Die heimischen Börsen hätten aber noch Luft nach oben, betonte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Zum Katalysator dieser Aufwärtsbewegung könnte der Dow Jones mit einem Sprung über die 20.000er Marke werden. Außerdem stehen die Chancen gut, dass sich der Euro weiter verbilligt und damit zusätzlich für Kursfantasie bei europäischen Aktien sorgt." Eine Abwertung der Gemeinschaftswährung macht Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger.

Der Dow Jones hangelt sich seit Tagen von Rekordhoch zu Rekordhoch und flirtet mit der psychologisch wichtige Marke von 20.000 Punkten. Der Euro notierte am Mittwoch mit 1,0428 Dollar nur etwa einen Dreiviertel US-Cent über seinem 14-Jahres-Tief vom Dienstag. Nach Einschätzung von Kit Juckes, Chef-Devisenstratege der Bank Societe Generale (SocGen), ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Euro wieder einen Dollar kostet - erstmals seit 2002. "Wenn die 20.000er Marke im Dow nur eine Zahl ist, aber magische Anziehungskraft hat, so hat die Parität des Euro zum Dollar eine noch größere Anziehungskraft." Grund für die aktuelle Talfahrt des Euro sind Spekulationen auf einen Wirtschaftsboom unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump und rasche Zinserhöhungen der Notenbank Fed.

ERNEUTE KURSTURBULENZEN BEI KRISENBANK MONTE PASCHI



Bei den Aktienwerten standen erneut italienische Institute im Rampenlicht - allen voran Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS). Die Titel des ältesten Geldhauses der Welt fielen zunächst um gut 19 Prozent auf ein Rekordtief von 15 Euro, nachdem das Kriseninstitut zugegeben hatte, nur noch für vier Monate Geld zu haben. Mit Erleichterung reagierten Anleger auf die Zustimmung des italienischen Parlaments für den 20 Milliarden Euro schweren Banken-Rettungsplan der Regierung. Monte Paschi drehten daraufhin kurz ins Plus, notierten am Nachmittag aber wieder zehn Prozent im Minus.

Im Dax gehörte die Deutsche Bank mit einem Kursplus von 0,2 Prozent zu den Favoriten. Insidern zufolge könnte sich der deutsche Branchenprimus im Streit um Tricksereien mit Hypothekenkrediten noch vor Weihnachten mit den US-Behörden auf einen Vergleich einigen.

Volkswagen hat in der Affäre um manipulierte Abgaswerte einen solche Vereinbarung bereits geschlossen, deren Details aber zunächst unklar blieben. "Daher lassen sich die finanziellen Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend abschätzen", betonte DZ-Bank-Analyst Michael Punzet. VW-Papiere legten dennoch 0,7 Prozent zu.

An der Mailänder Börse tobte der Kampf um Mediaset weiter: Der französische Konkurrent Vivendi stockte seinen Anteil an dem Medienkonzern des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi auf mehr als 25 Prozent auf. Mediaset wiederum bemüht sich um staatlichen Schutz vor einer Übernahme. Die Titel der italienischen Firma stiegen um bis zu 8,2 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 4,81 Euro. Vivendi notierten in Paris knapp im Plus.

rtr