WIE VIEL GELD DES DEUTSCHEN STAATES STEHT AUF DEM SPIEL?
Deutschland steht im Rahmen der beiden Hilfspakete für Griechenland für Kredite von gut 50 Milliarden Euro gerade:
Am ersten Hilfspaket, das die Euro-Partner und der Internationale Währungsfonds mit 73 Milliarden Euro ausgestattet hatten, ist Deutschland nach Regierungsangaben mit knapp 15,2 Milliarden Euro beteiligt. Die Darlehen wurden über die deutsche Staatsbank KfW abgewickelt und von der Bundesregierung verbürgt.
Zum zweiten Hilfspaket von insgesamt 163,7 Milliarden Euro hat der Euro-Rettungsschirm EFSF mit 144,6 Milliarden Euro den Löwenanteil beigesteuert. Ausgezahlt sind davon inzwischen 141,9 Milliarden Euro. Deutschland bürgt für rund 38,5 Milliarden Euro davon. Vom IWF kommen weitere 19,1 Milliarden Euro.
Eine Rückzahlung der EFSF-Gelder steht noch nicht an. Laut Bundesfinanzministerium startet die Tilgung erst im nächsten Jahrzehnt. Aktuell zahlt Griechenland für die Kredite lediglich Zinsen, die bereits stark verbilligt und gestreckt worden sind.
Würde Griechenland alle Zahlungen an seine Gläubiger einstellen, müsste Deutschland im schlimmsten Fall auch für einen Teil der ausfallenden griechischen Anleihen in der Bilanz der Europäischen Zentralbank (EZB) haften.
WIE STARK WÄREN DIE DEUTSCHEN BANKEN BETROFFEN?
Die Forderungen der deutschen Banken gegen griechische Gläubiger haben sich in den letzten Jahren massiv verringert. Sie beliefen sich nach Zahlen des Bankenverbandes im September vergangenen Jahres auf 23,468 Milliarden Euro, davon knapp 15,2 Milliarden Euro gegenüber dem griechischen Staat - der Rest gegenüber Banken und Privatpersonen sowie Unternehmen.
Die griechischen Staatsschulden in den Büchern der deutschen Banken entfallen allerdings nahezu ausschließlich auf die staatliche Förderbank KfW - sind also Bestandteil der Zahlen zur deutschen Beteiligung am ersten Griechenland-Hilfsprogramm.
GIBT ES WEITERE INDIREKTE RISIKEN?
Weitere indirekte, wenn auch übersichtliche, Risiken ergeben sich für Deutschland aus den Kredithilfen des IWF. Der hatte sich mit 19,1 Milliarden Euro am zweiten und mit 20,1 Milliarden Euro am ersten Hilfspaket beteiligt. Nimmt man die deutsche IWF-Quote von deutlich weniger als sechs Prozent als Maßstab, so entfiele auf Deutschland rechnerisch ein Haftungsbetrag von etwas über zwei Milliarden Euro. Allerdings - der IWF hat noch nie Kredite abschreiben müssen und genießt unter allen Gläubigern eine vorrangige Position.
WIE HOCH IST DIE WAHRSCHEINLICHKEIT EINES TOTAL-VERLUSTES?
Die Wahrscheinlichkeit, dass all diese Risiken voll zum Tragen kommen, wird von Experten als gering angesehen. Denn das würde bedeuten, dass Griechenland alle Schuldenzahlungen einstellt. Für vorstellbar wird allerdings gehalten, dass ein Teil der Schulden nicht mehr von dem Land bedient würden, wenn Syriza-Chef Alexis Tsipras seine Ankündigungen wahrmacht. Das würde dann bei all denen, die Griechenland-Anleihen halten, Abschreibungen auf diese Positionen nötig machen. Darunter würde dann tatsächlich auch der deutsche Staatshaushalt leiden.
Reuters