Denn als Konjunkturrisiko gelten ein eingeschränkter Freihandel unter Donald Trump als künftigem US-Präsidenten und die Verhandlungen Großbritanniens zum EU-Austritt.



Die Bundesregierung kalkuliert dieses Jahr nur mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, auch wegen weniger Arbeitstage. Die Deutsche Bank erwartet sogar nur ein Plus von 1,1 Prozent. Ökonomen fürchten, dass ein Abschottungskurs Trumps den Freihandel behindern und so die Exportnation Deutschland belasten könnte. Firmen dürften sich mit Investitionen zurückhalten, wenn die Politik für Unsicherheit sorgt. "Die Trump-Euphorie sollte relativ bald verfliegen", so NordLB-Analyst Große. Dann werde auch "die ökonomische Realität wieder ohne die rosa Brille wahrgenommen". Ferner könnten Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland für Verwerfungen sorgen.

Im vergangenen Jahr brummte vor allem die Inlandskonjunktur. "Der Konsum war erneut die treibende Kraft des BIP", sagte Statistikamts-Präsident, Dieter Sarreither in Berlin. Denn Rekordbeschäftigung, steigende Löhne sowie billiges Tanken und Heizen beflügelten die Kaufkraft der Verbraucher. Sie gaben 2,0 Prozent mehr aus als im Jahr davor. Der Staatskonsum legte mit 4,2 Prozent kräftig zu, da die öffentliche Hand erneut Milliarden aufwendete, um Flüchtlinge unterzubringen und zu integrieren. "Einen stärkeren Zuwachs des Staatskonsums hatte es zuletzt 1992 in Folge der deutschen Wiedervereinigung gegeben", so Sarreither.

INVESTITIONEN STEIGEN TROTZ NIEDRIGER ZINSEN NUR LEICHT



Für Ernüchterung sorgten dagegen Daten zum Außenhandel und den Investitionen. Die Exporte legten zwar um 2,5 Prozent zu, damit aber schwächer als im Vorjahr mit 5,2 Prozent und auch schwächer als die Importe. Somit bremste der Außenhandel unter dem Strich das Wachstum. Der Chef des Exportverbands BGA, Anton Börner, beklagte mangelnde Investitionen. "Damit steigt auch die Anfälligkeit für Krisen." Insgesamt steckten die Unternehmen zwar 1,7 Prozent mehr in Maschinen und Anlagen. Dies war aber nicht einmal halb so viel Wachstum wie im Vorjahr. "Die Politik muss dringend die Investitionsbedingungen verbessern", forderte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Er plädierte für ein einfacheres Steuersystem und attraktivere Abschreibungsregeln.

Ende 2016 legte die Wirtschaft einen Zahn zu und wuchs nach erster Schätzung der Statistiker zwischen Oktober und Dezember um rund ein halbes Prozent zum Vorquartal. Auch das Bundeswirtschaftministerium äußerte sich positiv: "Auftragseingänge und Stimmungsindikatoren sprechen für einen guten Start in das Jahr 2017." Der Chefökonom der Bank ING-Diba, Carsten Brzeski, bezeichnete die deutsche Wirtschaft als eine Insel der Glückseligen. "In der Tat haben sich die oft kontrovers diskutierte Flüchtlingskrise und die ultra-laxe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank als Segen für die Konjunktur erwiesen." Dies habe den Aufschwung allerdings künstlich verlängert.

Trotz der hohen Flüchtlingskosten erzielte der deutsche Staat 2016 zum dritten Mal nacheinander einen Milliardenüberschuss. Das Statistische Bundesamt bezifferte das Plus bei Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen auf insgesamt 19,2 Milliarden Euro. Der Bund allein erreichte einen Überschuss von 6,2 Milliarden Euro.