Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie hatte dem DAX am Mittwoch Schwung gegeben und den Index auf ein neues Rekordhoch bei 14.197 Punkten getrieben. "Letzte Woche noch Inflations- und Zinssorgen, heute Corona-Zuversicht und Öffnungsperspektiven", schrieb der Chefvolkswirt der LBBW, Uwe Burkert, in einem Kommentar zum DAX-Rekord.

Bund und Länder berieten über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Unter dem wachsenden öffentlichen Druck hatte Kanzlerin Angela Merkel bereits eine vorsichtige Öffnungsstrategie in Aussicht gestellt. Einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Entwurf zufolge soll der generelle Lockdown zwar bis zum 28. März verlängert werden. Ab der kommenden Woche würden aber Kontaktbeschränkungen gelockert und bestimmte Geschäfte dürften wieder öffnen.

"Sichere Häfen" wie Gold gaben deshalb nach. Auch Staatsanleihen gerieten deshalb unter Verkaufsdruck. Furcht vor einem rasanten Anstieg der Zinsen wie in der vergangenen Woche sei derzeit aber nicht zu beobachten, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Das Bekenntnis der Notenbanken zu längerfristig niedrigen Zinsen trage Früchte.

Von der Aussicht auf Lockerungen in der Pandemie profitierten derweil vor allem konjunkturabhängige Werte wie die Autobranche. Der DAX wurde zum Handelsschluss deshalb vom Automobilzulieferer Continental angeführt, gefolgt von Volkswagen und BMW. Als DAX-Schlusslicht ging hingegen der Corona-Profiteur Delivery Hero aus dem Handel.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


Shop Apotheke erwartet nach starkem Jahr gedrosseltes Wachstumstempo
Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke will 2021 an das außergewöhnlich starke vergangene Jahr anknüpfen und seine Profitabilität nochmals verbessern. Das neue Jahr habe so begonnen, wie das vergangene geendet habe - mit zweistelligen Wachstumsraten, hieß es im am Mittwoch in Venlo vorgelegten Geschäftsbericht des Unternehmens für 2020. Anleger scheinen sich aber mehr erhofft zu haben, die Aktien gerieten unter Druck.

Cancom erhält mit Partnern Rahmenvertrag für EU-Großprojekt
Der Münchner IT-Dienstleister Cancom hat sich mit Partnern einen Großauftrag der Europäischen Union gesichert. Der Gesamtwert des Projekts der EU-Institution eu-LISA betrage höchstens rund 440 Millionen Euro, davon entfielen 110 bis 120 Millionen Euro auf Cancom, wie das im MDax notierte Unternehmen am Mittwoch in München mitteilte. Der Vertrag laufe maximal sechs Jahre.

Fusionspartner von Autokonzern Stellantis fahren Gewinne ein
Die Fusionspartner des neuen Autokonzerns Stellantis, Fiat Chrysler und PSA, haben das vergangene Jahr mit schwarzen Zahlen abgeschlossen. Wie die beiden Unternehmen am Mittwoch berichteten, erzielte der Peugeot-Hersteller PSA ungeachtet der Corona-Krise einen auf den Konzern entfallenen Nettogewinn von 2,2 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor waren es noch 3,2 Milliarden Euro gewesen. Der bisherige italienisch-amerikanische Hersteller Fiat Chrysler (FCA) erreichte im vergangenen Jahr einen bereinigten Vorsteuergewinn von 3,7 Milliarden Euro.

Chipentwickler Dialog Semiconductor profitiert von robuster Nachfrage
Der Chipentwickler Dialog Semiconductor hat im vierten Quartal dank einer hohen Nachfrage deutlich zugelegt. Dabei profitierte das Unternehmen unter anderem von einem hohen Halbleiterbedarf für Kopfhörer, Fitness-Tracker, digitale Uhren, Notebooks und Tablets, wie das Unternehmen am Mittwoch in London mitteilte. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf rund 439 Millionen US-Dollar (364 Mio Euro). Ohne den im vergangenen Jahr übernommenen IoT-Spezialisten Adesto lag das Wachstum bei 10 Prozent. Im Schlussquartal sei es dabei wegen der branchenweiten Kapazitätsengpässe zu Beeinträchtigungen bei der Bedienung der erhöhten Kundennachfrage gekommen, hieß es.

Corona bremst weiter Autoverkäufe
Geschlossene Autohäuser, gestiegene Mehrwertsteuer: Autos verkaufen sich momentan nicht gut. 194 300 Pkw sind im Februar 2021 neu zugelassen worden, 19 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Mittwoch in Flensburg mitteilte. Besonders private Käufer halten sich demnach zurück. Weil bis Dezember noch die Mehrwertsteuer reduziert war, haben viele Kunden da schon gekauft, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) erklärte.

US-Pharmakonzern Merck & Co produziert Impfstoff für Johnson & Johnson
Der US-Pharmakonzern Merck & Co wird den von seinem Mitbewerber Johnson & Johnson entwickelten Corona-Impfstoff produzieren, der am Wochenende eine Notfallzulassung erhalten hatte. Die US-Regierung werde die Kooperation mit Blick auf die nötige Ausstattung von Mercks Produktionsstätten und logistischer Hilfe unterstützen, sagte die Sprecherin von Präsident Joe Biden, Jen Psaki, am Dienstag. Der erfahrene Impfstoffhersteller Merck & Co hat bislang keinen eigenen Impfstoff gegen das Coronavirus im Programm.

RTL will Disney-Anteil an Super RTL kaufen und Alleineigentümer sein
RTL will mit dem Kauf des Disney-Anteils der alleinige Gesellschafter des deutschen Kinder- und Familiensenders Super RTL werden. Die Mediengruppe RTL Deutschland teilte am Mittwoch in Köln mit, den 50-Prozent-Anteil der Disney-Tochter BVI Television Investments, Inc. zu erwerben. Disney war auf mehrmalige Anfrage dazu nicht zu erreichen. RTL erwartet den Abschluss der Transaktion im Jahresverlauf 2021. Dem Ganzen müssen demnach noch Kartellbehörden zustimmen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. RTL will mit dem Schritt auch das eigene Wachstum im Streaming-Markt unterstützen.

Intel soll rund 2,2 Milliarden Dollar in US-Patentstreit zahlen
Der Chipkonzern Intel ist von Geschworenen in Texas zur Zahlung von knapp 2,2 Milliarden Dollar in einem Patentstreit verurteilt worden. In dem Verfahren ging es um zwei Patente für Technologien aus der Halbleiterproduktion, die laut dem Urteil von Dienstag verletzt wurden. Für eines wurden der Firma VLSI 1,5 Milliarden Dollar (1,24 Mrd Euro) zugesprochen, für das zweite 675 Millionen Dollar, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Intel kündigte umgehend an, in Berufung zu gehen.

Sommerbuchungen ziehen leicht an - Branche erwartet aber hartes Jahr
Die deutsche Reisebranche stellt sich nach dem historischen Einbruch im Corona-Krisenjahr 2020 auf weiter harte Zeiten ein und schreibt das laufende Touristikjahr wirtschaftlich weitgehend ab. "Es wäre schon als Erfolg zu werten, wenn wir für den Markt der Reisebüros und Reiseveranstalter rund 50 Prozent des Umsatzvolumens von 2019 erreichen würden", sagte Norbert Fiebig, Präsident des Reiseverbandes DRV, am Mittwoch. Nach dem Rekordjahr 2019 war der Umsatz mit organisierten Reisen in der Corona-Krise um 65 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro eingebrochen.

rtr/dpa-AFX/iw