Ökonomen hatten dagegen einen Rückgang erwartet. "Die deutsche Wirtschaft steuert auf eine Hochkonjunktur zu", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Manager beurteilten ihre Geschäftslage zwar etwas schlechter, die Aussichten für die kommenden sechs Monate dagegen besser als zuletzt.
Ökonomen und Börsianer haben das Ergebnis der Ifo-Umfrage mit besonderer Spannung erwartet, da sie sich einen Hinweis versprachen, ob die politischen Wirren auf die Konjunktur durchschlagen. "Die deutsche Wirtschaft zeigt sich sehr robust und unbeeindruckt von politischen Entwicklungen", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe dazu. Die Umfrage wurde vom 6. bis 23. November erhoben, als sich sehr schwierige Sondierungen zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen bereits abzeichneten. Zehn Prozent der Antworten liefen nach dem Aus der Jamaika-Gespräche ein. Ob diese wesentlich anders ausfielen, ist unklar. "Das konnten wir noch nicht analysieren", sagte Wohlrabe und verwies darauf, dass es wegen der vergleichsweise wenigen Antworten schwierig sei, belastbare Aussagen zu treffen. "Der erste wirkliche Test, wie sich die Politik auf die Stimmung der Firmen auswirkt, kommt erst mit dem Ifo-Index vom Dezember", betonte deshalb ING-Diba-Chefökonom Carsten Brzeski.
"POLITISCHEM WIRRWARR GETROTZT"
Die überraschend gute Stimmung ermunterte Anleger zum Einstieg in den Aktienmarkt. Der Dax stieg nach verhaltenem Auftakt um 0,2 Prozent. Börsianer waren nach dem Jamaika-Aus verunsichert, hatten doch viele Anleger auf eine Beteiligung der wirtschaftsfreundlichen FDP an der Regierung gesetzt. Stattdessen stehen nun etwa eine Neuauflage der großen Koalition von Union und SPD, Neuwahlen oder eine Minderheitsregierung im Raum.
Besonders in der Industrie hellte sich die Stimmung im November auf: Hier sind die Firmenchefs so guter Dinge wie nie zuvor. "Treiber dieser Entwicklung waren die deutlich optimistischeren Erwartungen", sagte Fuest. Die exportabhängige Industrie profitiert vom anziehenden Welthandel und dem Aufschwung in der Euro-Zone. Auch im Großhandel verbesserte sich das Klima, während es sich im Einzelhandel und in der Baubranche eintrübte.
"Der deutsche Konjunkturdampfer läuft mit voller Fahrt voraus", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Außer einer Kollision, die nicht in Sicht ist, bringt ihn nichts so schnell zum Stehen: die Wirren um die Regierungsbildung jedenfalls nicht." Das sehen auch andere Experten so. "Der Ifo-Index trotzt dem politischen Wirrwarr", sagte der Europa-Chefvolkswirt von Nordea, Holger Sandte. Das zeige, wie robust die Stimmung in der Wirtschaft derzeit sei. "Die Unternehmen und die Finanzmärkte wissen, dass die nächste Regierung nicht links- oder rechtsextrem sein wird, sondern nahe am Mainstream", sagte Sandte. "Keine Grund also, sich verrückt machen zu lassen."
Das Ifo-Institut hat gerade erst seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland 2017 auf 2,3 von 1,9 Prozent erhöht. Auch im kommenden Jahr soll eine Zwei vor dem Komma stehen. Die Exporte laufen rund, während die Unternehmen zuletzt deutlich mehr investierten. Auch der private Konsum dürfte angesichts von Rekordbeschäftigung, steigenden Löhnen und vergleichsweise geringer Inflation eine Stütze bleiben.