiter steigen, prognostizierte Tetsu Emori, Chef des Vermögensverwalters Emori. "Sollten aber Saudi-Arabien und Russland signalisieren, dass sie mit einer höheren Produktion die Ausfälle anderer Mitgliedsstaaten ausgleichen, werden die Preise sicher fallen." Einige Staaten verfehlen wegen maroder Förderanlagen seit Monaten ihre Quoten. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee notierte zuletzt 0,4 Prozent im Plus bei 89,48 Dollar je Barrel (159 Liter).

rtr