"Wir sind der Überzeugung, dass der Zusammenschluss alle erforderlichen fusionskontrollrechtlichen Genehmigungen erhalten wird."

Dafür gibt es aus Sicht von Kengeter drei Gründe. Es gebe bei den Geschäften von Deutscher Börse und LSE kaum Überschneidungen. In Europa seien nach diversen Übernahmen mittlerweile starke Wettbewerber aus den USA und Asien aktiv. Und die Politik habe durch neue Finanzmarktregeln (Emir, MiFid) für intensiveren Wettbewerb in allen Segmenten gesorgt. Auch von der hessischen Börsenaufsicht erwartet Kengeter keinen Widerstand, schließlich werde der Betrieb der Frankfurter Wertpapierbörse durch den Zusammenschluss nicht beeinträchtigt.

Die Zustimmung der Aufsichtsbehörden gilt neben einer Gegenofferte für die LSE als größte Gefahr für die Fusion. Der US-Konkurrent ICE, der mit einem Angebot für die LSE geliebäugelt hatte, zog sich allerdings vergangene Woche aus dem Poker zurück. Die gut 25 Milliarden Euro schwere Verschmelzung sei wichtig, damit die Deutsche Börse im globalen Wettbewerb weiter mithalten könne, sagte Kengeter. "Größe ist in unserer Branche das A und O". Börsenorganisationen seien wie die Videoplattform Youtube oder das Hotelportal Booking.com Netzwerkunternehmen. "In diesem Geschäft steigt der Wert, je mehr Nutzer hinzukommen."

"EIN LEERER SACK, DER FERNGESTEUERT WIRD"



Die Hauptversammlung der Deutschen Börse könnte die letzte dieser Art gewesen sein, wenn die Fusion mit der LSE wie geplant Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres besiegelt wird. Von den Aktionären gab es bei der Veranstaltung in der Frankfurter Jahrhunderthalle sowohl Lob als auch Kritik am geplanten Zusammenschluss. Enttäuscht äußerten sich einige Kleinaktionäre darüber, dass die fusionierte Mega-Börse ihren Sitz in London haben soll. Die Deutsche Börse werde dadurch "ein leerer Sack, der ferngesteuert wird", klagte Aktionär Hans-Jürgen Reuling.

Kengeter wies die Kritik zurück. Über Weichenstellungen müsse der Board des fusionierten Unternehmens mit 75-Prozent-Mehrheit entscheiden. Da die Hälfte der Board-Mitglieder von der Deutschen Börse gestellt würden, seien Änderungen gegen den Willen des Frankfurter Unternehmens nicht möglich. Grundsätzlich sei es sinnvoll, eine führende Börsenorganisation "an einem führenden Finanzplatz der Welt zu koordinieren" - in London.

"Es ist uns klar, dass eine solche Fusion niemanden kalt lässt", sagte Kengeter. Die Sorge, Frankfurt könne durch die Fusion an Bedeutung verlieren, nehme er ernst. "Aber ich halte sie für unbegründet." Die Holdinggesellschaft in London habe großes Interesse, dass der Standort am Main stark bleibe. "Denn Frankfurt ist das Tor zur größten Volkswirtschaft Europas." Frankfurt bleibe "Stadt des Dax". Sollte es im Zuge der Fusion einen Arbeitsplatzabbau geben, werde dieser sozialverträglich gestaltet.

Reuters