Der September-Blues hat die deutschen Aktienmärkte weiter fest im Griff. DAX und MDAX geben schon wieder nach. SAP und geopolitischen Sorgen belasten.
Der DAX ist am Mittwoch mit dem Schwergewicht SAP ins Minus gedreht. Der deutsche Leitindex ließ seine anfänglichen Gewinne am Nachmittag liegen und rutschte dann bis an die Marke von 23.600 Punkten ab. Über die Ziellinie ging er 0,36 Prozent tiefer bei 23.632,95 Punkten. Der MDAX mit den mittelgroßen deutschen Unternehmen schloss 0,59 Prozent tiefer bei 30.148,88 Zählern.
KI-Euphorie, die vom US-Softwarekonzern Oracle ausging, wirkte sich hierzulande nur anfangs bei SAP positiv aus. Letztlich wurden die Titel des Schwergewichtes zur Belastung für den Dax, indem sie klar ins Minus drehten. Anleger wägten außerdem ab zwischen geldpolitischer Hoffnung und geopolitischen Sorgen, die bei deutschen Aktien letztlich überwogen. Oracle konnte an den New Yorker Börsen zumindest den Technologiesektor etwas stützen.
Rüstungsaktien und Siemens Energy gefragt – HelloFresh schwach
Angesichts des Abschusses von russischen Drohnen über polnischem Staatsgebiet waren deutsche Rüstungsaktien wieder einmal gefragt. Die Kursgewinne von Renk, Hensoldt und Rheinmetall reichten von 1,8 bis 3,3 Prozent. Mit dem Abschuss russischer Drohnen werde aus der Waffennachfrage für einen theoretischen Verteidigungsfall eine dringliche Notwendigkeit zur Beschaffung, schrieb Jens-Peter Rieck von MWB Research.
Die Aktien von Siemens Energy profitierten von der Hoffnung, dass der Energietechnik-Konzern mit seiner Produktpalette vom hohen Energiebedarf der notwendigen Rechenkapazitäten profitieren wird. Ein zweiter von der KI-Fantasie angetriebener Wert waren am Mittwoch im MDax die Aktien von Hochtief. die um 4,2 Prozent auf Rekordhoch stiegen. Fantasie gibt es dort für den Aufbau und Betrieb der Rechenzentren. Zudem verteuerten sich Siemens Healthineers im Dax um 2,2 Prozent. Hier machten erneut Spekulationen um einen Verkauf des Diagnostikgeschäfts die Runde.
Daneben bewegten auch Analystenkommentare im MDax die Kurse. Dort wurden die Titel des Kochboxenversenders HelloFresh von einer Abstufung durch Morgan Stanley mit 6,3 Prozent nach unten gezogen. Eine Neubewertung mit "Overweight" durch die Barclays Bank hievte dagegen Carl Zeiss Meditec mit einem Kursplus von 4,9 Prozent an die Spitze.
Auch Europas Börsen schwächer
Auch an den europäischen Börsen ging es zu Handelsschluss nach unten. Der Eurozone-Leitindex sank bis zum Handelsende um 0,14 Prozent auf 5.361,47 Punkte. Anleger hielten sich auch hier angesichts des Abschusses von Drohnen über polnischem Staatsgebiet zurück. Die Drohnen stammen nach polnischen Regierungsangaben aus Russland. Außerhalb des Euro-Raums fiel der Schweizer SMI um gut ein halbes Prozent auf 12.217,46 Punkte und der britische FTSE 100 büßte 0,19 Prozent auf 9.225,39 Zähler ein.
Laut Eckhard Schulte von MainSky Asset Management zeigten zudem überraschend schwache Daten zur Entwicklung der Erzeugerpreise in den USA, dass sich die Tür für einen großen Zinsschritt durch die US-Notenbank Fed öffnet. Mittlerweile erwarten einige Experten angesichts vermehrter Schwächesignale der US-Wirtschaft sogar schon eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte, statt um 0,25 Prozentpunkte. Gleichzeitig haben jüngst aber auch Sorgen um den Zustand der US-Wirtschaft zugenommen.
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Enthält Material von dpa-AFX