"Am Ende droht ein Abwertungswettlauf, der keine Gewinner haben wird", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Michael Kemmer, am Mittwoch in Berlin. Ein weiteres Öffnen der Geldschleusen könne in zahlreichen Ländern zu Gegenmaßnahmen führen. Er rät den Währungshütern in Frankfurt deshalb zu einer "Politik der ruhigen Hand".
Negative Folgen der Geldpolitik seien in Deutschland schon heute sichtbar, erklärte der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). "Wir sehen, dass sich die Sparquote reduziert", sagte Präsident Uwe Fröhlich. Die Immobilienpreise in den Ballungsräumen entwickelten sich nach oben. Selbst die Preise für Oldtimer und anderer Anlageobjekten bewegten sich "in absurden Höhen". Es drohten Blasenbildungen.
Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon sagte, die Geldhäuser müssten die Erträge steigern, die Kosten auf den Prüfstand stellen und weiter Substanz aufbauen. "Sollte die EZB die anhaltende Ausnahmesituation zusätzlich verschärfen, wird es noch schwieriger für alle betroffenen Institutionen, diese drei Faktoren unter Kontrolle zu halten", sagte Fahrenschon der Bild-Zeitung. Die EZB müsse eine Kehrtwende vollziehen. "In der Sackgasse muss man den Mut haben umzudrehen, weiter Vollgas führt zur Katastrophe."
Die meisten Experten gehen allerdings davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag beschließen wird, die Summe ihres Wertpapier-Kaufprogramms von aktuell 60 Milliarden Euro pro Monat zu erhöhen. Der Strafzins von derzeit minus 0,3 Prozent könnte zugleich auf dann minus 0,4 Prozent verschärft werden. Diesen müssen Banken bezahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Die EZB will Finanzinstitute dazu bewegen, mehr Kredite zu vergeben und damit die Konjunktur anzuschieben sowie die niedrige Inflation anzuheizen.
Der BdB sieht noch weitere Gefahren. "Negative Notenbankzinsen können aufgrund des Wettbewerbsdrucks von den Banken kaum an die Kunden weitergegeben werden", sagte Kemmer. "Die Erträge der Finanzinstitute geraten daher massiv unter Druck." Das beeinträchtige deren Fähigkeit, ihr Eigenkapital und damit längerfristig ihre Kreditvergabe zu stärken. Gesunkene Zinsmargen könnten dazu führen, dass Banken ihre Kreditzinsen erhöhen, um die Geschäftskosten zu decken. "Das wäre genau das Gegenteil von dem, was die Notenbank beabsichtigt", sagte Kemmer.
Reuters