In der Politik kommt der Vorstoß gut an. "Frankfurt baut damit seine Stellung als führender Renminbi-Handelsplatz der Eurozone aus", sagte der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Die Bank of China hat in der hessischen Finanzmetropole bereits im vergangen Jahr eine Clearingbank eröffnet, über die Geschäfte in Renminbi abgewickelt werden. Die Umsätze dort sind Finanzkreisen zufolge bisher aber relativ gering. Bundesbank-Vorstand Joachim Nagel forderte die deutsche Finanzbranche deshalb kürzlich im Reuters-Interview auf, mehr bei der Entwicklung von Finanzprodukten in Renminbi zu tun.
Für China sei der Ausbau des Angebots an Offshore-Renminbi-Produkten ein wichtiger Schritt, um die Internationalisierung seiner Währung voranzutreiben und den heimischen Kapitalmarkt zu öffnen, sagte Gui Minjie, der Chef der Shanghai Stock Exchange. Zhang Shenfeng von der Derivate-Börse CFFEX sprach von einem "Meilenstein für die chinesische Börsenlandschaft". Das Abkommen ist ein wesentlicher Teil einer seit langem angepeilten Kooperation, über die die Nachrichtenagentur Reuters bereits im Oktober exklusiv berichtet hatte.
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Die Deutsche Börse setzt wegen mauer Wachstumsperspektiven in Europa schon seit einigen Jahren verstärkt auf Asien. Vom neuen Vorstandschef Carsten Kengeter, der etwas Chinesisch spricht, erhoffen sich Investoren dabei weitere Impulse. Neben des Joint Ventures loten die Frankfurter mit ihren Pendants aus Shanghai Insidern zufolge auch die Zusammenarbeit in weiteren Bereichen aus. Sie hoffen, in den kommenden Jahren auch in der Volksrepublik stärker Fuß zu fassen. Dies ist wegen Beschränkungen für ausländische Finanzinstitute in China allerdings für alle westlichen Börsenbetreiber ein schwieriges Unterfangen.
An der "China Europe International Exchange" werden die Deutsche Börse und die SSE jeweils 40 Prozent halten, die CFFEX 20 Prozent. Das Unternehmen, das seinen Sitz in Frankfurt haben wird, könnte in den kommenden Jahren auch Derivate wie Index-Futures anbieten. Zudem will das Joint Venture chinesische Firmen an den Main locken. Sie können entweder in Frankfurt an die Börse gehen oder ein Zweit-Listing beantragen, wenn ihre Aktien bereits in Shanghai notiert sind. Bisher sind die Erfahrungen der Deutschen Börse mit chinesischen Börsengängen allerdings sehr durchwachsen. Sie zog bisher vor allem kleine chinesische Firmen an, von denen einige mit Skandalen den Ruf des Konzerns beschädigten.
Reuters