Die Anlageklasse spiegelt die dyna- mische Entwicklung wider: Vor 20 Jahren umfasste das Hard-Currency-Emerging-Markets-Bond-Universum 37 Länder. 90 Prozent der Emittenten wurden seinerzeit von den Ratingagenturen mit "riskant" beurteilt, das Volumen der am Kapitalmarkt aufgenommenen Mittel betrug zusammen 167 Milliarden Dollar. Mittlerweile haben laut Morningstar 83 Schwellenländer Anleihen im Volumen von 919 Milliarden Dollar aufgelegt. Und nur noch 37 Prozent der Staaten werden mit Non-Investment-Grade eingestuft.
Trotz des Aufholprozesses zogen Investoren als Reaktion auf die Pandemie erhebliche Gelder aus den Schwellenländern ab. "Mittlerweile steigt das Interesse wieder", sagt Oliver Kastner. Der Manager des Deka-EM Bond investiert in Hartwährungsanleihen der Schwellenländer. 90 Prozent der Mittel werden in auf Euro lautenden Anleihen angelegt oder gegen Euro gesichert. ln den letzten drei Monaten legte der Fonds um 15 Prozent zu.
Das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens sei den Investoren durchaus bewusst, meint Kastner. Im Vergleich zum Vorjahr wird etwa Ghanas Wirtschaft in diesem Jahr nur um 0,9 Prozent zulegen. 2019 wurde noch ein Plus von über sieben Prozent erzielt. Doch der Internationale Währungsfonds sowie die Industriestaaten unterstützen die von Corona besonders betroffenen Staaten finanziell. "Das mindert die Risiken", sagt Kastner. Der Manager hat eine bis 2032 auf US-Dollar laufende Staatsanleihe Ghanas mit 1,2 Prozent gewichtet. Der Bond rentiert aktuell mit über neun Prozent pro Jahr.
Umsichtige Zentralbank
Es gibt jedoch auch eine ganze Reihe von Staaten, die aus eigener Kraft die Folgen der Pandemie abmildern können. Dazu zählt Russland. Das von S & P mit "BBB-" und stabilem Ausblick beurteilte Land verfügt über Gold- und Fremdwährungsreserven in Höhe von rund 592 Milliarden Dollar. Zudem agiert Russlands Zentralbank sehr umsichtig. Um die Kreditaufnahme für Investitionen zu fördern, senkte sie seit April in drei Schritten den Leitzins auf zuletzt 4,5 Prozent. Für den September wird eine weitere Senkung auf dann 4,0 Prozent erwartet. Die mit 3,2 Prozent relativ niedrige Inflationsrate eröffnet der Zentralbank die dazu notwendigen Spielräume. Kramer hat Bonds aus Russland mit über vier Prozent im Portfolio gewichtet.
Bei der Auswahl der Emittenten achtet der Manager neben politischen Risiken vor allem auf die Schuldentragfähigkeit und die ökonomischen Rahmenbedingungen eines Landes. Indonesien erfüllt diese Auswahlkriterien. Der Inselstaat ist mit lediglich 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet und verfügt über Währungsreserven von 114 Milliarden Euro. Studien zufolge reicht dies, um im laufenden und im kommenden Jahr al- le Auslandsverbindlichkeiten problemlos bedienen zu können.
Die starke Entwicklung des Fonds in den vergangenen Monaten wird sich bis Ende des Jahres nicht in dem Tempo fortschreiben lassen, folgert Kastner. Der Manager ist aber optimistisch. Bestätigen sich die Frühindiaktoren, sieht er weiteres Potenzial.