Immer wieder setzen Wagemutige auf eine Trendwende bei der Deutschen Bank - zuletzt der hierzulande eher unbekannte US-Hedgefonds Hudson Executive. Der übernahm Anfang November ein Drei-Prozent-Paket und avancierte damit zu einem der größten Anteilseigner der Frankfurter. Hudson-Chef Douglas Braunstein bemitleidete noch die "müden und enttäuschten" Deutsche-Bank-Anleger, die sich seit 2010 die Finger an der Bank verbrannt hätten. Er aber habe nach gründlicher Analyse einen "frischen Blick" auf das "missverstandene und unterbewertete" Institut: Die Bücher seien jetzt sauber, die Führung stramm, und der Aktienkurs habe alles Negative verarbeitet.

Vier Wochen später muss auch Braunstein lernen, was es heißt, Deutsche-Bank-Aktionär zu sein: Das Geldhaus ist nach Geldwäschevorwürfen in die schwerste Krise seit Antritt des neuen Vorstandschefs Christan Sewing im April gerutscht. Nicht nur, dass der Aktienkurs immer neue Tiefstände markiert.

Vielmehr drohen auch Christian Sewing und seine Vorstandsmannschaft selbst in den Strudel der Affäre zu geraten. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft betreffen nicht nur das Geschäftsfeld vermögende Firmenkunden, für das er früher zuständig war. Die untersuchten Vorgänge reichen auch bis weit ins Jahr 2018 hinein, so dass der aktuelle Vorstand dafür in der Verantwortung steht.

Dabei hat der 48jährige Konzernchef gerade erste Erfolge im schwierigen Konzernumbau für sich reklamiert und für 2018 erstmals seit Jahren wieder einen Gewinn in Aussicht gestellt. Vor allem auf der Kostenseite macht die Bank Fortschritte. Doch die Restrukturierung verschlingt weiter viel Kraft, und von einem nachhaltig profitablen Geschäftsmodell ist das Geldhaus weit entfernt. Da ist neuer Ärger an der Rechtsfront das Letzte, was die Bank braucht.

Einschätzung der Redaktion



Anleger sollten derzeit einen Bogen um die Aktie machen, denn eine weitere Eskalation der Lage ist nicht auszuschließen. Insbesondere deutet sich bereits ein weiterer Umbau an der Konzernspitze an. So stehen die für Compliance und Rechtsfragen zuständige Vorstandsfrau Silvie Matherat und der Chef des Amerika-Geschäfts, Tom Patrick, vor der Ablösung. Kurzfristig drohen der Bank und auch dem Aktienkurs neue Turbulenzen.

Die jüngste Zuspitzung ist aber auch deshalb so gefährlich, weil sie mit einem weiteren Imageverlust einhergeht, der die Sanierung des Geldhauses gefährdet. Bekommt die Bank ihre andauernden Probleme mit der Einhaltung des Gesetzes nicht endlich in den Griff, steht am Ende auch ihre Existenz als eigenständiges Institut in Frage.

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