Wenn die Deutsche Börse an diesem Montag (27.7.) ihren Quartalsbericht vorlegt, dann dürften sich darin die guten Handelszahlen widerspiegeln. Im Schnitt rechnen Analysten für das zweite Quartal mit einem Plus von 25 Prozent beim Vorsteuergewinn. Sie erwarten "starke Ergebnisse" und ein "robustes Quartal". Die Deutsche Bank geht von höheren Unternehmenszielen aus - und verspricht sich Neues zur Strategie. Hoffnungsträger dabei ist der neue Vorstandschef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter.

Mit dem für 2015 angepeilten Jahresgewinn von bis zu 2,4 Milliarden Euro verschafft sich der Konzern neue Spielräume und finanzielle Flexibilität, um die strategischen Visionen des Neuen umzusetzen. Kengeter ist Ex-UBS-Investmentbanker und international bestens vernetzt, hat langjährige Asienerfahrung. Ziel seiner Berufung an die Deutsche Börse war es, nicht nur die Internationalisierung der Frankfurter voranzutreiben, sondern auch den Kontakt zu den Investoren zu verbessern.

In welche Richtung es strategisch gehen könnte, hat der zum 1. Juni angetretene Chef des größten deutschen Börsenbetreibers bereits durchblicken lassen. Denn Kengeter setzt anders als sein Vorgänger Reto Francioni wieder auf Zukäufe, wie er gegenüber Inves-toren in London gesagt hat. Der Schweizer Francioni, der fast ein Jahrzehnt an der Spitze der Deutschen Börse stand, hatte seit dem Scheitern der Übernahme der Mehrländerbörse Nyse Euronext 2012 dagegen weitgehend auf Akquisitionen verzichtet.

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Verlockendes Indexgeschäft



Seit Kurzem laufen Verhandlungen mit der Schweizer Börse Six, zwei gemeinsam geführte Index-töchter zu übernehmen, darunter den 1999 gegründeten Indexbetreiber Stoxx, der mit seinen Indizes alle Weltmärkte abdeckt. Auch auf die Devisenhandelsplattform 360T hat es die Deutsche Börse offenbar abgesehen. Investoren haben die Deutsche Börse zu Zukäufen im -Indexgeschäft ermuntert, das bislang zu den kleineren Ergebnisträgern im Konzernverbund gehört. Das Geschäft verspricht auch wegen der steigenden Beliebtheit von börsennotierten Indexfonds (ETF) große Wachstumschancen. Die Londoner Börse etwa hatte 2014 für rund drei Milliarden Dollar den Indexanbieter Russell übernommen.

Neue Geschäftsfelder sind nötig, denn der klassische Handel mit -Aktien bietet für die Frankfurter wenig Potenzial und steuert ohnehin nur noch etwa acht Prozent zum Gesamtumsatz der Deutschen Börse bei. So hat bereits Kengeter-Vorgänger Francioni das Asiengeschäft mit Kooperationen aus-gebaut. Immer wichtiger wird auch der Unternehmensbereich Wertpapierabwicklung, der bereits ein Drittel zu den Nettoerlösen beiträgt.

Schließlich hat Kengeter auch erste Veränderungen in der Führungsstruktur vorgenommen. Seit Kurzem gibt es ein sogenanntes Group Management Committee, das künftig als erweitertes Führungsgremium Entscheidungen rascher umsetzen und Vorstand und mittleres Management besser verzahnen soll.

Einschätzung der Redaktion: Die Aktie ist nicht mehr billig, doch die strategische Neuausrichtung bringt Potenzial. Auch wegen der Dividendenrendite attraktiv. Kaufen.

Ziel: 100,00

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