"Die Feindseligkeiten rund um die Ukraine scheinen nachzulassen und Anleger suchen Trost in der Tatsache, dass vorerst keine systemischen Schocks zu erwarten sind", sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Die hohe Inflation bleibe aber ein Problem. Die große Frage sei, wie lange die Verbraucher noch bereit seien, Geld auszugeben, da deutliche Zinserhöhungen und happige Nachzahlungen bei den Energierechnungen drohten.

In den USA war davon im Januar allerdings nichts zu spüren. Der Anstieg der Konsumausgaben fiel mit 3,8 Prozent fast doppelt so hoch aus wie erwartet. "Wenn die Verbraucher die aktuelle Inflationsperiode absorbieren, weiter Geld ausgeben und gedeihen können, gibt das der Fed mehr Spielraum für eine aggressivere Straffung der Geldpolitik", sagte Portfoliomanager Keith Buchanan vom Vermögensverwalter Globalt.

WIE STARK ERHÖHT DIE FED IM MÄRZ DIE ZINSEN?


Daher warteten Börsianer gespannt auf die Veröffentlichung der Mitschriften der jüngsten Fed-Beratungen am Abend (MEZ), von der sie sich Rückschlüsse auf das Tempo der Zinserhöhungen versprachen. Investoren taxieren derzeit die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung im März um einen halben Prozentpunkt auf mehr als 50 Prozent.

Ähnlich wie am Aktienmarkt schwankte auch die Stimmung der Bond-Anleger. Anfängliche Verkäufe trieben die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zeitweise auf ein Drei-Jahres-Hoch von 0,331 Prozent. Parallel dazu musste der Bund bei der Neuemission derartiger Papiere erstmals seit fast drei Jahren wieder Zinsen zahlen. Am Abend rentierten die Titel nur noch bei 0,272 Prozent.

ÖLPREIS ZIEHT WIEDER AN


Gleichzeitig nutzten Rohöl-Anleger den jüngsten Preisrutsch zum Einstieg in den Markt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um knapp drei Prozent auf 95,88 Dollar je Barrel (159 Liter). "Das Angebot bleibt extrem knapp und der Preis ist schon vor dieser Krise gestiegen", sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. "Die Entspannung hat den Marsch in Richtung der Marke von 100 Dollar wohl nur verzögert." Vor diesem Hintergrund stieg der Index für die europäische Öl- und Gasbranche gegen den Trend um 1,6 Prozent.

Für das Problem des Angebotsengpasses gebe es keine schnelle Lösung, warnte Opec-Präsident Mohammad Barkindo. Einige Exportstaaten könnten ihre Produktion derzeit nicht erhöhen, da sie in den vergangenen Jahren zu wenig in die Förderanlagen investiert hätten.

KLATSCHE FÜR DELIVERY HERO - DEUTSCHE BANK SENKT DEN DAUMEN


Am Aktienmarkt ging die Talfahrt von Delivery Hero zunächst weiter, nachdem die Analystin Silvia Cuneo von der Deutschen Bank die Titel des Essenslieferanten auf "Hold" von "Buy" heruntergestuft und das Kursziel auf 80 von 140 Euro gesenkt hatte. Die Wachstumsdynamik lasse nach, während das Unternehmen Verluste mache, kritisierte sie. Daher sei unklar, wie Delivery Hero seine Wandelanleihe refinanzieren werde. Es bestehe das Risiko einer Kapitalerhöhung. Die Papiere der Firma grenzten ihre anfänglichen Verluste von 8,5 Prozent aber ein und schlossen 0,3 Prozent tiefer bei 49,67 Euro.

Gefragt waren die Papiere von AirBnB, die sich an der Wall Street um gut sechs Prozent verteuerten. Der Zimmer-Vermittler stellt für das laufende Quartal einen überraschend hohen Umsatz von 1,41 bis 1,48 Milliarden Dollar in Aussicht. Umsatz und Gewinn des Unternehmens würden dank eine anhaltend hohen Nachfrage sicher weiterhin steigen, prognostiziert Analyst Dan Wasiolek vom Research-Haus Morningstar. Vieles davon sei allerdings bereits im Aktienkurs enthalten.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


MTU verdient im Tagesgeschäft mehr als gedacht - Aktie an Dax-Spitze
MÜNCHEN - Beim Triebwerksbauer MTU hat sich die Nachfrage im zweiten Corona-Jahr noch nicht so stark von der Krise erholt wie gedacht. Allerdings stieg der Gewinn im Tagesgeschäft stärker als erwartet. Für 2022 rechnet Vorstandschef Reiner Winkler mit einem Rekordumsatz - vor allem dank der Triebwerkswartung. "Wir sehen, dass der Markt entsprechend anzieht", sagte er am Mittwoch in einer Telefonkonferenz zur Bilanzvorlage in München. "Die Airlines bereiten sich auf eine sehr starke Sommersaison vor." Hinzu kommt der geplante Produktionsausbau bei Airbus.

Starkes Jahr 2021 für Linde-Konkurrent Air Liquide - Aktie gefragt
PARIS - Die Geschäfte des französischen Gaseherstellers Air Liquide laufen dank der weltweiten Konjunkturerholung weiter rund. 2022 will der Konzern nach einem Gewinnplus im vergangenen Jahr noch einmal mehr verdienen. Das Management sei zuversichtlich, im laufenden Jahr die operative Marge und den bereinigten Nettogewinn weiter steigern zu können, sagte Unternehmenschef Benoit Potier am Mittwoch laut der Konzernmitteilung in Paris. Dabei klammert er Wechselkurseffekte aus. Die Aktie legte im frühen Handel um 2,9 Prozent zu.

Ahold Delhaize verdient deutlich mehr - vorsichtiger Ausblick
ZAANDAM - Der niederländische Handelskonzern Ahold Delhaize hat 2021 deutlich mehr verdient, bleibt aber für das laufende Jahr vorsichtig. Das Management erwarte Gegenwind durch anhaltende Lieferengpässe und steigende Kosten, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Zaandam mit. Das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) soll demnach im laufenden Jahr im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zurückgehen. Beim freien Mittelzufluss (Free Cashflow) will der Konzern mit rund 1,7 Milliarden Euro etwa 100 Millionen Euro weniger erzielen.

Autozulieferer Vitesco schreibt operativ Gewinn - Aktie legt zu
REGENSBURG - Der Autozulieferer Vitesco hat im abgelaufenen Geschäftsjahr im Tagesgeschäft wieder schwarze Zahlen geschrieben und etwas besser abgeschnitten als erwartet. Das ehemals zu Continental gehörende Unternehmen steigerte den Umsatz nach vorläufigen Zahlen um rund 4 Prozent auf 8,35 Milliarden Euro, wie Vitesco am Dienstag nach Börsenschluss überraschend in Regensburg mitteilte. Die Eckdaten kamen am Mittwochmorgen bei den Anlegern gut an: Die Vitesco-Aktie gewann in den ersten Handelsminuten 4 Prozent hinzu und erreichte damit den höchsten Wert seit Anfang Februar. Nach rund einer Stunde Handel stand noch ein Plus von gut 2,2 Prozent zu Buche.

Norma Group steigert 2021 Umsatz und Ergebnis deutlich - Aktie steigt
MAINTAL - Eine hohe Nachfrage aus China und das wachsende Geschäft mit Wassermanagement-Lösungen haben dem Verbindungstechnik-Spezialisten Norma im vergangenen Jahr Rückenwind verliehen. Allerdings bremsten im vierten Quartal die weltweiten Lieferketten-Engpässe die Erholung von Ergebnis und Marge. Die Aktien legte am Mittwoch deutlich zu. Sie stieg als zweitbester Wert des SDax um 5,6 Prozent auf 33,30 Euro.

Bafin-Sonderprüfung: Grenke soll mehr eigenes Kapital vorhalten
BADEN-BADEN/BONN - Nach ihrer Sonderprüfung bei Grenke verlangt die Finanzaufsicht Bafin vom Leasing-Spezialisten, künftig höhere Eigenmittel vorzuhalten. Zudem hätten die Aufseher die "Sicherstellung der ordnungsgemäßen Geschäftsordnung" angeordnet, teilte das SDax-Unternehmen am Mittwoch in Baden-Baden mit. "Das geplante Portfoliowachstum des Unternehmens für das Geschäftsjahr 2022 wird durch den zusätzlichen Kapitalzuschlag nicht beeinträchtigt", hieß es von Grenke weiter. Grenke-Aktien legten zuletzt um mehr als drei Prozent zu.

Chipmangel hält VW unter Druck - Neues Trinity-Werk soll an Stammsitz
WOLFSBURG - Die weltweite Chipkrise könnte Volkswagen vor allem im Stammwerk Wolfsburg noch länger ausbremsen. Zwar sieht die Konzernleitung Fortschritte in der drastisch verknappten Versorgung mit Halbleitern. Wegfallende Nachtschichten und Produktionsaussichten weit unter den ursprünglichen Plänen versetzen den Betriebsrat jedoch in Sorge, wie bei einem digitalen Treffen am Mittwoch deutlich wurde.

rtr/dpa/AFX