Wer erst seit Kurzem investiert ist, den hat es natürlich kalt erwischt. Und wer "schwache Hände" hat - um den Börsianerjargon mal zu be mühen -, der möchte seine Positionen vielleicht lieber ganz schnell wieder liquidieren. So ist das mit der Anlegerpsychologie. Man ist eben doch panischer als vermutet, wenn die Dinge sich negativ entwickeln, und man ist gieriger als vermutet, wenn es gut läuft.
Doch um es gleich auf den Punkt zu bringen: Panik ist nicht angebracht, auch nicht, wenn es in den kommenden Tagen noch weiter abwärtsgehen sollte. Ein Bärenmarkt, also ein gewaltiger Abschwung über mehrere Monate, vielleicht gar Jahre hinweg, ist (noch) nicht in Sicht. Dafür ist die Rezessionswahrscheinlichkeit einfach nicht hoch genug. Und die Vergangenheit hat gezeigt, dass Rezessionen und Bärenmärkte Hand in Hand gehen.
Vermutlich haben wir es also eher mit einer "normalen" Korrektur zu tun. Die muss man als Aktionär einfach aushalten - oder man kauft noch mal zu, wenn sich Gelegenheiten ergeben. Allerdings könnte es auch sein, dass wir an den Aktienmärkten den ersten Teil eines Doppeltops sehen, das sich oft am Ende einer langen Rally ergibt - wir haben in den zurückliegenden Wochen an dieser Stelle ja immer wieder mal darüber geschrieben. Demnach könnte es nach -einer Bodenbildung in den kommenden Tagen also noch mal aufwärtsgehen.
Für letztere These spricht auch die "Rezessions-Checkliste", die drei Bereiche der US-Wirtschaftsentwicklung unter die Lupe nimmt: den Konsum, die Unternehmen und die monetären Bedingungen. In Summe sind diese drei Faktoren noch positiv - allerdings gibt es auch Warnsignale.
Am besten sieht es bei den Unternehmen aus. Deren Gewinne steigen ebenso wie die Prognosen für die kommenden zwölf Monate. In der Vergangenheit war es jedoch stets so, dass vor einem größeren Börsenabschwung immer auch die Unternehmensgewinne ordentlich nachließen. Im Bereich Konsum, der den größten Teil zum US-Wirtschaftswachstum beiträgt, sind die Signale hingegen gemischt. Zwar geben die Amerikaner nach wie vor gern und viel Geld aus, allerdings geht dabei vieles auf Pump - was angesichts der tendenziell steigenden Zinsen gefährlich ist. Gleichzeitig scheint auch die Lust am Bau oder Erwerb von Eigenheimen nachzulassen, was ebenfalls auf die nicht mehr so günstigen Zinskonditionen zurückzuführen ist.
Das größte Fragezeichen muss man ohnehin beim monetären Umfeld machen. Weil der Lohndruck steigt, nimmt die Befürchtung zu, die Notenbank Fed könnte die Zinsen deutlicher erhöhen als bisher angenommen, um bloß keinen Inflationsdruck aufkommen zu lassen. Das könnte die Konjunktur ausbremsen. 2018 ist ein schwieriges Jahr für Aktienanleger - so viel ist sicher.
Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com