Volles Risiko gehen derzeit die meisten professionellen Anleger ein. Sie reiten den Bullen, als ob er einen niemals abwerfen würde. Laut der jüngsten Umfrage der Bank of America Merrill Lynch (BofAML) sehen die professionellen Geldverwalter ein Ende der Hausse erst 2019.
So einhellig bullish waren die Geldverwalter schon lange nicht mehr. Gemäß der Umfrage sind per saldo 55 Prozent in Aktien übergewichtet. Im Dezember meinte noch die Mehrzahl, dass die Rally im Frühjahr auslaufen könnte. So viele Aktienbullen wie bei der Umfrage im Januar 2018 gab es zuletzt Anfang 2015.
Im Gegensatz dazu reagieren die Experten allergisch auf Anleihen; ihre Abneigung ist so groß wie seit vier Jahren nicht mehr. 67 Prozent gaben an, dass sie in Bonds untergewichtet sind. Die Anleihemärkte sind derzeit der wichtigste Katalysator für eine Wende an den Märkten. Inflation und Bond-Crash sind die momentan am häufigsten genannten Tail-Risiken für die Märkte. 36 Prozent der befragten sehen dies so. Die chinesische Schuldenkrise wird hingegen seltener als Tail Risk bezeichnet.
Die hohe Risikobereitschaft der Geldverwalter drückt sich in ihren Investitionen in zyklische Aktien wie Technologie, Öl, Banken, Industrie und Schwellenländer aus. Dort haben sie gegenüber dem Vormonat kräftiger investiert. Dagegen waren defensive Anlagen und Bond-Proxys wie Nahrungsmittel und Versorger nicht gefragt.
Ein weiteres Indiz für die steigende Risikofreude sind die sinkenden Cash-Bestände. Sie liegen global nur noch bei 4,4 Prozent. Diese Quote liegt unter dem 10-Jahres-Durchschnitt. In Europa beträgt dies Cashquote sogar nur noch 3,4 Prozent. Trotzdem liegen beide Cashquoten noch immer um einen Prozentpunkt höher als ihre historischen Tiefstände.
Ebenfalls auf dem Rückzug befinden sich kurzfristige Absicherungen gegen einen Sell off an den Märkten. Sie sind im Vergleich zum Vormonat um minus 50 Prozent gefallen. Das bedeutet ein neues 4-Jahres-Tief. Allerdings betragen die Allzeittiefs gut minus 55 Prozent. Etwas Luft ist also noch vorhanden.
Angesichts dieser Positionierungen verwundert es auch nicht, dass das "Goldilocks-Szenario" nach wie vor Hochkonjunktur hat. Gemeint ist damit ein Umfeld, in dem die Wirtschaft moderat und nachhaltig wächst und gleichzeitig die Inflationsraten niedrig bleiben. 54 Prozent der befragten glauben an dieses Szenario. Allerdings gibt es erste Anzeichen für einen Aufwärtstrend bei den Inflationserwartungen. 85 Prozent erwarten eine höhere Inflation im kommenden Jahr.
Die Erwartungen in Bezug auf die globalen Unternehmensgewinne bewegten sich ebenfalls in eine stärker bullishe Richtung. 15 Prozent glauben nun, dass die globalen Unternehmensgewinne in den nächsten zwölf Monaten um zehn oder mehr Prozent steigen werden. Auffällig ist zudem, dass britische und auch US-Titel unbeliebt sind. Dagegen werden Aktien der Eurozone, Schwellenländer und Japan von deutlich mehr professionellen Investoren übergewichtet als in der Vergangenheit.