Die DAX-Konzerne haben sich im ersten Quartal trotz der heraufziehenden Corona-Krise noch vergleichsweise gut geschlagen. Die Einschläge drohen im zweiten Quartal - und dies unterschiedlich stark in den einzelnen Schlüsselbranchen. Zu diesem Ergebnis kommen soeben vorgelegte Studien der Unternehmensberatung EY und der Commerzbank.

Laut EY konnten die DAX-Konzerne im ersten Quartal ihren Umsatz noch um 1,6 Prozent steigern. Der kumulierte operative Gewinn (Ebit) sank dagegen um 24 Prozent. Immerhin elf Unternehmen schafften sogar noch ein Gewinnplus. Da die Krise erst in der zweiten März-Hälfte die globale Produktion lahmgelegt habe, sei ein "tiefrotes zweites Quartal" zu erwarten, sagte EY-Chef Hubert Barth.

Die Commerzbank weist in ihrer Studie darauf hin, dass die Schlüsselbranchen in Deutschland sehr unterschiedlich von der Corona-Krise betroffen seien. "Auch bei der nun einsetzenden Erholung ist mit großen Unterschieden zu rechnen", erläutert Chefvolkswirt Jörg Krämer. Demnach besteht vor allem bei Autoherstellern, die besonders unter der Corona-Krise leiden, wegen des deutlich anziehenden China-Geschäfts Hoffnung auf eine rasche Erholung. In Europa ist der Markt im April laut Autoverband ACEA zwar um 76 Prozent zum Vorjahr eingebrochen. Im Mai soll sich die Lage aber auch entspannen.

Quartal des Grauens


Dagegen steht dem deutschen Maschinenbau im zweiten Quartal ein massiver Geschäftseinbruch erst noch bevor, da neben Lieferketten-Problemen nun auch Nachfrageeinbrüche zu Buche schlagen. Zudem erschweren Reisebeschränkungen das margenstarke Servicegeschäft.

"Wir gehen davon aus, dass die Erholung im Maschinenbau später einsetzen und langsamer verlaufen wird als in vielen anderen Industriesektoren", so Krämer. Besser als diese Branchen hat sich bislang die chemische Industrie geschlagen. Gute Zahlen hatte unter anderem der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer vorgelegt - und seine Jahresprognose bestätigt. Laut Commerzbank gibt es aber auch hier Unterschiede. Zulieferer der Autoindustrie stünden stärker unter Druck, während die Sektoren Pharma, Ernährung und Landwirtschaft zulegen konnten.

Was den Konzernen noch zugute kommt - das wiederum ist ein Ergebnis der EY-Studie -, sind ihre gefüllten Kassen: Mit 95 Milliarden Euro verfügten die DAX-Mitglieder zum Ende des Quartals nach wie vor über erhebliche liquide Mittel. "Im Verlauf des ersten Quartals konnten einige Unternehmen trotz zum Teil erheblicher Mittelabflüsse dank höherer Kreditlinien und der Ausgabe von Anleihen ihr Finanzpolster stabil halten", erläutert EY-Geschäftsführer Mathieu Meyer. Damit seien sie auch für eine längere Durststrecke gerüstet.