Sie wird wohl nicht mehr alles für jeden anbieten und mit weltweit rund 100.000 Mitarbeitern daherkommen. Aus Sicht von Experten kommen die Frankfurter um tiefe Einschnitte nicht herum, zumal große Investoren langsam ungeduldig werden. "Ich erwarte, dass das Institut eine Universalbank bleibt, aber schlanker wird", sagt Philipp Häßler vom Analysehaus Equinet.
Fitschen und sein Kompagnon Anshu Jain machen keinen Hehl daraus, dass die Kosten in der Bank aus ihrer Sicht trotz aller Sparbemühungen noch viel zu hoch sind. Im vergangenen Jahr kam das Institut nur auf eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von 2,7 Prozent und ist damit meilenweit von den angepeilten zwölf Prozent aus der "Agenda 2015+" entfernt. Das liegt zwar nicht zuletzt an hohen Sonderbelastungen aus Rechtsstreitigkeiten. Aber die Bank hat auch gehörig Fett angesetzt, wie man hinter vorgehaltener Hand zugibt. "Es ist völlig klar, dass wir hier nicht nur über eine neue Strategie reden, sondern dass das Ganze auch eine Restrukturierungskomponente haben wird", sagt ein Bankinsider. Dies sei überfällig.
Anders als große Konkurrenten im In- und Ausland scheute die Deutsche Bank einen kräftigen Stellenabbau bislang, Krise hin oder her. Selbst im schwankungsanfälligen Investmentbanking wurde nur in Trippelschritten gekürzt, während Rivalen wie die britische Barclays ohne Tabus den Rotstift ansetzten. Deutsche-Bank-Finanzchef Stefan Krause wich am Donnerstag entsprechenden Fragen aus. Der langjährige Chef-Investmentbanker und heutige Co-Vorstandschef Jain, der schon aufgrund seines Werdegangs dazu neigen dürfte, im Kapitalmarktgeschäft die größten Wachstumschancen zu sehen, deutete immerhin zaghaft an, hier die Ressourcen zu überdenken. "Moderate Anpassungen" im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren seien denkbar.
MUT ZUM "BIG BANG"?
Analyst Häßler geht das nicht weit genug. Für seinen Geschmack sollte sich die Bank überlegen, ob sie aus manchen kapitalintensiven Bereichen aussteigt. Die härteren Auflagen der Regulierer haben dazu geführt, dass Banken rund um den Globus versuchen, ihre Bilanz zu reduzieren. Eine große Bilanz kostet mehr Eigenkapital, zudem wird eine höhere Bankenabgabe fällig, denn diese orientiert sich maßgeblich an der Institutsgröße. "Die Regulierung zwingt uns, kleiner zu werden", gibt auch ein Manager der Deutschen Bank zu. "Wir können nicht mehr wachsen. Deshalb müssen wir eine kleinere Universalbank werden."
Allerdings ist noch nicht ganz klar, was überhaupt unter einer Universalbank zu verstehen ist. Für gewöhnlich werden so Institute genannt, die vom einfachen Privatkundengeschäft über die Vermögensverwaltung bis zum Kapitalmarktgeschäft eben alles anbieten. Aus Sicht der Deutschen Bank heißt das jedoch offenbar nicht mehr, in allen Märkten alle Produkte auch im Sortiment zu haben. Fitschen bekannte sich nun zwar im Grundsatz zum Modell der Universalbank. Doch die könnte in Zukunft ganz anders aussehen - vor allem aus dem Blickwinkel der rund 28 Millionen Privat- und Firmenkunden des Branchenprimus.
Finanzkreisen zufolge spielt die Deutsche Bank intern eine Abspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts inklusive der Postbank durch - eventuell auch über einen Börsengang. Dann könnte sie an dem Segment immerhin beteiligt bleiben. Der Bereich steht unter Druck, weil die Zinsen niedrig sind und mehr und mehr Menschen Bankgeschäfte online erledigen. Ein wirklich eindeutiges Bekenntnis der Bankführung zur Postbank im Konzern fehlte am Donnerstag. Stattdessen gab es ein verbales Trostpflaster für die beunruhigten Mitarbeiter des Bereichs. Bis auf weiteres will Co-Chef Fitschen die Integration der Postbank fortsetzen. "Es gibt keinen Grund, von den Initiativen abzuweichen, die wir eingeschlagen haben."
Analyst Häßler erwartet von Fitschen und Jain mittlerweile keinen "Big Bang" mehr. "Einen guten Preis würde man für die Postbank im derzeitigen Niedrigzinsumfeld vermutlich auch nicht erzielen." Auf der anderen Seite habe sich die Deutsche Bank selbst unter Druck gesetzt mit der Strategieüberprüfung und der Ankündigung eines großen Investorentags im Frühjahr, sagt der Vorstand eines anderen Instituts. "Die Bank hat selbst die Erwartung geweckt, dass es eine große Lösung geben wird."
rtr