Die Summe entspricht einer Defizit-Quote von 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das war das erste Defizit seit 2011 und der zweithöchste Fehlbetrag seit der deutschen Vereinigung - nur übertroffen vom Rekorddefizit des Jahres 1995. Damals wurden die Treuhandschulden in den Staatshaushalt übernommen.

2020 stürzte die Wirtschaft wegen der Corona-Pandemie so tief ab wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte um 5,0 Prozent und damit erstmals seit elf Jahren. Um eine noch gravierendere Rezession zu verhindern, musste der Staat mit massiven Konjunkturhilfen gegenhalten, was tiefe Löcher in die Kasse riss: "Die Krise hat die öffentlichen Haushalte auf nahezu allen Ebenen erfasst", so Ökonom Jens Boysen-Hogrefe vom Institut für Weltwirtschaft Kiel (IFW). Der Bund hatte mit 98,3 Milliarden Euro den größten Anteil am Finanzierungsdefizit. "Durch Steuermindereinnahmen und regionale Wirtschaftshilfen sowie zusätzlichen Aufwand in der Epidemiebekämpfung sind auch die Haushalte von Länder und Kommunen ins Minus gedreht, wobei Transfers vom Bund dem allerdings entgegenwirkten", so Experte Boysen-Hogrefe.

Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, verweist darauf, dass das Staatsdefizit zwar oberhalb der für Normalzeiten geltenden Maastricht-Grenze von 3 Prozent lag. "Angesichts des massiven Einbruchs der Wirtschaftsleistung ist dieses Defizit aber nicht übermäßig hoch und spiegelt auch die richtigen wirtschaftspolitischen Stützungsmaßnahmen wider." Auch bei einer Verlängerung des Lockdowns und der Hilfsprogramme für Unternehmen rechnet das gewerkschaftsnahe Institut damit, dass die Staatsschuldenquote 2021 bei nur knapp über 70 Prozent liegen wird und ab 2022 wieder spürbar fallen wird. 2012 hatte die Quote noch bei mehr als 80 Prozent gelegen.

rtr