Eine DIHK-Umfrage unter 24.000 Firmen zeigt, dass die Unternehmen skeptischer auf ihr Exportgeschäft blicken. "Derzeit fehlen weltweit die Wachstumstreiber", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Dies werde auch Deutschland zu spüren bekommen. "Nach dem Turbostart wächst die Wirtschaft in den nächsten Monaten mit gedrosseltem Tempo."

Kauffreudige Verbraucher und investierende Firmen sorgten im ersten Quartal für einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 0,7 Prozent und so für das stärkste Wachstum seit zwei Jahren. "Die Binnenkonjunktur ist und bleibt die deutsche Wachstumsstütze Nummer eins", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein. "Lange Zeit galt der private Konsum als Mauerblümchen, jetzt ist er einer der zentralen Antriebsmotoren." Als Grund für die Kauflaune gelten der Beschäftigungsrekord, steigende Löhne, die niedrige Inflation und geringe Zinsen.

Die öffentliche Hand gab spürbar mehr Geld aus, um Flüchtlinge unterzubringen, zu verpflegen und in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Der Staatskonsum stieg in den ersten drei Monaten um 0,5 Prozent. Wegen des milden Winters zogen die Bauinvestitionen um 2,3 Prozent an und damit so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. "Die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften hat den Bauinvestitionen einen zusätzlichen Schub gegeben", sagte BayernLB-Experte Stefan Kipar.

FIRMEN WAGEN WIEDER MEHR INVESTITIONEN



Die Unternehmen steckten zwischen Januar und März 1,9 Prozent mehr Geld in Maschinen und Anlagen. Das ist der stärkste Zuwachs seit einem Jahr. "Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes scheint den Unternehmen der Mut nicht völlig abhandengekommen zu sein", sagte Ökonom Gitzel. Die Firmen täten es letztlich den Verbrauchern gleich: "Hohe Kassenbestände und niedrige Zinsen machen Investitionen attraktiv." Viele Fachleute erwarten dennoch nur eine verhaltene Entwicklung.

Wie aus der Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervorgeht, planen die Betriebe für die kommenden Monate mit stabilen Investitionsbudgets - meist aber nicht wegen neuer Produkte oder Erweiterungen, sondern um etwa ältere Maschinen und Fahrzeuge zu ersetzen. Die Baubranche sei hier zuversichtlicher, die Exportindustrie vorsichtiger. So bremste der Außenhandel im ersten Quartal die Wirtschaftskraft, weil die Importe stärker stiegen als die Exporte. Die Ausfuhren leiden unter der schwächelnden Nachfrage aus großen Schwellenländern wie China, Brasilien und Russland.

In dieses Konjunkturbild passt auch die jüngste Umfrage des Mannheimer ZEW-Instituts, wonach Börsianer mit weniger Optimismus auf die Wirtschaft schauen. Denn das Barometer für die Konjunktur-Erwartungen sank im Mai überraschend um 4,8 auf 6,4 Punkte. "Unwägbarkeiten wie ein möglicher 'Brexit' lassen einen optimistischeren Ausblick derzeit nicht zu", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach mit Blick auf das Referendum der Briten am 23. Juni zum Verbleib in der EU.

Wegen des unerwartet guten Jahresauftakts hob der DIHK seine Wachstumsprognose von 1,3 auf 1,5 Prozent an. "Wir erhöhen, können uns aber gar nicht so richtig freuen", sagte Wansleben. Die Konjunktur werde von rekordtiefen Zinsen, dem vergleichsweise schwachen Euro-Kurs und niedrigen Ölpreisen angekurbelt. Ohne dieses Doping läge die Wachstumsrate nicht einmal halb so hoch.

Reuters