Insbesondere im Börsenhandel mit europäischen Finanzderivaten hätte der Zusammenschluss zum weltgrößten Börsenbetreiber zu einer erheblichen Wettbewerbsbeschränkung geführt. Die Deutsche Börse gibt sich jedoch noch nicht geschlagen und will nun prüfen, ob sie Rechtsmittel einlegt. Eine Revision würde binnen zwei Monaten bei der höchsten EU-Instanz, dem Europäischen Gerichtshof (EuGH), landen.

Der juristische Schlagabtausch bringt für den konkreten Fall zwar nichts mehr, denn die Nyse wurde inzwischen von der US-Börse ICE übernommen und ist damit vom Markt. Die Euronext wurde im vergangenen Jahr separat an die Börse gebracht. Die Branchenkonsolidierung hat in den vergangenen Jahren weitgehend ohne die Deutsche Börse stattgefunden. Der EuGH könnte allerdings grundsätzlich das Feld abstecken und Klarheit für künftige Deals schaffen.

In Sachen Nyse etwa hatte die Deutsche Börse vor der geplanten Fusion in einigen Wettbewerbspunkten Entgegenkommen signalisiert und auf Effizienzgewinne verwiesen - die Kartellwächter am Ende aber nicht überzeugen können. Nun erklärte Deutschlands größter Börsenbetreiber: "Das Unternehmen ist nach wie vor der Meinung, dass die EU-Kommission eine zu enge Marktdefinition verwendet hat."

Für die Anleger waren die Nachrichten zu Wochenbeginn keine große Überraschung. Dennoch verlor die Deutsche-Börse-Aktie bis zum Mittag 1,4 Prozent und damit mehr als der Gesamtmarkt.

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FOKUS AUF ASIEN

Für den langjährigen Vorstandschef Reto Francioni war die Nyse nicht die erste gescheiterte Großfusion. Auch Pläne etwa für ein Zusammengehen mit der Londoner LSE waren in der Vergangenheit geplatzt. Der Schweizer stand deshalb wiederholt in der Kritik. Im Frühjahr gibt er das Ruder an den ehemaligen Investmentbanker Carsten Kengeter ab.

Die Weichen für die Börse hat Francioni bereits gestellt: Bis auf weiteres treibt das Unternehmen keine Mega-Fusionen mehr in Europa und den USA voran, sondern lotet stattdessen Kooperationen in Asien aus. In naher Zukunft könnte dem Konzern hier eine umfassende Zusammenarbeit mit der Shanghai Stock Exchange (SSE) glücken, wie die Börse unlängst bestätigt hat. Durch die Kooperation der beiden Börsenbetreiber sollen chinesische Investoren Zugang zum deutschen und europäischen Finanzmarkt erhalten. Zudem wollen die Unternehmen die deutsch-chinesische Finanzmarktinfrastruktur ausbauen und die Internationalisierung der chinesischen Währung Renminbi vorantreiben.

Reuters