Auch Deutsche-Bank -Chef John Cryan und Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon warnten auf einer Finanzkonferenz vor hohen Belastungen für Banken. "Die nächste Finanzkrise wird ihre Ursache in einer falschen Regulierung und einer fatalen Geldpolitik haben", sagte Fahrenschon in Frankfurt. Die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen, innerhalb derer Banken "wieder angemessen Geld verdienen und ihre Substanz verbessern können. Oder die Politik muss die Steuerzahler auf neuerliche Gefahren für die Stabilität der Finanzmärkte vorbereiten."
Große Sorgen machen den Banken Pläne des Baseler Ausschusses, weltweit den Einsatz interner Modelle zu begrenzen. Damit berechnen vor allem Großbanken, mit wie viel Eigenkapital sie Kredite und Handelsgeschäfte unterlegen müssen. Durch die internen Modelle brauchen Banken meist weniger Kapital als mit dem Standardansatz, der zentral vorgegeben ist. Deutsche Institute profitieren laut Kemmer besonders, weil Immobilien- und Firmenkredite in der Bundesrepublik vergleichsweise selten ausfallen. "Die internen Modelle, die das reflektieren, bringen den deutschen Banken eine höhere Kapitalentlastung als Geldhäusern in anderen Ländern."
Kritiker werfen den Banken vor, mit den internen Modellen ihre Risiken und damit ihren Kapitalbedarf zu stark herunterzurechnen. Kemmer weist das zurück. Es könne jedoch sinnvoll sein, "ein paar Parameter zu standardisieren, um die Vergleichbarkeit zwischen den Banken zu erhöhen."
AUF DIE BARRIKADEN
Die Banken gehen gegen die Verschärfung dieser und anderer Regeln - in der Branche unter dem Schlagwort "Basel IV" bekannt - auf die Barrikaden. Bei der Deutschen Bank könnten die Marktrisiken dadurch um 40 Prozent steigen, sagte Vorstandschef Cryan. "Das verunsichert unsere Investoren und erschwert uns, verlässlich zu planen." Der Baseler Ausschuss müsse bei seinen Überlegungen berücksichtigen, dass die europäischen Geldhäuser wieder attraktiver für Investoren werden müssten. "Je leichter Banken an privates Kapital kommen, desto geringer ist die Gefahr, dass sie irgendwann einmal dem Steuerzahler zur Last fallen."
BdB-Hauptgeschäftsführer Kemmer ist zuversichtlich, dass die Aufseher die Regeln, die bis Jahresende beschlossen werden sollen, noch einmal entschärfen. "Wir haben Signale, dass der Baseler Ausschuss die Bedenken von Banken und Politikern ernst nimmt, und gehen davon aus, dass es bei den Diskussionen noch zu deutlichen Änderungen kommen wird."
Für die deutschen Banken wäre das wichtig, da sie wegen rekordniedriger Zinsen und steigender Ausgaben für Regulierung und Digitalisierung ohnehin unter Druck stehen. Die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank haben ihre Talfahrt seit Jahresbeginn noch mals beschleunigt. Kapitalerhöhungen wären somit deutlich schwerer, was auch der Bundesbank Sorgen macht.
Sparkassen-Präsident Fahrenschon glaubt, dass in Europa grundsätzlich zu viel auf Regulierung gesetzt wird und zu wenig auf die Verantwortung von Unternehmen und Staaten. "Diese Eigenverantwortung wollten sich die Briten von der EU nicht wegregulieren lassen", sagte Fahrenschon in Anspielung auf das Brexit-Votum. "Und andere EU-Staaten sollten es auch nicht wollen."
rtr