"Trotz der zuletzt schwächeren Konjunkturdaten aus der Eurozone kann sich der Euro erstaunlich gut halten", erklärte Devisenexpertin Esther Reichelt von der Commerzbank. Ihrer Einschätzung nach liegt dies daran, dass sich zuletzt mehrere Direktoriumsmitglieder der EZB optimistisch gezeigt hatten, dass der Aufschwung im Währungsraum weiter gehe.
Außerdem habe das EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny für zusätzlichen Schub beim Eurokurs gesorgt, sagte Reichelt. Sie verwies auf jüngste Aussagen des Chefs der Notenbank von Österreich. Demnach könnte der Einlagensatz für Geschäftsbanken, eine Art Gebühr für geparktes Geld bei der EZB, in einem ersten Schritt von derzeit minus 0,4 Prozent auf minus 0,2 Prozent angehoben werden. Zuvor hatte Nowotny bereits klargestellt, dass die Zeit für eine schrittweise Normalisierung der Geldpolitik gekommen sei.
Dagegen ist bei den Währungen Russlands und der Türkei kein Ende der Talfahrt in Sicht. Am Morgen erreichte der Kurs der türkischen Lira im Handel mit dem amerikanischen Dollar ein neues Rekordtief. Zeitweise mussten am Vormittag 4,1559 Lira für einen Dollar gezahlt werden und damit so viel wie noch nie. Etwa zeitgleich fiel der Kurs des Rubel zum Dollar auf den tiefsten Stand seit Ende 2016. Hier wurden in der Spitze 64,7468 Rubel für einen Dollar gezahlt.
Der Rubel leidet nach Einschätzung von Experten weiter unter neuen Sanktionen der USA gegen Russland. Außerdem habe die russische Zentralbank zuletzt nicht den Eindruck erweckt, den Kursverfall der Landeswährung durch Interventionen stabilisieren zu wollen, kommentierte Devisenexperte Wolfgang Kiener von der BayernLB.
Beim Kursverfall der türkischen Lira spielen nach Einschätzung des Experten Kiener auch jüngste Aussagen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Rolle. "Präsident Erdogan goss Öl ins Feuer, indem er sich am Montag trotz einer galoppierenden Inflation erneut für niedrigere Zinsen aussprach", sagte Kiener./jkr/tos/das