Bergsteigen auf dem Fuji, verwunschene Tempelanlagen besuchen oder sich von den pulsierenden Großstädten verzaubern lassen: In Japan ist alles möglich. Da wundert es nicht, dass immer mehr Touristen die Insel besuchen. Seit 2012 hat sich die Zahl der jährlichen Gäste auf 24 Millionen fast verdreifacht.

Dieser Ansturm bringt zwar Geld ins Land, das von Premier Shinzo Abe Ende 2012 ausgerufene Wirtschaftswunder blieb aber trotz der zusätzlichen Millionen aus. Anstelle eines kontinuierlichen Aufwärtstrends zeigt die BIP-Entwicklung seither ein volatiles Auf und Ab (siehe Grafik rechts). Auch 2016 wurde die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft trotz aller Bemühungen der Politik im Zusammenspiel mit der Bank of Japan (BoJ) von der Weltkonjunktur abgehängt.

Die Zeichen stehen auf Wachstum



Zuletzt sendete die Wirtschaft allerdings positive Signale. So haben sich im Zuge der jüngsten Yen-Abwertung die Frühindikatoren wieder erholt. Eine schwächere Währung ist nämlich eine wichtige Voraussetzung für steigende Exporte und letztendlich auch die Chance auf eine stärkere konjunkturelle Erholung in diesem Jahr. Die verbesserte Stimmung schob auch die Industrieproduktion an. Diese ist im April mit einem Plus von 4,0 Prozent so stark wie seit nahezu sechs Jahren nicht mehr gewachsen. Glänzen konnte Japan bereits zum Jahresauftakt mit einem BIP-Anstieg von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Zu der unerwartet starken Steigerung trug nicht nur der Export bei, der Privatkonsum, der für rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes steht, zog ebenfalls um 0,4 Prozent an.

Unterstützung kommt weiterhin von der BoJ. Die Währungshüter kaufen bereits seit Längerem Wertpapiere im -Volumen von jährlich 80 Billionen Yen. Damit sollen die Renditen zehnjähriger Bonds bei null Prozent gehalten werden, was im Umkehrschluss die Finanzierungskosten der Unternehmen senkt. Hinzu kommt ein Strafzins auf Einlagen von Finanzinstituten von 0,1 Prozent. An diesem Maßnahmebündel soll sich so schnell nichts ändern. Über einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik, wie derzeit in den USA, möchte BoJ-Chef Haruhiko Kuroda heute nämlich noch nicht diskutieren: "Das würde die Märkte nur unnötig durcheinanderbringen", warnt er. Die Aussichten für die Konjunktur stuft die Notenbank derweil als so rosig ein wie seit neun Jahren nicht mehr.

Wachstum ist im Land der aufgehenden Sonne auch dringend nötig, denn keine andere Industrienation ist derartig verschuldet. Die Regierung hat sich zwar bereits eine Senkung des Defizits auf die Fahnen geschrieben, aber ohne jede Eile. So wurde eine geplante Mehrwertsteuererhöhung bereits zweimal verschoben und soll nun im Oktober 2019 umgesetzt werden. Finanzminister Taro Aso zeigt sich diesbezüglich optimistisch: "Die Wirtschaft läuft gut vor den Olympischen Spielen in Tokio 2020. Das erleichtert es, die Umsatzsteuer anzuheben."

Die florierende Konjunktur ist ein Grund, warum die Börse weiter anziehen könnte, die spendablen Unternehmen liefern einen weiteren. So erreichten die Ausschüttungen im TOPIX für das abgelaufene Fiskaljahr einen Rekordwert von 11,8 Billionen Yen. Der Trend könnte sich fortsetzen. Der Nikkei Stock Average Dividend Point Index, welcher die Höhe der jährlichen Dividendenzahlungen an einen hypothetischen Investor widerspiegelt, erreichte kürzlich ein neues Jahreshoch. Für das laufende Jahr wird eine Dividendenerhöhung von rund elf Prozent eingepreist. Hinzu kommen die Aktienrückkaufprogramme: 1,8 Billionen Yen stellen die Konzerne dafür derzeit in Aussicht. Zu den größten Rückkäufern zählt die Softbank. Fondsmanager Mitsuhiro Yuasa von der Investment-Boutique EI Sturdza Strategic Management bringt es auf den Punkt: "Die Einstiegs-chancen in den japanischen Aktienmarkt sind so gut wie schon lange nicht mehr."



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Aktien mit Potenzial



Fünf Aktien aus dem japanischen Markt scheinen dabei besonderes Aufwärtspotenzial zu besitzen. Mit dabei sind die beiden Technologiekonzerne Sony und Panasonic. Erstgenannter ist gerade dabei, mit neuen Geräten wie dem Smartphone Xperia XZ oder einem OLED-Fernseher auf den Erfolgspfad zurückzukehren. Panasonic geht derweil einen anderen Weg und verschiebt seinen Fokus von der Unterhaltungselektronik auf den boomenden Automarkt. Die Bemühungen sollen sich in einem erwarteten Gewinnanstieg von einem Fünftel auszahlen.

Prozentual zweistellig legt derzeit auch der Gewinn von NTT Docomo sowie von Softbank zu. Und dass die Weichen weiter auf Wachstum stehen, zeigt der jüngste Deal bei der Softbank. Die Internet- und Telekommunikations-Holding ist soeben beim amerikanischen Überflieger Nvidia eingestiegen. Weiterhin positiv sieht es zudem für den Elektromotorenkonzern Nidec aus, der bereits in Heft 49/2016 empfohlen wurde.



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