"Die deutsche Wirtschaft schlägt sich wacker in einem unsicheren Umfeld", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben in Berlin. Allerdings schränkte er ein: "Ohne das Doping durch die drei Sonderfaktoren wäre die Situation viel schlechter". Von einem Boom könne daher keine Rede sein: "Ein Aufschwung sieht anders aus".

Die Schuld dafür gibt der DIHK auch der Bundesregierung. "Die Sonderfaktoren machen die Politik übermütig", kritisierte Wansleben. "Wir leisten uns Standortkosten, die wir uns eigentlichen nicht leisten können." Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde setze vor allem die ostdeutschen Unternehmen unter Druck. Mehr als jeder zweite Betrieb sehe hier in der Lohnentwicklung ein Geschäftsrisiko. In Deutschland insgesamt sind es 42 Prozent, wie eine Umfrage unter 27.000 Firmen ergab.

Dennoch rechnet die Kammer für 2015 mit 200.000 neuen Jobs, was aber nur etwa halb so viele wären wie 2014. "Es könnten mehr sein, wenn der Mindestlohn nicht da wäre", sagte Wansleben. "Hier entsteht so etwas wie eine Jobbremse."

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"UMFELD BLEIBT SCHWIERIG"

Im Vergleich zu anderen großen Euro-Ländern wie Frankreich und Italien sind die konjunkturellen Aussichten aber gut. "Die niedrigen Ölpreise entlasten Verbraucher und Unternehmen, der schwache Euro treibt den Export und die niedrigen Zinsen befördern die Bautätigkeit", betonte Wansleben. Konsum und Exporte werden demnach schneller wachsen als im Vorjahr.

Dass die Wirtschaft etwas pessimistischer ist als die Bundesregierung, die ein Wachstum von 1,5 Prozent vorhersagt, liegt vor allem an den Investitionen. Diese sollen mit zwei Prozent nur etwa halb so stark zulegen wie im abgelaufenen Jahr. Ein Grund dafür seien steigende Arbeitskosten. "Das belastet die Unternehmen, und bislang auch ihre Investitionspläne", erklärte der DIHK. "Auf lange Sicht könnte es zusätzliche Rationalisierungsbemühungen auslösen."

Auch internationale Krisen - vom Ukraine-Konflikt bis hin zur Debatte um einen Austritt Griechenlands aus dem Euro - sorgten für Zurückhaltung. Das sieht das Wirtschaftsministerium ähnlich. "Das außenwirtschaftliche Umfeld bleibt schwierig", heißt es im Monatsbericht Februar. "Ein Ende des Ukraine-Konflikts zeichnet sich nicht ab. Auch die politische Entwicklung in Griechenland birgt Unsicherheiten." Dennoch habe Deutschland seine Schwächephase überwunden. "Nachdem die Wirtschaft im letzten Sommer mehr oder weniger stagnierte, deuten die aktuellen Indikatoren darauf hin, dass die Konjunktur wieder an Fahrt gewinnt", so das Ministerium.

Reuters