"Hey, how low can you go?" Beim beliebten Partytanz Limbo geht es darum, sich mit weit nach hinten gebeugtem Rücken unter einer waagrechten Stange hindurchzubewegen, ohne diese zu berühren. Jede Runde wird die Stange tiefer gelegt, so lange bis alle Teilnehmer gescheitert sind. Ursprünglich stammt der Tanz aus der Karibik - der wahre Meister in dieser Disziplin ist aber ein Deutscher. Genauer gesagt: ein Niederbayer.

Andreas Scheuer hat es in den vergangenen Jahren als Verkehrsminister geschafft, auch die niedrigsten Erwartungen noch zu enttäuschen: Egal wie niedrig man die Messlatte legte, Scheuer fand immer einen Weg unten durch. Schon vor der Umsetzung des CSU-Prestige-Projekts einer Ausländermaut war etwa schon so manchem Jurastudenten mithilfe eines alten, zusammengeleimten "Europarecht für Anfänger"-Buches aufgefallen, dass daraus nichts werden konnte.

Scheuer focht das freilich nicht an. Mit Verstößen gegen Haushalts- und Vergaberichtlinien (die ein Untersuchungsausschuss feststellen musste) boxte er die Maut durch. Die Folge ist bekannt: Die Betreiberfirma klagt aktuell auf Schadenersatz in Höhe von über einer halben Milliarde Euro. Zu den weiteren Pannen des Herrn Ministers zählen die holprige Autobahnprivatisierung - deren Erfolg oder Misserfolg wohl erst in einigen Jahren abzusehen sein wird - und Scheuers Unwille, zur Aufklärung des Dieselskandals mehr als nur Dampfgeplauder beizusteuern.

Scheuers Amtszeit hat aber auch gezeigt, dass er weit mehr kann als Pannen herunterspielen und aussitzen. Besonders einfallsreich und freigiebig ist Scheuer bei der Abwehr von kritischen Fragen und der Herausgabe von Akten. Wie die Organisation Transparency Deutschland jüngst mitteilte, leistet sich Scheuer, quasi zur Schadensabwehr, ein kleines privates Anwaltsteam. Dieses hat in den vergangenen Jahren wohl mehrere Millionen Euro verschlungen. Und das obwohl das Ministerium selbst über viele sehr gut ausgebildete Juristen verfügt. Doppelt hält eben besser.

In diesem Sinne ist es nur folgerichtig, dass Scheuer Minister bleiben will. Kommt es dazu, können die Bürger schon einmal Wetten abschließen: darauf, wie teuer der nächste Limbotanz werden wird.