Die Lokführergewerkschaft GDL hat am Mittwochmorgen ihren Streik auf den Personenverkehr ausgeweitet und damit erhebliche Behinderungen im Berufsverkehr ausgelöst. Nach Angaben der Deutschen Bahn liegen die Schwerpunkte der Arbeitsniederlegungen im Großraum Berlin, Frankfurt am Main und Mannheim. In Berlin fielen neben zahlreichen Zügen im Fern- und Regionalverkehr auch ein Großteil der von der Bahn betriebenen S-Bahnen aus. Bahn und Gewerkschaft wiesen sich erneut gegenseitig die Schuld für den Arbeitskampf zu, der bis Freitag dauern soll.
Der Streik im Personenverkehr begann um 02.00 Uhr. Die Bahn hat einen Ersatzfahrplan ausgearbeitet, mit dem sie sicherstellen will, dass 244 der sonst üblichen 805 Züge im Fernverkehr fahren können. Im Regionalverkehr sollen nach Angaben des Staatskonzerns 15 bis 60 Prozent der regulären Züge fahren. In Berlin, München, Dresden und Hamburg-Altona hatte die Bahn nach eigenen Angaben Züge als Übernachtungsmöglichkeiten bereitgestellt.
Der Ausstand der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte am Dienstag um 15.00 Uhr im Güterverkehr begonnen und soll dort bis Freitag um 09.00 Uhr dauern. Der Personenverkehr soll bis Donnerstag um 21.00 Uhr bestreikt werden. Bahnreisende können sich über die kostenlose Servicenummer 08000 996633 oder im Internet unter
https://www.bahn.de/p/view/home/info/streik_gdl_042015.shtml erkundigen, welchen Züge fahren.
Hauptstreitpunkt in dem Konflikt ist die Forderung der GDL, nicht nur für die Lokführer, sondern auch für Zugbegleiter und Rangierführer eigene Tarifverträge abschließen zu wollen. Dies strebt aber auch die größere, konkurrierende EVG an. Die Bahn wiederum will unterschiedliche Abschlüsse für dieselbe Berufsgruppe vermeiden. Unter Druck fühlt sich die GDL zudem durch das Tarifeinheitsgesetz, das die große Koalition noch vor der Sommerpause beschließen will. Es würde den Einfluss kleinerer Gewerkschaften wie der GDL einschränken .
GDL-Chef Claus Weselsky warf der Bahn in der ARD erneut Hinhaltetaktik vor. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber wiederholte die Kritik an der Gewerkschaft und nannte den Streik nicht nachvollziehbar. Bislang hat die GDL sechsmal in dem Konflikt gestreikt. Im November begann sie einen Ausstand, der rund 100 Stunden dauern sollte, dann aber nach gut 60 Stunden abgebrochen wurde. Die Gespräche laufen seit weit über einem Jahr.
Reuters